Bundeszentrale in Währing
Ärger des PVÖ-Langzeit-Generalsekretärs über Pläne für höheres Pensionsalter
Das Thema höheres Pensionsalter sorgt bei ihm stets für erhöhten Blutdruck. Andreas Wohlmuth ist schon seit mehr als einem Vierteljahrhundert, nämlich seit 2008, Generalsekretär des Pensionistenverbandes (PVÖ). Die über Jahrzehnte hinweg rote Vorfeldorganisation, die formell nicht mehr mit der SPÖ verknüpft ist, deren Führung aber von Präsident Peter Kostelka abwärts weiter ganz in den Händen früherer SPÖ-Politiker und Funktionäre liegt, hat ihre Österreich-Zentrale in der Gentzgasse 129 in Währung unweit der Haltestelle der Vorortelinie S 45.
Von dort aus meldet sich Wohlmuth basierend auf profundes Wissen und über die politischen Mechanismen, zu allen Themen, die die ältere Generation betreffen, zu Wort. Derzeit einmal mehr zu Plänen von Experten zur längerfristigen Anhebung des gesetzlichen Pensionsalters von 65 Jahren nach 2033. Dafür sollten nach Ansicht von Experten schon in absehbarer Zukunft die Weichen gestellt werden, damit betroffene Menschen Zeit haben, sich auf die Änderung in ihrem Leben einzustellen.
Das ist beim Pensionistenverband in der Gentzgasse erneuter Anlass, vor einer Anhebung des gesetzlichen Pensionsalters zu warnen. Für Arbeitnehmerinnen, Bäuerinnen und Gewerbetreibende wird das gesetzliche Frauenpensionsalter ohnehin gerade seit heuer in Etappen bis 2033 von 60 auf jenes der Männer mit 65 Jahren angehoben, für weibliche Beamte liegt es wie für Männer mit Beamtenstatus einheitlich schon bei 65 Jahren. Wohlmuth, der bereits seit 1991 beim Pensionistenverband tätig ist, hält dem gemeinsam mit Präsident Kostelka, dem früheren SPÖ-Klubobmann im Parlament, entgegen, es sollten vielmehr endlich "altersgerechte Arbeitsbedingungen" geschaffen werden, damit Menschen länger arbeiten.
Warnung wegen Druck auf ältere Beschäftigte
Der Generalsekretär des Pensionistenverbandes betont, dass zuerst die Dienstgeber ihre Verantwortung dafür wahrnehmen müssten: "Denn der Druck auf die älteren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ist zu hoch", erklärte der PVÖ in einer Aussendung. Laut dem Arbeitsklima-Index der Arbeiterkammer halten es vier von zehn Arbeitnehmern ab 45 Jahren für unwahrscheinlich, dass sie ihren Beruf mit 65 noch ausüben können. Trotz des Arbeitskräftemangels würden viele Bewerberinnen und Bewerber aufgrund ihres Alters als "zu alt" abgelehnt, beklagt der Bundes-Pensionistenverband.
Fachleute denken an Anhebung des Pensionsalters ab 2034
Zuletzt hat auch die neue Vorsitzende der Alterssicherungskommission der Bundesregierung, Christine Mayrhuber, die nach gut zweijähriger Vakanz des Postens vorerst bis Herbst dieses Jahres bestellt worden ist, gemeint, dass es ein höheres gesetzliches Pensionsalter über 65 Jahren nicht vor 2034 geben könne. Mayrhuber kommt aus dem Wirtschaftsforschungsinstitut, kurz Wifo. Hauptgrund dafür ist die gerade laufende Erhöhung bei den Frauen für die Jahrgänge 1963 und jünger.
In diese Kerbe schlägt auch der Chef des Instituts für Höhere Studien (IHS), Holger Bonin. Dieser hat Pläne zur Anhebung ab 2034/35 in der Vorwoche bei einer Tagung der Denkwerkstatt St. Lambrecht im Haus der Industrie in Wien geäußert. Auf politischer Ebene machen vor allem die Neos Druck für Reformen, weil der Milliardenzuschuss aus dem Bundesbudget zu den Pensionen immer mehr nach oben geht.
Wohlmuth verweist auf 50 Milliarden an Abgaben
Dieses Argument geht Wohlmuth jedoch gegen den Strich. Denn Pensionisten seien ein Wirtschaftsfaktor und nicht bloß ein Kostenfaktor. Sie würden jährlich 17 Milliarden Euro an Steuern und Abgaben leisten. Den Konsum würden sie mit 50 Milliarden Euro ankurbeln, rechnet er vor. Die Betreuung und Pflege von Angehörigen durch ältere Menschen erspare Kosten von vier Milliarden Euro und die ehrenamtliche Tätigkeit in Vereinen mache 2,5 Milliarden Euro pro Jahr aus.
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