Clementinum
Pflegeskandal: Jetzt folgt Prozess

- Der Prozess gegen vier ehemalige Pfleger des "Clementinum" ist für acht Tage über die Dauer von zwei Monaten anberaumt.
- Foto: Holzmann
- hochgeladen von Karin Kerzner
Der Prozess gegen vier ehemalige Pflegekräfte des Pflegeheimes "Clementinum" beginnt am 16. September.
KIRCHSTETTEN (ip). Nach umfangreichen Ermittlungen beginnt am 16. September am Landesgericht St. Pölten ein, vorerst für acht Tage anberaumter, Prozess gegen vier ehemalige Pflegekräfte eines Heimes in Kirchstetten, denen die Staatsanwaltschaft mehrere Vergehen des Quälens oder Vernachlässigens unmündiger, jüngerer oder wehrloser Personen, das Verbrechen des sexuellen Missbrauchs wehrloser oder psychisch beeinträchtigter Personen, Körperverletzung und Urkundenfälschung zur Last legt, wobei ein Strafmaß bis zu zehn Jahren Haft im Raum steht. Bis zu einer eventuellen rechtskräftigen Verurteilung gilt für alle Angeklagten die Unschuldsvermutung. Mit einem Urteil ist erst im November zu rechnen.
Wehrlosigkeit der Opfer
Nachdem die Causa im Oktober 2016 aufgrund der Anzeige seitens der Heimleitung ins Rollen kam, erschütterten die Vorwürfe gegen einen diplomierten Krankenpfleger und seine Kolleginnen die Öffentlichkeit, zumal es sich bei den Opfern um mehrere Bewohner des Pflegeheims gehandelt habe, die aufgrund von Gebrechlichkeit, Krankheit oder geistiger Behinderung, meist bedingt durch ihr hohes Alter, sadistischen Grausamkeiten ausgesetzt und großteils nicht in der Lage gewesen seien, sich zu artikulieren.
Zwei Pflegekräfte, die mit den Gegebenheiten und ihren Beobachtungen auf der Station völlig überfordert waren, wendeten sich an die Heimleitung. Von den ursprünglich fünf Beschuldigten müssen sich nun ein Mann und drei Frauen, die sich bis jetzt nicht schuldig bekennen, den Vorwürfen vor Gericht stellen, wobei die zunächst im Raum stehenden Tötungsdelikte durch die Exhumierungen der Leichen nicht mehr zur Debatte stehen.
WhatsApp Verlauf hergestellt
Die Anklage beruht überwiegend auf den Aussagen mehrerer Belastungszeugen, die ihre Beobachtungen zu Protokoll gaben. Ein forensischer IT-Spezialist konnte darüber hinaus die gelöschten Chat-Protokolle einer WhatsApp-Gruppe, der unter anderem die vier Angeklagten angehörten, wieder herstellen. Auszüge aus den Beiträgen könne man, laut Staatsanwaltschaft, den genannten Beobachtungen zuordnen.
"Master of Death"- Pfleger
Als Quälen qualifiziert ist dabei unter anderem, dass man Heimbewohnern den eigenen Kot in den Mund gesteckt und über das Gesicht geschmiert haben soll, um "Restmüll zu sparen", ihnen mit der Bemerkung "stinkende Sau" Franzbranntwein in Mund und Augen verteilt, oder Fotos von den Opfern gemacht habe, nachdem man sie schrecklich geschminkt und bekleidet habe.
Neben Gewalttätigkeiten, wie Faustschlägen, soll es auch zu dem Beischlaf gleichzusetzenden Handlungen gekommen sein, wobei der Pfleger, der sich selbst als "Master of Death im Haus" bezeichnet haben soll, tatenlos zusehendes Publikum gehabt habe. Laut Chat-Protokoll habe es sich bei den Opfern ja nur um "Kreaturen, die übrig geblieben sind" gehandelt.
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