Blutige Nase und eine Bruchlandung
Was haben Helena Fischer und Till Lindemann gemeinsam?

Foto: RZG

Da haben sich jetzt ja gerade zwei Stars eine blutige Nase eingefangen: Helene Fischer und Till Lindemann, allerdings aus unterschiedlichsten Gründen

Während die Russlanddeutsche einmal mehr an einer gewagten Showeinlage scheiterte, an der auch langjährige Ensemble-Mitglieder des „Zirkus Krone“ scheitern könnten, legte der Sänger der Brachial-Rocker aus der früheren DDR eine – in doppeltem Sinne – rechte Bauchlandung hin, die die Existenz der Band wohl nachhaltig gefährden dürfte.
Aber der Reihe nach. Auch wenn ich – von ein paar Titeln von Udo Jürgens sowie den hysterischen Mini-Opern eines Christian Anders („Wer liebt, hat keine Wahl“) abgesehen – kaum deutsche Schlager höre, habe ich vor Helene Fischer durchaus Respekt. Im Gegensatz zu Andrea Berg, die mich immer ein wenig an Sozialwohnungen erinnert, erstrahlt Frau Fischer ja in geradezu madonnenhaftem Licht und mit der erfolgreichsten Sängerin der Welt, Madonna, hat sie auch einiges gemeinsam. Vor allem ihre exaltierten Shows, bei denen sie nicht nur atemlos durch die Nacht, sondern auch über und unter diverse Trapeze und andere Parcours-Hindernisse zieht, hüpft und gleitet, sind für deutsche Schlagerverhältnisse (Fischer ist die einzige, die in dieser Sparte regelmäßig Stadien füllt) einzigartig. Diese Woche übertrieb sie, verunfallte und die Bilder ihrer blutigen Nase waren zwar unschön, nähren aber doch die Hoffnung, dass bald alles wieder gut ist.

Das darf Till Lindemann nicht hoffen. Sein gelinde(mann) gesagt antiquierter Blick auf Frauen im Allgemeinen und mögliche Sexualpartnerinnen im Besonderen mochte in den virilsten Zeiten eines Jim Morrison oder Mick Jagger einen gewissen Charme gehabt haben, heutzutage macht spätestens die #metoo-Bewegung solche Formen von Groupie-Romantik unmöglich. Und wie naiv weibliche Fans, die Lindemanns „After-Show-Parties“ besuchten, auch sein mögen – Volljährigkeit und vor allem Freiwilligkeit ist das mindeste; ansonsten ist von einem kriminellen Delikt auszugehen. Zwar konnte dem Metaller, dessen „Bück dich!“ Zehntausende auf Konzerten tagtäglich mitgrölen, noch kein strafrelevanter Vorwurf gemacht werden. Aber schon geht das erste Bandmitglied vorsichtig auf Distanz – für mich der Anfang vom Ende. „Anscheinend sind Dinge passiert, die - wenn auch rechtlich ok - ich persönlich nicht in Ordnung finde“, meinte Rammstein-Schlagzeuger Christoph Schneider. Was immer der Unterschied zwischen rechtlich ok und persönlich nicht in Ordnung auch sein mag – meine (und es gibt sicher Menschen, die da noch weit aufgeregter reagieren) Lust auf Rammstein-Konzerte ist mittlerweile enden wollend.

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