Waldorf: Es ist alles möglich
Die von Rudolf Steiner gegründete Waldorfschule in Währing kämpft wie alle anderen selbstverwalteten Schulen gegen viele Vorurteile: Ohne Noten könne die Ausbildung nicht profund sein. Dass dem nicht so ist, zeigt nicht zuletzt das breite Spektrum an Berufen der Ehemaligen.
Viele von Ihnen sind bei einem ausgedehnten Spaziergang im Pötzleinsdorfer Schlosspark vielleicht schon einmal an der Waldorfschule Pötzleinsdorf vorbeigegangen. Nur die wenigsten wissen jedoch auch, welche Geschichte hinter dieser Schulform steht und dass Absolventen, auch ohne herkömmliche Methoden, nicht nur künstlerische Berufe ergreifen oder erlernen können.
Eva Becker vom Schulverein der Rudolf Steiner Schule Pötzleinsdorf beschäftigt sich seit vierzig Jahren mit der Thematik Waldorfschule und stellt fest, „dass es zwei Richtungen gibt, die vorwiegend eingeschlagen werden, den sozialen und den künstlerischen Bereich. Trotz dieser zwei Hauptrichtungen findet man Waldorfschüler in allen Bereichen.“ Der Chef von Siemens Deutschland oder auch die Mitglieder des Porsche-Clans waren Schüler einer solchen Freien Schule. „Vom Künstler bis zum Naturwissenschaftler ist alles möglich. Einer meiner ehemaligen Schüler ist beim Aufnahmetest für das Medizinstudium zehntbester Österreicher geworden. Das macht mich sehr stolz“, freut sich Becker. Rund 75 Prozent der Waldorfschüler machen mittlerweile Matura, welche auch in Pötzleinsdorf angeboten wird. Zu diesem Zweck werden die Schüler ein Jahr lang von Lehrern öffentlicher Schulen unterrichtet, die auch die Matura im Haus abnehmen.
Im Jahre 1919 gründete der Österreicher Rudolf Steiner zusammen mit Emil Molt, dem Direktor der Waldorf-Astoria Zigarettenfabrik in Stuttgart, die erste Freie Waldorfschule. Steiner befasste sich mit der Entwicklung junger Menschen und seine Schulphilosophie baut sehr stark auf deren Entwicklungsschritte auf. „Wann ist ein Kind bereit, gewisse Inhalte aufzunehmen? Die Fähigkeiten der Kinder werden gefördert, dadurch wird das Selbstvertrauen der Kinder gestärkt und etwaige Schwächen überwunden“, erklärt Becker.
Die Waldorfpädagogik orientiert sich an den Bedürfnissen der jeweiligen Altersklassen und spricht gleichzeitig auch die Gefühlsebene der Kinder an. Ab der 9. Klasse sind dreiwöchige Praktika verpflichtend: Von der aktiven Mitarbeit am Bauernhof, bei einem Handwerksbetrieb oder auch beispielsweise in einem Sozialpraktikum erlernen die Kinder wichtige soziale Fähigkeiten, die im späteren Leben unerlässlich sind. Heute besuchen rund 0,1 Prozent der gesamten österreichischen Schüler eine Waldorfschule – und es werden jedes Jahr mehr.
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