Feuchtbiotop wurde zur Geheimakte

Seit 24 Jahren ist ein Moor bei Johannesberg ein "Naturdenkmal", doch die Öffentlichkeit wusste nichts davon.

MARKERSDORF (mh). Beim Versuch, ein von ihm bei Markersdorf entdecktes Moor bei der Bezirkshauptmannschaft St. Pölten zum "Naturdenkmal" erklären zu lassen (die Bezirksblätter berichteten), machte Naturschützer Josef Rauschmeier vergangene Woche eine weitere erstaunliche Entdeckung. In der Naturschutzabteilung wurde ein Bescheid ausgegraben, aus dem hervorgeht, dass das "quellige Flachmoor" bereits 1990 zum Naturdenkmal erklärt wurde – dies in der Öffentlichkeit allerdings über die Jahre in Vergessenheit geriet.

"Wiesenmoorweg" soll Naturtourismus ankurbeln
Rauschmeier fordert nun, dass das Naturjuwel mit seinen einzigartigen Tier- und Pflanzenarten wieder durch die offenbar verschwundene offizielle Naturdenkmal-Tafel des Landes gekennzeichnet wird. "Außerdem könnte die WIR-Region auf ihrem Wanderweg von St. Laurenzi nach Johannesberg zusätzlich mit einer Infotafel auf dieses Highlight aufmerksam machen", so Rauschmeier, der eine Umbenennung der Strecke in "Wiesenmoorweg" vorschlägt. "Damit könnte man den Naturtourismus im Biosphärenpark Wienerwald ankurbeln." Bezirkshauptmann Josef Kronister versteht die Aufregung nicht: "Die Naturdenkmal-Tafel wird unverzüglich wieder angebracht, aber alle Auflagen zum Schutz des Feuchtbiotopes wurden eingehalten – es ist ja nach wie vor vorhanden."

KOMMENTAR
Das Moor hat seine Schuldigkeit getan
Bereits Anfang Jänner berichteten die Bezirksblätter über ein Feuchtbiotop, das ein Umweltschützer zufällig beim Wandern im Wienerwald entdeckte, nachdem ihm einige Schilfpflanzen aufgefallen waren, die so gar nicht in die Gegend passten. Ehrgeizig wollte er dafür sorgen, dass die einzigartige Naturlandschaft zu einem Naturdenkmal erklärt wird und so der Düngung und Trockenlegung entgeht. Erstaunt musste er auf der Bezirkshauptmannschaft St. Pölten feststellen, dass ihm bereits jemand zuvorgekommen war – und zwar vor 24 Jahren! Dass die offizielle Naturdenkmal-Tafel irgendwann Opfer der Witterung geworden ist und nicht einmal bei der Erstellung der Wanderkarte der WIR-Region jemand auf das Naturjuwel aufmerksam geworden ist, sollte zu denken geben. Aktenstapeln alleine genügt eben nicht, um auf die Wunder der Natur aufmerksam zu machen.