Wissenschaft in Währing
Sie findet nicht nur Äpfel

- Marianne Kohler-Schneider fand vor Kurzem den ältesten Apfel Wiens im Boden von Oberlaa.
- Foto: BOKU
- hochgeladen von Mathias Kautzky
Marianne Kohler-Schneider ist Archäobotanikerin an der BOKU und hat den ältesten Apfel Wiens gefunden.
WÄHRING. Marianne Kohler-Schneider befasst sich mit Pflanzenresten aus archäologischen Ausgrabungen: „Damit kann man das Leben der Menschen vor Tausenden Jahren rekonstruieren.“ Im Falle des Apfels, den die Universitätsprofessorin jüngst gemeinsam mit der Wiener Stadtarchäologie im Oberlaaer Boden gefunden hat, sind es circa 4.400 Jahre.
„Pflanzenreste finden wir häufig, meist ist es aber Getreide, Obst ist ganz selten. In den Erdproben kann man noch nichts erkennen, man muss sie erst ausschwemmen, ähnlich wie beim Goldwaschen“, erinnert sich Kohler-Schneider an ihren Sensationsfund, „plötzlich ist mir ein schwarzes Kugerl ins Sieb gehüpft, da hab ich mir dann gedacht, was das sei.“ Sie erkannte, dass es sich um etwas Besonderes handelt: „Unterm Mikroskop hat es sich dann schnell als Apfel herausgestellt: Kerne, Fruchtfleisch und sogar die Schale waren vollständig erhalten.“

- Der Apfel war zwar verkohlt, aber vollständig erhalten.
- Foto: Penz/Stadtarchäologie
- hochgeladen von Mathias Kautzky
Der älteste Apfel, der jemals auf Wiener Boden gefunden wurde, dürfte von den Menschen der Jungsteinzeit aus umliegenden Wäldern mitgebracht worden sein: „Er ist halbiert und gedörrt worden. Wir kennen ähnliche Funde aus der Schweiz, wo halbierte Wildäpfel auf Bastschnüren aufgefädelt und als luftgetrocknetes Dörrobst gespeichert wurden“, weiß die Forscherin. „Wildäpfel waren in der Jungsteinzeit begehrte Sammelpflanzen und dienten als unersetzliche Vitaminlieferanten in den Wintermonaten.
Der Oberlaaer Apfel könnte auf einer Darre getrocknet worden und dabei ins Feuer gefallen sein. Anschließend wurde er in einer Abfallgrube entsorgt, in der er nach viertausend Jahren von uns entdeckt wurde“, so Kohler-Schneider, die stets intensiv mit anderen Fachrichtungen zusammenarbeitet: „Anthropologen kümmern sich etwa um menschliche Knochen, Zoologen um jene von Tieren, Archäologen wiederum sind Spezialisten für die kulturelle Entwicklung der Menschheit. Gemeinsam setzen wir mit unseren Funden das urzeitliche Leben wie in einem Mosaik zusammen.“

- Marianne Kohler-Schneider an ihrem Arbeitsplatz auf der BOKU in Währing.
- Foto: Kohler-Schneider
- hochgeladen von Mathias Kautzky
Neugier und Vielfalt
Auch in ihrer Freizeit geht die Wissenschafterin mit offenen Augen durchs Land: „Ich liebe die Natur und interessiere mich sehr für Landschaftsgeschichte. Besonders gern bin ich im Wein- und Waldviertel unterwegs, aber auch im Gebirge. Ich beschäftige mich aber auch mit Malerei und Musik, spiele gern Klavier und auf afrikanischen Trommeln. Vielfalt ist mir wichtig“, so die Expertin für Rekonstruktion prähistorischer Landwirtschaft.
Ihre Disziplin, die Archäobotanik, hat Kohler-Schneider einst erst ins Leben gerufen: „Ursprünglich habe ich Biologie studiert. Weil es in Wien damals noch keine Archäobotanik gab, habe ich in England eine postgraduale Ausbildung gemacht.“ Nach ihrer Rückkehr hat sie das Fach Archäobotanik an der BOKU aufgebaut: „Rund um Wien blicken wir auf 7.000 Jahre Landwirtschaftsgeschichte zurück. Da gibt es noch vieles, das erst gefunden werden muss.“
Mehr Infos auf www.boku.ac.at



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