Der Advent ist die Zeit der Menschlichkeit
Der Thalheimer Pfarrer Pater Wolfgang Pichler verbindet mit dem Advent vor allem zwei Dinge:
Die Advents- und Weihnachtszeit ist für viele die schönste Zeit des Jahres. Weihnachtsmärkte mit heißem Punsch und liebevoll gestaltetem Kunsthandwerk, der süße Duft nach Lebkuchen und stimmungsvolle Weihnachtslieder bringen nicht nur Kinderaugen zum Strahlen.
Doch was ist die wahre Bedeutung von Weihnachten? Für den Thalheimer Pfarrer Pater Wolfgang Pichler sind das vor allem zwei Dinge:
„Der Heiland, der Retter wurde geboren. Und ich denke an den erwachsenen Jesus, der auftritt um den Menschen ihre Sprache wiederzugeben“, erklärt er.
Der Pfarrer ist überzeugt, dass diese Bibelstellen heute aktueller denn je sind. „Wenn es heißt, dass Lahme wieder gehen können und Blinde sehen, sind das übertragene Bilder. Heute heißt das für mich: Menschen finden wieder Freunde, sie haben Hoffnung und Freude, auch wenn sie im Leben viele Sorgen haben und viel Leid ertragen mussten“, erklärt er. Der Seelsorger weiß, dass gerade in der kalten, dunklen und oft nebeligen Winterzeit die Sehnsucht der Menschen nach Glück, Zusammenhalt, Menschlichkeit und Kommunikation besonders groß ist. Für ihn ist die Adventszeit, eine Zeit zum Zuhören – wobei er keinesfalls immer religiöse Gespräche meint. „Es tut doch gut, wenn man beim Punschstand ins Reden kommt, sich austauscht und sich verstanden und nicht mehr allein fühlt“, erklärt er.
Das Weihnachtsfest selbst ist ein Sonnenfest und wird nicht umsonst drei Tage nach der Sonnenwende gefeiert, weiß der Geistliche. „Das ist der erste Tag, wo man spürbar merkt, dass die Nacht wieder kürzer wird. Das hat viel mit der Hoffnung nach Licht und Freude zu tun“, so Pater Wolfgang. Auch die Kerzen am Christbaum symbolisieren für ihn Licht und Hoffnung. „Das ist zwar religiös, aber trotzdem konfessionslos. Deshalb ist es völlig in Ordnung, wenn sich etwa ein Japaner auch einen Christbaum aufstellt, obwohl er nicht Christ ist“, sagt der Thalheimer Pfarrer.
Dass die Weihnachts- und Adventszeit für viele nicht nur die schönste, sondern auch die stressigste Zeit des Jahres ist, entlockt Pater Wolfgang ein Schmunzeln: „Ich traue mich eines zu behaupten: Wenn die Leute im Dezember nicht den typischen Stress mit Geschenkeeinkäufen, Weihnachtsfeiern und Adventmärkten hätten, ginge ihnen etwas ab.“ Er ist dabei aber nicht verbittert, fehlende Besinnlichkeit will er seinen Schäfchen nicht unterstellen. „Es ist schön, wenn sich die Familie zur Adventszeit rund um den Adventkranz trifft, die Kerzen anzündet und gemeinsam singt. Ich kenne das noch aus meiner Kindheit“, so der Seelsorger. Aber erzwingen solle und könne man das nicht. „Man muss den eigenen Weg zum Glücklichsein und sich Besinnen finden“, ist Pater Wolfgang überzeugt.
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