Marchtrenk fordert Bau einer HTL
Aufgrund des Fachkräftemangels macht Marchtrenks Bürgermeister Druck auf die Landespolitik.
MARCHTRENK. Die Stadtgemeinde Marchtrenk wuchs in den vergangenen Jahren kräftig. Das ist zu einem guten Teil dem Schaffen von Arbeitsplätzen durch die Unternehmen in Marchtrenk und im weiteren oberösterreichischen Zentralraum zu verdanken. Damit diese weiterhin Arbeitnehmer rekrutieren und ausbilden können sowie mit ihrem Standort zufrieden sind, geht Bürgermeister Paul Mahr in die Offensive. Er fordert den Bau einer berufsbildenden Schule. Im Jahr 1999 wurde laut Informationen des Büros des Landesschulrats eine Machbarkeitsstudie für die Errichtung einer HBLA (Höhere Bundeslehranstalt für wirtschaftliche Berufe) in Auftrag gegeben. Diese fiel negativ aus. "Die Entwicklungspläne sind auf längere Zeit angelegt. Es werden beispielsweise die Geburtenjahrgänge, Schülerplatzentwicklung und Einwohnerströme berücksichtigt", sagt Pressesprecherin Andrea Fürtauer-Mann. Im neuen Bundesschulentwicklungsplan, der vom Schuljahr 2018/2019 bis 2028/2029 gilt, ist keine Schule für Marchtrenk vorgesehen. Der Vorschlag wird vom Ministerium geprüft und im Nationalrat beschlossen. Die darin enthaltenen Projekte bestanden die Machbarkeitsstudie, andere Standorte haben keine Chance mehr. Kleine Hoffnungen macht nur die neue Bundesregierung.
"Das ist beschämend"
"Ich habe dem Landesschulrats-Präsidenten Fritz Enzenhofer gesagt, dass es komisch ist, dass die zehntgrößte Stadt keine berufsbildende oder höhere Schule hat, wenn doch von den restlichen 16 alle irgendeine haben", sagt Mahr. "Wir sind in der Entwicklung besser als fast alle Bezirksstädte. Aber vor zwei oder drei Jahren bekam ich die lapidare Antwort, dass in unserem Bereich keine Erweiterung angedacht ist." Die Berufung auf die Studie von 1999 kann er nicht nachvollziehen: "Die Situation ist durch die Digitalisierung und den Facharbeitermangel eine völlig andere. Dass man sich auf ein Ergebnis von der Jahrtausendwende hinausredet, wie schon beim B1-Ausbau, ist beschämend." So sei Landeshauptmann Thomas Stelzers Ziel, Oberösterreich unter die Topregionen Europas zu bringen, nicht zu erreichen. "Es gibt sogar hinter dem Trenk.s ein kostenloses Grundstück. Es ist mit Zug und Bus gut erreichbar", plädiert Mahr. Ihm schwebt als Schultyp eine HTL vor, als Fachrichtung die Kunststofftechnik. Eine spezifische Fachschule sei aber auch in Ordnung. "Wichtig wäre es, eine Richtung anzubieten, in der man, nachdem man ausgelernt ist, mit offenen Armen genommen wird." Starlim//sterner, eines der größten Unternehmen Marchtrenks, mangelt es an "fertigen Facharbeitern mit Erfahrung", wie Personal-Recruiter Gabriel Brandmayr erklärt. "Eine neue IT-HTL würde ich zum Beispiel sofort unterschreiben." Aber auch die Suche nach geeigneten Lehrlingen gestaltet sich schwer. "Wir müssen die Qualität der Grundschulausbildung fördern. Die wird immer schlechter", sagt Brandmayr. Von der Welser TGW Logistics Group, die in Marchtrenk einen neuen Standort errichtet, heißt es: "Wir suchen derzeit rund 250 Mitarbeiter in Wels und Marchtrenk, einen guten Teil davon machen HTLer aus. Technische Berufe (Produktentwicklung, IT, Software) sind sicher die größte Herausforderung. Insofern wäre jede zusätzliche Ausbildungsstätte nur wünschenswert." Doch wie es aussieht, wird es vor 2029 nicht dazu kommen.
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