Susanne Breitwieser
Ich bin blind, na und...???
Wer mit offenen Augen durch Wels geht, dem wird mit Sicherheit schon öfter die immer freundliche Dame mit ihrer schwarzen Labradorhündin Lilo aufgefallen sein. Die Rede ist von Susanne Breitwieser, die mit über 40 durch eine unheilbare Krankheit erblindete.
WELS. Die BezirksRundschau nützte die Gelegenheit die ehrenamtlich für den Oberösterreichischen Blindenverband tätige Welserin zu begleiten. Gleich bei der Begrüßung wurde klar, dass trotz ihres Schicksalschlages viel Energie in der zierlichen Frau zu stecken schien. "Wenn ich ihnen zu schnell gehe, müssen sie es mir sagen", war einer der ersten Sätze der 58-Jährigen. Lediglich zum Fotografieren mussten wir ab und an eine kurze Pause einlegen. "Eigentlich musste ich nach meiner Erblindung alles neu lernen. Das fängt damit an mich auf Lilo zu verlassen und die Angst vor dem Überqueren einer Straße abzulegen", spricht Breitwieser aus dem Nähkästchen. Zunächst ging es dann mal in die Bank zum Geldabheben. Die neu angeordneten Automaten verlangten einer kleinen Mithilfe. "Ich hab keinen Kaffee mehr, kommen Sie mit zum Tschibo", schnell war eine Großpackung eingekauft, die es im Angebot gab. Der nächste Weg führte in die Bäckergasse und dann Richtung Pollheimerpark.
Bilder im Kopf
"Es gibt natürlich Momente, an denen ich gerne wieder sehen würde, bei der Sponsion meiner Tochter. Da kann es dann schon vorkommen, dass ich die eine oder andere Träne zerdrücke, das sind aber nur ganz kurze Augenblicke", erzählt die gelernte Masseurin und Therapeutin. Der Vorschlag jetzt auf einen Cafe zu gehen, kam ihr sehr gelegen. "Was ist denn ihr Lieblingscafe", fragte sie. Die Entscheidung viel auf das Cafe im MedienKulturHaus. Stufen rauf....leider erst ab 17.00 Uhr geöffnet...Stufen runter. Mithilfe von Lilo und dem Blindenstock alles kein Problem für die flotte Pensionistin. Am Stadtplatz fand sich dann in aller Ruhe ein Platzerl für ein interessantes Gespräch. "Eigentlich war ich eine Leseratte, jetzt helfe ich mir eben mit Hörbüchern, da muss aber schon die Stimme passen", erzählt sie weiter. "Durch meine Erblindung hab ich eine völlig neue Welt entdeckt, die bei mir Bilder und Gefühle im Kopf entstehen lässt", spricht die passionierte "Second-Hand-Shopperin" mit einem Lächeln.
Ehrenamtlich tätig
Die Tätigkeit als Obmannstellvertreterin beim Blindenverband mache sie gerne, "Es tut gut noch gebraucht zu werden". Sie wolle auch noch zu Verbesserungen beitragen, so ärgere sie sich darüber, dass für nicht mehr Berufstätige in Oberösterreich nur geringe Beträge für einen Assistenzhund beigesteuert werden. "Solche Hunde kosten an die 40.000 Euro, Menschen mit Beschäftigung erhalten rund 30.000 davon refundiert. Das ist sozial ungerecht, weil die meisten Blinden nur die Mindestpension beziehen, und sich dann keinen Hund mehr leisten können", ist sie mit dieser Situation überhaupt nicht zufrieden.
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