Das war Weihnachten vor 100 Jahren in Amstetten
Krieg, Hunger, Frieren und das Gedenken an die Verstorbenen dominierte damals das Weihnachtsfest.
AMSTETTEN. "Militär und wieder Militär. Die Uniform begegnet einem überall, wohin man seine Schritte lenkt", schreibt das Amstettner Wochenblatt vor genau 100 Jahren über die immer gleichen Bilder seit dem Kriegsausbruch. 1916 feierten die Amstettner bereits die dritte Kriegsweihnacht.
Hunger und Kälte
Eine Weihnacht, die heute kaum vorstellbar ist. So heißt es etwa über die Stadt Amstetten: "Ueberall trachtet man diesem Uebelstande abzuhelfen", dass "Frauen und Kinder frierend stundenlang vor den Läden auf ihre Lebensmittelrationen warten müssen" ... "Vergeblich forscht man hier nach den Ursachen, die das für unsere Stadt beschämende Anstellen rechtfertigen würde."
Leiden zur Weihnachtszeit
Trotz des Hungers, des Frierens und des Leides wurde dennoch gefeiert. "Im Operationssaal war der große, reichlich geschmückte Tannenbaum äußerst dekorativ aufgestellt", schreibt das Amstettner Wochenblatt über die "Weihnachtsfeier für die Soldaten im städtischen Krankenhaus".
"Nach einem weihevollen Weihnachtschoral hielt Herr Kooperator Dorrer eine tief zu Herzen gehende Weiherede, in der er der Freude gedachte, die wir einst als Kinder beim Anblick des Weihnachtsbaumes empfanden."
Die Bescherung im Weltkrieg
"Nach Absingung eines Weihnachtsliedes kam das kleine Festspiel "Weihnachten im Walde" zur Aufführung", heißt es über eine Christbaumfeier im Schulhause in Böhlerwerk. "Auf Anregung unseres Herrn Bürgermeisters wurde den hier untergebrachten slowenischen Flüchtlingen eine kleine Weihnachtsfreude bereitet", wird von einer Christbescherung aus Euratsfeld berichtet.
Alles für den Sieg
In schwierigen Zeiten hilft man sich in diesen Tagen. Auch die Soldaten werden mit allen Kräften unterstützt.
Etwa am 24. und 25. Dezember 1916, wie das Wochenblatt zu berichten weiß: "... der freiwillige Labedienst bereitet am Bahnhof Amstetten den durchfahrenden Soldaten eine Weihnachtsbescherung. Eine große Anzahl Tannenzweige wurde reichlichst mit #+Rauchutensilien reizend behangen ... und mehr als sechshundert Liebesgabenpäckchen mit gleicher Füllung vorbereitet." Ein kleiner Moment, der die Soldaten aus ihrer Angst vor der Front reißt, der bald zu ihrem Alltag gehören wird.
Kein Verschnaufen im Krieg
Kurz nach dem Fest folgt bereits die nächste Hiobsbotschaft für die jungen Männer. So "werden die Landsturmpflichtigen der Geburtsjahrgänge 1898 bis einschließlich 1892 ... zu einer neuerlichen Musterung aufgerufen."
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