Greißler im Bezirk suchen nach Alternativen
Greißler müssen sich heutzutage ein zweites Standbein schaffen, der Konkurrenzdruck ist stark.
BEZIRK. Der typische Greißler von nebenan ist in Wels-Land eine aussterbende Art. Eine Telefonumfrage in den 24 Gemeinden des Bezirks ergab ein nüchternes Bild: In lediglich sieben Gemeinden gibt es noch mindestens einen Greißler. Hingegen findet man in 15 Gemeinden mindestens einen Supermarkt.
Robert Rehbergers Greißlerladen am Mitterweg in Marchtrenk existiert seit über 50 Jahren. "Vor 40 Jahren gab es in Marchtrenk für damals 9000 Einwohner 24 Greißler. Heute gibt es noch genau zwei." In seinem kleinen Laden verkauft er mit seiner Frau Margarete Lebensmittel, Gebrauchsmittel für den Alltag und EDV-Software und Hardware. Das Computergeschäft ist Rehbergers Haupteinnahmequelle geworden: "Ohne ein zweites Standbein könnte kein Greißler heute überleben. Reine Greißler sind ausgestorben – sie hätten wirtschaftlich auch keine Existenzberechtigung." Laut Rehberger hat dies mehrere Ursachen: "Als Greißler kann man weder die günstigeren Preise der großen Ketten noch die langen Öffnungszeiten oder die Sortimentsvielfalt anbieten. Außerdem hat sich die Mentalität der Leute verändert. Gerade für jüngere Menschen ist persönlicher Kontakt im Lebensmittelhandel ungewohnt."
Zusatzangebot ist wichtig
Einen eher ungewöhnlichen Weg hat Ingeborg Fürhapper eingeschlagen. Die gebürtige Eberstalzellerin hat am 13. April einen Greißlerladen in der Schlossstraße in Steinhaus eröffnet. Dabei handelt es sich nicht um ihr erstes Geschäft: "In Eberstalzell habe ich vor sieben Jahren schon einen Greißlerladen eröffnet. Bei uns gibt es viel Hausgemachtes, wir kochen zu Mittag und bieten Catering an. Ohne diese Angebote ginge es nicht." Auf ihre Beweggründe für diesen Schritt angesprochen, antwortet Fürhapper: "Wir wollten dieses Konzept, das in Eberstalzell bisher gut lief, hinaus tragen." Kundennähe, Gemütlichkeit und ein überschaubares Angebot seien die Vorteile einer Greißlerei. Die Supermarktketten sieht Fürhapper für den Greißler-Rückgang hauptverantwortlich: "In einer 2500-Einwohner-Gemeinde wie Eberstalzell einen Supermarkt zu betreiben, kann wirtschaftlich nicht gut gehen – ansässigen Greißlern macht man so aber das Geschäft kaputt."
WKO-Bezirksstellenleiter Manfred Spiesberger sieht mehrere Gründe für das "Greißlersterben": "In kleinen Gemeinden rentiert sich ein Greißler nicht mehr. Die Menschen sind mobiler und kaufen in der Stadt ein." Als positives Beispiel nennt er den Nahversorger in Bachmanning: "Hier hat ein Verein die Obhut über den Greißler übernommen und das Angebot ausgeweitet. Dieses Konzept funktioniert."
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