Katholische Kirche im Salzkammergut
Predigt für 10. Oktober: „Die Reichen haben es schwer, in Gottes neue Welt zu kommen“
SALZKAMMERGUT. Was und wen meint Jesus mit den Reichen, mit Reichtum? An anderer Stelle in der Bibel, nämlich in der Bergpredigt, sagt Jesus: „Selig die Armen im Geiste“ – was und wen meint er damit?
Da gibt es Fragen an uns:
- Was bedeutet Besitz für mich?
- Wie gehe ich um mit dem, was ich habe?
- Wie wichtig ist es mir, immer mehr zu haben, auch mehr als die anderen?
Besitz macht besessen, sagt ein Sprichwort. Damit erheben sich weitere Fragen:
- Wie sehr besetzt mein Besitz mein Denken, mein Fühlen, mein Handeln?
- Wie viel Angst habe ich, dass ich meinen Besitz verlieren könnte oder dass jemand kommt und einen Anteil haben möchte?
- Wie großzügig bin ich?
- Gehöre ich zu den Menschen, die viel haben und die vor allem glauben, all das steht mir zu?
Viele glauben, weil sie oder ihre Vorfahren hart für etwas gearbeitet haben, steht ihnen ein großes Stück vom Kuchen zu, egal ob erarbeitet oder geerbt. Sie betrachten es nicht als Glück, sondern als Verdienst, viel oder mehr zu haben als andere. So wie manche es als Verdienst betrachten, hier in Österreich geboren zu sein – in einem reichen Land im reichen Europa. Schon der Blick über die Grenzen ist bedrohlich und erst der Gedanke, Menschen aus anderen Ländern könnten kommen und uns unseren Besitz streitig machen. Darum geht es heute vorrangig in der politischen Debatte. Eine Generation von Politikerinnen und Politikern, die selbst niemals um etwas kämpfen mussten, die sozusagen mit dem goldenen Löffel im Mund geboren sind, redet uns ziemlich erfolgreich ein, dass wir unseren Reichtum schützen müssen.
Wo kämen wir hin, wenn die Menschen aus den armen Ländern, die wir übrigens seit der Kolonialisierung fröhlich ausbeuten, plötzlich draufkommen, dass ein Teil des Kuchens ihnen zusteht?
Die Frage ist nur:
- Wo kommen wir hin, wenn wir so weitermachen? Wenn wir die Augen verschließen vor der Not in vielen Ländern, wenn wir weiterhin glauben, unseren Besitz verteidigen zu müssen gegen die Menschen, die zum Leben zu wenig, zum Sterben zu viel haben?
- Meint Jesus etwa uns, wenn er meint, dass es für Besitzende schwer ist, in Gottes Neue Welt zu kommen?
- Wenn ich Jesus richtig verstehe, ist Gottes Neue Welt eine Welt ohne Grenzen, eine Welt der Solidarität, der Mitmenschlichkeit, des Teilens.
- Wenn für Gott nichts unmöglich ist, könnten wir ja immer wieder darum bitten, dass wir mit Besitz so umgehen, dass seine Neue Welt möglich wird.
Predigt-Gedanken von Christa Recheis-Kienesberger, Religionslehrerin und Gottesdienstleiterin, Pfarre Pinsdorf
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.