Ausstellung
Das jüdische Währing erleben
Das Judentum prägte bis 1938 die Währinger Kultur und Gesellschaft. Jetzt gibt es eine Dauerausstellung dazu.
WIEN/WÄHRING. Bis zum Anschluss an Hitlerdeutschland 1938 lebten in Währing rund 5.000 Juden. Sie prägten bis zu den gewaltsamen Verbrechen der Nationalsozialisten die Kultur und Gesellschaft des Bezirkes mit.
Die Direktorin des Instituts für jüdische Geschichte Österreichs Martha Keil und Renate Stockreiter inszenieren derzeit eine Ausstellung zu der lebhaften Geschichte der Währinger Juden. Die Dauerausstellung steht unter dem Namen „Schnitzler im Gemeindebau. Das jüdische Währing – Blüte – Vernichtung – Gedenken“ und ist während den Dienstzeiten im Amtshaus Währing zu sehen. Zweimal im Monat gibt es zusätzliche Öffnungszeiten an einem Mittwoch- und Samstagabend.
Jüdischer Mikrokosmos
Vor der gewaltsamen Vertreibung und Ermordung der jüdischen Bevölkerung war Währing ein Mikrokosmos des Judentums. Es war eine bunte Mischung aus kleinen Leuten im Gemeindebau und Villenbesitzern im Cottage, Arbeitern und Geschäftsleuten, Nachbarn und Freunden. Die Synagoge in der Schopenhauerstraße 39 galt als religiöses und kulturelles Zentrum und bot über 500 Menschen Platz. Sie fiel – wie leider so viele der jüdischen Kulturgüter in Währing – den Novemberpogromen vom 9./10. November 1938 zum Opfer.
Das Rothschildspital an der Ecke Währinger Gürtel und Gentzgasse war um 1900 eines der modernsten Krankenhäuser Wiens. Heute steht auf dieser Höhe das WIFI Wien. Dies sind nur einige Beispiele für die gewaltsame Vernichtung der jüdischen Kulturgüter in den dunklen Stunden Österreichs. Ein Mauerstück ist eines von vielen sorgsam ausgewählten Exponaten der Dauerausstellung und zeugt symbolisch von der gewaltsamen Zerstörung dieser verschiedenen Bauwerke.
Enormer Verlust für Währing
Die Ausstellung lässt neben der unfassbaren Grausamkeit und dem Unrecht, das den Menschen angetan wurde, auch spüren, was für ein Verlust diese Vernichtung für das kulturelle und gesellschaftliche Leben im Bezirk war. Dieser Verlust ist nicht wiedergutzumachen. Aber es hilft, ihn sich bewusst zu machen, so die Initiatoren.
Zusätzlich zur Ausstellung gibt es an den geöffneten Mittwochabenden die Veranstaltungsreihe „Dinge – Menschen – Geschichten“. Kuratorin Martha Keil und Gäste erzählen hier Geschichten rund um das Leben im jüdischen Währing.
Zur Sache:
„Schnitzler im Gemeindebau" im Amtshaus Währing (Martinstraße 100) kannst Du bis 31. Mai 2022 besuchen. Von Montag bis Freitag, von 7.30 bis 15.30 Uhr, und einmal pro Monat am Mittwoch- und Samstagabend. Infos unter: 01/400 018 111
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