Corona-Virus
Die Welt ist erstarrt

Der Krisenstab der Vorarlberger Landesregierung steht in diesen Tagen vor großen Herausforderungen. | Foto: VLK
  • Der Krisenstab der Vorarlberger Landesregierung steht in diesen Tagen vor großen Herausforderungen.
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LH Wallner: „Durchhalten, Abstand halten und Zusammenhalten!“

Viele Fragen landen derzeit auf dem Schreibtisch unseres Landeshauptmanns. Einige dieser Fragen hat uns Markus Wallner beantwortet.

Herr Landeshauptmann, die Welt ist derzeit fast in einer Art Tiefschlafphase. Das Corona-Virus hat uns fest im Griff. Wie sehr erfahren Sie in diesen Tagen ein Miteinander der Vorarlberger Bevölkerung?

LH Wallner: Die Vorarlbergerinnen und Vorarlberger haben bisher sehr besonnen reagiert und tragen die Maßnahmen wirklich gut mit. Mir ist bewusst, dass das eine außergewöhnliche Situation ist, aber jetzt ist es ganz entscheidend, dass wir zusammenhalten. Wir Vorarlbergerinnen und Vorarlberger sind stark genug! Wenn wir alle gemeinsam zusammenhelfen und ruhig bleiben, dann werden wir auch diese schwierige Situation meistern. Ich bedanke mich für das bisher gezeigte Verständnis und bei den vielen Berufsgruppen, die jetzt über sich hinauswachsen und wirklich tolle Arbeit für unsere Gemeinschaft leisten.

Je länger eine Isolation stattfindet, desto größer wird auch das Unbehagen der Bevölkerung. Was schätzen Sie, wie lange es dauern wird, bis die Stimmung kippt?

LH Wallner: Die getroffenen Maßnahmen sind natürlich einschneidend, aber sie sind leider unvermeidlich. Ich glaube, die Bevölkerung hat den Ernst der Lage erkannt. Auch wenn es nicht immer einfach ist, appelliere ich auch an dieser Stelle noch einmal an alle Bürgerinnen und Bürger: Bitte nehmen Sie die Maßnahmen ernst und halten Sie sich daran. Je mehr Personen diesem Aufruf folgen, desto effektiver können wir das Virus eindämmen und desto weniger Menschen werden in Vorarlberg sterben.

Apropos Miteinander: Sich auf sozialen Netzwerken oder Plattformen zu treffen ist das eine, der körperliche Abstand ist jetzt umso wichtiger als je zuvor. Warum?

LH Wallner: In dieser Phase ist es jetzt ganz entscheidend, dass wir unsere Sozialkontakte einschränken. Das ist wahrscheinlich die einschneidendste, aber auch wichtigste Maßnahme. Nur diese harte Maßnahme hilft wirklich, um das exponentielle Wachstum des Coronavirus einschränken zu können. Deshalb werden wir unser Leben für eine gewisse Zeit ein wenig umstellen müssen. Dies ist aber gleichzeitig auch die wirksamste Methode im Kampf gegen das Coronavirus. Dass die getroffenen Maßnahmen wie das Reduzieren von Sozialkontakten oder die temporäre Schließung von Schulen effektiv sind, zeigt sich mittlerweile in vielen asiatischen Ländern, die diese restriktiven Maßnahmen ebenfalls getroffen haben. Auch in China war zu Beginn der Coronakrise ein exponentielles Wachstum zu verzeichnen, mittlerweile konnte die Ausbreitung durch diese Maßnahmen aber praktisch gestoppt werden und die Zahl neuer Infektionen ist sehr stark gesunken.

Heißt aber auch, die Menschen sollten sich bei Freizeitaktivitäten „aus dem Weg“ gehen?

LH Wallner: Freizeitaktivitäten sind momentan ohnehin nur sehr eingeschränkt möglich. Aber es bleibt uns derzeit leider nicht viel anderes übrig, die notwenigen Abstände einzuhalten. Wir haben gesehen, dass das Coronavirus auch vor Österreich nicht haltmacht und auch in Österreich steigt die Zahl der Infizierten täglich weiter an. Ein Blick über die Grenze nach Italien oder auch nach Spanien sollte auch die letzten Zweifler überzeugen. Wir müssen die Ausbreitung des Virus bestmöglich verhindern und die Gesundheitsversorgung aufrechterhalten. Dorthin gehen unsere Bemühungen. Wir treffen die Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung und dabei vor allem zum Schutz der älteren Generation.

Die gesamte Landesregierung ist im Krisenmodus und hat im täglichen Krisenmanagement viel Verantwortung. Finanzielle Unterstützung in fast allen Bereichen mag ja positiv in der ersten Welle des Shutdowns wirken, aber auch da ist irgendwann einmal Schluss. Vor allem die Wirtschaft muss wieder Fahrt aufnehmen, sonst wird es sehr eng - auch für die Big Player in Vorarlberg. Wie sehen Sie hier die Prognosen?

LH Wallner: Wir wissen, dass die Situation in vielen Vorarlberger Betrieben eine äußerst angespannte ist und viele Menschen sich berechtigte Sorgen um ihren Arbeitsplatz machen. Derzeit ist noch nicht absehbar, wann der „Notbetrieb der Republik“ wieder hochgefahren werden kann. Ziel muss es aber natürlich sein, die Zeit des Notbetriebs so kurz wie möglich zu halten. Wir haben uns jedenfalls ein großes Ziel gesetzt: Niemand soll in dieser Krise seine Existenz verlieren. Aufbauend auf den Hilfsmaßnahmen des Bundes in Höhe von 38 Milliarden Euro haben auch wir uns in Vorarlberg deshalb mit den Sozialpartnern und den regionalen Banken auf ein Maßnahmenpaket für die Wirtschaft und die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer verständigt. Uns ist es wichtig, dass die Hilfe in dieser schwierigen Phase bei den Menschen und Unternehmen schnell ankommt. Unsere Unterstützung soll helfen, bestmöglich durch diese schwierige Phase zu kommen.

Ostern steht vor der Tür. Ein Fest der Familie. Was möchten Sie den Vorarlbergern auf diesem Weg mitgeben?

LH Wallner: Auch wenn Ostern natürlich vor allem ein Familienfest ist: Durchhalten, Abstand halten und Zusammenhalten! In dieser Situation ist es ganz wichtig, dass die Bevölkerung ruhig bleibt und sich wirklich jeder an die getroffenen Maßnahmen hält. Wir sorgen wiederum dafür, dass die Grundversorgung – Lebensmittelversorgung, Spitäler, Pflege – weiterhin funktioniert. Wir Vorarlberger müssen jetzt das tun, was wir am besten können: Durchhalten und Disziplin zeigen. Nur nid lugg lo! Jeder, der sich an die Maßnahmen hält, hilft Leben zu retten.

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