Neue Kriminalitätsstatistik: Braucht Wels mehr Polizisten?
Die Zahl der Delikte ging 2016 zurück. Dennoch wird die Forderung nach mehr Polizei laut.
WELS. Viel Licht, aber auch viel Schatten: So stellt sich die gerade veröffentlichte Kriminalitätsstatistik des Jahres 2016 für die Stadt Wels dar. Erfreulich: Die Anzahl der Gesamtdelikte ist von 5250 auf 5022 zurückgegangen. Davon wurden 53,1 Prozent aufgeklärt – deutlich mehr als im Vorjahr mit 51,1 Prozent. Rückläufig war vor allem die Zahl der Diebstähle (1200 auf 993), Einbrüche in Einfamilienhäuser (137 auf 74) und Wohnungen (43 auf 28). Für Stadtpolizeikommandant Klaus Hübner das Ergebnis der im vergangenen Jahr gesetzten Schwerpunkte. "Wir haben uns auf Einbruchskriminalität und reisende Tätergruppen konzentriert und gerade in diesem Bereich in den betroffenen Wohngegenden viel Präventionsarbeit geleistet", so Hübner. Zusätzlich habe es immer wieder Überwachungsschwerpunkte an den Ein- und Ausfahrtsknoten der Stadt gegeben.
Darknet auch in Wels ein Thema
Das Darknet, jener nicht öffentliche Bereich des Internets, der in Umfang und Größe das herkömmliche Web-Angebot längst überholt haben soll, geht auch an Wels nicht spurlos vorüber. Zwar ist die Zahl der sogenannten Cybercrime-Delikte von 175 auf 82 zurückgegangen. Firmenerpressungen oder online bestellte Drogen, die ihren Ursprung im Darknet haben, gibt es laut Hübner aber auch in Wels.
Drogen-Sondereinheit geplant
Auch im Drogenmilieu gingen die Anzeigen von 401 auf 353 zurück. "Dennoch ist die Drogenproblematik weiterhin ein großes Thema in der Bevölkerung. Wir bekräftigen deshalb unsere Forderung nach der Stationierung einer eigenen Drogen-Eingreiftruppe in Wels", fordert FPÖ-Vizebürgermeister und Sicherheitsreferent Gerhard Kroiß. Laut Hübner ist diese bereits in der Umsetzung. Bis September 2017 soll es eine mobile Eingreiftruppe für den oberösterreichischen Zentralraum geben, die je nach Bedarf etwa in Wels, Linz oder Steyr eingesetzt werden kann. Generell sei die Suchtgiftstatistik aber mit Vorsicht zu betrachten. Denn "je mehr wir kontrollieren, desto mehr finden wir natürlich auch", so Hübner. Der Stadtpolizeikommandant spricht in diesem Zusammenhang auch von einem Verdrängungseffekt: Wird an Ort A verstärkt kontrolliert, verlagern sich Handel und Konsum auf Ort B und umgekehrt.
Ausbau der Videoüberwachung
Angestiegen ist im vergangenen Jahr hingegen unter anderem die Zahl der Körperverletzungen (306 auf 354), Firmeneinbrüche (92 auf 106) und Sexualdelikte (44 auf 64). Während die Steigerungen für Kroiß alarmierend sind, spricht Hübner von Schwankungsbreiten. Die Videoüberwachung habe sich bewährt und vor allem zur Aufklärung von Delikten in den Bereichen Raub und Körperverletzung beigetragen. Demnächst soll die Anzahl der Kameras von vier auf acht verdoppelt werden. Mit den neuen Standorten wird die Innenstadt künftig nahezu lückenlos überwachbar sein. Der Anstieg bei den Sexualdelikten sei vor allem einem Ereignis geschuldet. 17 der 20 zusätzlichen Anzeigen kamen durch die "Grapsch-Affäre" am letzten Volksfest zustande. Dennoch wären für Kroiß mehr Polizisten in Wels wünschenswert. Hübner betrachtet diese Forderung als ungerechtfertigt: "Auch wenn man die derzeit 190 Polizisten verdoppeln würde, könnte man keine hundertprozentige Aufklärung garantieren. Zudem stellt sich für mich die Frage, ob man sich noch wohl fühlt, wenn an jeder Ecke ein uniformierter Kollege steht." Hübner verweist hier auf die Erfolgsrate der Welser Polizei. Denn 2011 wurden noch 5879 Delikte aufgenommen. "Das Thema Sichtbarkeit der Fußstreifen ist in Wels das Um und Auf. Die Welser Bevölkerung will einen 'Polizisten zum Angreifen' haben", kontert Kroiß.
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