Mehr Sicherheit am Reserlmarkt gefordert
Neulengbach überdenkt seine Sicherheitskonzepte nach der "Demenzfahrt" eines 90-Jährigen.
NEULENGBACH (mh). "Wir werden das Sicherheitskonzept des Reserlmarktes unter die Lupe nehmen und möglicherweise einige Verbesserungen vornehmen", sagt Neulengbachs Sicherheitsstadtrat Jürgen Rummel (ÖVP) auf Anfrage der Bezirksblätter. Beim Jahrmarkt am vergangenen Dienstag fuhr ein verwirrter 90-jähriger Pensionist mit seinem Auto zweihundert Meter durch die Menschenmassen. Verletzt wurde nur deshalb niemand, weil der Mann im Schritttempo unterwegs war. "Der Reserlmarkt ist eine traditionelle Veranstaltung und die Scherengitter und Beschilderungen waren bisher völlig ausreichend", ist Rummel überzeugt. "Der Mann ist nur deshalb so weit gekommen, weil er ganz langsam durch den Markt gefahren ist. Natürlich könnten wir Betonpoller aufstellen, aber wir wollen die Veranstaltung nicht vollkommen abriegeln." Zum Schutz vor sehr unwahrscheinlichen Amokfahrten könnten laut Rummel Fahrzeuge der Stadtgemeinde bei den beiden neuralgischen Punkten am Klosterberg und beim Stadt-Bahnhof die Absperrung zusätzlich absichern. "Ob das sinnvoll ist, müssen wir uns allerdings erst in Ruhe anschauen."
"Demenzfahrt" im Markt
Mittlerweile sind die Hintergründe der Demenzfahrt bekannt. Der 90-jährige Pensionist aus Neulengbach wollte zum Arzt fahren, weil er sich nicht wohl fühlte. Dabei ignorierte er nicht nur die Tatsache, dass gerade der größte Jahrmarkt der Region stattfand, sondern auch die Absperrung beim Klosterberg-Parkplatz. Zweihundert Meter später endete seine Fahrt auf der Höhe des China-Restaurants mitten im Zentrum. Am Zuckerwattestand, der weit in die Straße ragte, kam er nicht mehr vorbei. Bezirksblätter-Redakteur Michael Holzmann war Augenzeuge und schildert seine Beobachtungen: "Fluchend machten die Menschen Platz, beschimpften den Lenker, klopften ans Fahrerfenster und versuchten den Mann aufzuhalten. Doch der Hutfahrer setzte seinen Weg unbeirrt fort. Glücklicherweise war das Auto ganz langsam unterwegs. So konnten alle rechtzeitig ausweichen. Nur bei einem Verkaufsstand beschädigte er einige Waren. Am Endpunkt der Fahrt waren sofort Mitarbeiter der Stadtgemeinde und der Feuerwehr zur Stelle und öffneten die Fahrertür. Der 90-Jährige war inzwischen auf dem Fahrersitz zusammengesackt. Das Rote Kreuz brachte den regungslosen Mann mit einer Trage zum Einsatzwagen." Wie die Polizei später mitteilte, wurde der Pensionist vor Ort medizinisch versorgt, verweigerte jedoch die Mitfahrt mit der Rettung. Dem 90-Jährigen wurde der Führerschein vorläufig abgenommen. Der Alkotest verlief negativ. Er wird bei der Bezirkshauptmannschaft und der Staatsanwaltschaft St. Pölten angezeigt.
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