Katholische Kirche im Salzkammergut
"Wunsch nach Herzensnähe": Predigt zum Muttertag von Anna-Maria Marschner
„Euer Herz lasse sich nicht verwirren!“ (Joh 14,1) sagt Jesus kurz vor seiner Himmelfahrt zu den Jüngern. Das Evangelium vom 5. Sonntag der Osterzeit ist der Abschiedsrede Jesu entnommen.
SALZKAMMERUGUT. Ja, wenn es um einen Abschied geht, um Loslassen und Neubeginn, da ist unser Herz oft verwirrt, weil wir die Sicherheit des Gewohnten aufgeben müssen. Wir alle sehnen uns nach Nähe, Sicherheit und Geborgenheit. In der biblischen Abschiedssituation macht sich Unsicherheit unter den Freunden Jesu breit: Diese Situation hatten sie noch nie. Ihr Meister, mit dem sie die letzten Jahre unterwegs waren, und der ihnen das wahre Leben eröffnete, wird bald nicht mehr in vertrauter Weise bei ihnen sein. Er spricht vom Heiligen Geist, vom Beistand, den er senden wird. Was das heißen soll, verstehen sie (noch) nicht.
Unsicherheit
Auch für uns waren und sind diese Wochen der Corona-Zeit ein ständiges Lernen mit der Unsicherheit dieser ungewohnten Situation umzugehen. Übliche Abläufe müssen plötzlich ganz neu gedacht werden, das Selbstverständliche ist uns verloren gegangen. Die Schulen öffnen bald wieder ihre Pforten – aber auf die Umarmung der Freundinnen und Freunde in der Wiedersehensfreude müssen die Kinder verzichten. In den Kirchen dürfen ab 15. Mai wieder erste öffentliche Gottesdienste gefeiert werden. Aber wie ist es möglich, eine Willkommenskultur zu schaffen mit niedrigen beschränkten Teilnehmerzahlen? Wir hören doch Jesu Worte in uns klingen: „Kommt ALLE zu mir, die ihr mühselig und beladen seid!“ (Mt 11,29) Das braucht kreative pastorale Ansätze und die Bereitschaft, auch in diesen Wochen (Haus-)Kirche zu gestalten und uns auf die veränderte Situation einzulassen.
Muttertags-Umarmung fehlt
Es schmerzt uns besonders heute am Muttertag, dass wir zu unseren Müttern und Großmüttern Abstand halten müssen, wenn wir nicht im gleichen Haushalt leben. Kein Wunder, wenn unsere Herzen sich dagegen sträuben auf eine Muttertags-Umarmung zu verzichten. Herzensnähe wünscht sich ja immer auch physische Nähe!
Bei Gott hat alles Platz
Mitten in diese Unsicherheit hinein dürfen wir Jesu Zusage in unsere Herzen fallen lassen: „Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen.“ (Joh 14,2) Das gilt nicht erst für die Ewigkeit, das gilt auch hier und heute: Bei Gott hat vieles Platz, ja bei ihm hat alles Platz, was wir Menschen in uns tragen und uns bewegt. Bei Gott haben wir immer einen guten Platz, können wir Geborgenheit und Sicherheit spüren, auch wenn die Welt ordentlich durcheinander gerüttelt wird. Bei Gott ist Platz genau für dein und mein Leben in seinen Widersprüchen und Bruchstücken. Welch ein Geschenk in dieser Gewissheit leben zu dürfen!
Diese Predigt stammt von Pfarrassistentin Anna-Maria Marschner, leitende Seelsorgerin der Pfarre Gschwandt bei Gmunden, Gründerin des Entwicklungsprojekts „FAMUNDI – würdevolles Leben für Kinder und Familien“
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