Weiter Ärger um Sprachförderung
Seit dem Start des Kindergartenjahres sind zwei Monate vergangen. Die Wogen gehen seither hoch.
WELS. Viele Eltern stellten im September verwundert fest, dass die Anzahl der Pädagoginnen, die ihre Kinder betreuen, von zwei auf eine reduziert wurde. Eine Helferin ersetzt die Pädagogin, denn Letztere ist künftig für die Sprachförderung zuständig. Es herrscht Verunsicherung. In den sozialen Medien prangerten Eltern bereits die Verschlechterung der Betreuung in der Stadt an. SPÖ und Grüne stellen sich auf die Seite der Eltern und holten sich dazu auch Bildungswissenschaftlerin Karin Steiner ins Boot.
Einzelne Förderstunden nicht zielführend
Während Rot und Grün vor allem die genauen Grundlagen für die Umstrukturierung hinterfragen und in der Personalrochade Einsparungsmaßnahmen und Stellenabbau vermuten, geht Karin Steiner noch einen Schritt weiter. Kinder, die mehrsprachig aufwachsen, würden fünf bis sieben Jahre benötigen, um auf dasselbe Niveau zu kommen, wie einsprachig erzogene Kinder. Mit dem verpflichtenden Kindergartenjahr allein könne dieser Rückstand unmöglich aufgeholt werden. "Das erreichte Niveau hängt in hohem Maß von der Qualität der Umgebung und von den Sprachimpulsen ab, die den Erwerb der jeweiligen Sprache unterstützen", so Steiner. Es sei also weniger zielführend Kinder für einzelne Förderstunden herauszuholen, als die Sprachförderung in den Kindergartenalltag zu inkludieren. Zudem werde in den Kindergärten hauptsächlich Alltagssprache – also Dialekt – gesprochen, um in der Schule folgen zu können, würden die Kinder aber bildungssprachliche Kompetenzen benötigen.
35 Pädagoginnen für Sprachförderung
Bürgermeister Andreas Rabl und Stadträtin Margarete Josseck-Herdt, beide FPÖ, weisen die Vorwürfe zurück. "Um zu erfahren, dass wir kein Personal einsparen und die Stellen ausgeschrieben sind, hätte bereits ein Blick ins Amtsblatt genügt. Wenn es offene Fragen zum pädagogischen Konzept gibt, hätten diese längst im Gemeinderat gestellt werden können. Mir ist dazu nichts bekannt", so Bürgermeister Rabl. "Gerade durch die Reform gibt es jetzt 35 Pädagoginnen, die in der Sprachförderung tätig sind. Hat die Sprachförderung vormals erst mit dem vierten Lebensjahr begonnen, haben wir uns dafür eingesetzt, bereits dreijährige Kinder zu fördern", kontert Stadträtin Josseck-Herdt. Die Sprachförderung werde – ähnlich wie in der Volksschule – in Kleingruppen abgehalten. Grüne und SPÖ wollen es trotzdem genauer wissen und kündigten eine umfassende Anfrage an Stadträtin Josseck-Herdt im Gemeinderat am 7. November an.
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