Semmelweis: Zukunft offen
Schon seit längerem kursieren immer wieder die verschiedensten Gerüchte um das Thema Semmelweis-Klinik und die Pläne der Stadt, was genau mit dem Gelände geschehen soll, nachdem das Krankenhaus Nord fertiggestellt worden ist. Die BEZIRKSZEITUNG hat sich genauer umgehört.
Bereits 2006 wurde ein Teil des mehr als 100 Jahre alten Semmelweisareals von Parkland in Bauland umgewidmet. Dies hatte zur Folge, dass sich besorgte Anrainer in einer Bürgerinitiative (BI) zusammenschlossen, um etwas gegen den Ausverkauf des Areals zu unternehmen und dieses für die Bevölkerung zu erhalten. Tatsächlich wurde bereits im Sommer 2010 ein Haus auf den Semmelweisgründen verkauft, das jedoch laut Käufer renoviert und erhalten werden soll.
Die ehemalige Hebammen-Schule der Semmelweis-Klinik, eines der besterhaltensten Gebäude am Gelände, wird mit der Fertigstellung des Krankenhauses Nord ebenso einer Verwertung zugeführt, wie viele andere Gebäude. „Wir befürchten, dass dadurch die Weichen Richtung Zubetonieren gestellt werden“, erklärt Lisa Natterer, Öffentlichkeitssprecherin der BI Semmelweis.
Von dem kann jedoch laut Wiener Stadtentwicklungsgesellschaft (WSE), die den Auftrag erhalten hat, ein zukünftiges Nutzungskonzept für die Häuser 1 bis 4 zu erstellen, nicht die Rede sein. „Wir sind erst in der Analysephase. Wie sieht es mit Denkmalschutz, Infrastruktur und so weiter aus. Uns ist es wichtig, dass alles in Abstimmung mit Bevölkerung und Bezirk geschieht“, so Mario Scalet, Pressesprecher des WSE. „Es ist abzuwarten, ob es dann wirklich so geschieht. Uns Wienern wurde schon oft versprochen, wir werden eingebunden, und erfahren hat man erst wieder etwas als die ersten Bagger gekommen sind“, zeigt sich Natterer nicht sehr zuversichtlich.
Bezirksvorsteher Karl Homole stellt sich auf jeden Fall auf die Seite der Bürgerinitiative: „Uns wurde von Seiten der Stadt zugesagt, dass wir in die Planung eingebunden werden. Der Bezirk unterstützt die Bürgerinitiative von Anfang an, und wir werden hier gemeinsam vorgehen.“
Wie bereits erwähnt, wurde ein großer Teil der Parkflächen in Bauland umgewidmet. Hier werden auch bereits die ersten Bäume gefällt bzw. gestutzt. Laut Natterer ein Zeichen, dass auf diesem Gelände bald zu bauen begonnen wird. Tatsächlich gibt es für diese Adresse mehrere Bescheide des magistratischen Bezirksamtes, die besagen, dass hier Bäume gefällt werden können. Warum dies geschieht, war nicht in Erfahrung zu bringen. Gründe können jedoch Krankheit der Bäume, Sturmschäden und eben auch Bautätigkeiten sein.
Fakt ist: Bäume dürfen nicht gefällt werden, ohne eine Ersatzpflanzung vorzunehmen. Ausnahme: wenn öffentliches Interesse besteht. „Der Begriff ‚öffentliches Interesse‘ ist hier ein sehr dehnbarer Begriff, vor allem, da das Gebiet in Bauland umgewandelt wurde“, gibt sich Natterer skeptisch. Man darf gespannt sein, wie die Pläne der Stadt Wien wirklich aussehen.
Manuela Mähr
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