„Blackout-Folgen sind kaum vorstellbar“

Die Stadt Bad Ischl erhielt am Montag den Stabskoffer des Zivilschutzverbands – eine Art „Erste Hilfe-Koffer“ für den Katastrophenschutz. Am Bild: Reitsamer, Heide und Amtsleiter Adam Sifkovits. | Foto: BRS
2Bilder
  • Die Stadt Bad Ischl erhielt am Montag den Stabskoffer des Zivilschutzverbands – eine Art „Erste Hilfe-Koffer“ für den Katastrophenschutz. Am Bild: Reitsamer, Heide und Amtsleiter Adam Sifkovits.
  • Foto: BRS
  • hochgeladen von Thomas Kramesberger

SALZKAMMERGUT. Es ist dunkel im Salzkammergut. Aus den Leitungen kommt kein Wasser und die Heizkörper sind kalt. Die Tankstellen liefern keinen Treibstoff mehr und der öffentliche Verkehr steht still. Menschen, die dringend Hilfe brauchen, quälen sich zu Fuß ins Krankenhaus, da auch Einsatzfahrzeuge längst nicht mehr tanken können. Kein fließendes Wasser, keine Toilettenspülung, kein Telefon, kein Internet, kein Bankomat. Nichts geht mehr. Wir befinden uns mitten in einem Blackout, einem flächendeckenden Stromausfall.

„Die Zeit, wo man so ein Szenario ausschließen konnte, ist vorbei“, sagt Johannes Reichl vom Energieinstitut der Johannes Kepler Universität, der seit Jahren am Thema Blackout forscht. Die Frage ist nun: Wie ist man im Salzkammergut auf einen Blackout vorbereitet? Ein kurzer Stromausfall, der sechs bis zehn Stunden dauert, ist sicher kein Problem – ein Stromausfall, der sechs bis zehn Tage dauert, aber schon. „Die Hauptlast bei Katastrophen liegt bei den Gemeinden – trotzdem ist der Katastrophenschutz vielerorts ein Stiefkind“, sagt Markus Reitsamer, Vizepräsident des OÖ Zivilschutzverbandes.

Der Ischler Landtagsabgeordnete predigt in seiner Heimatstadt regelmäßig, wie wichtig es ist, auf Extremsituationen und Katastrophenszenarien vorbereitet zu sein. „Was im Falle einer längeren Krise, wie etwa eines flächendeckenden Blackouts über mehrere Tage oder Wochen, passiert, kann man sich gar nicht richtig vorstellen“, meint Reitsamer. Und die Bad Ischler Einsatzkräfte widersprechen ihm da nicht.

Beispiel: Katastrophe in Ischl
Die letzten Ereignisse, die Schneedruckkatastrophe 2006 und das Hochwasser 2013, sind dort stets präsent. Aber trotz Vorbeitung und Erfahrung sind den Einsatzkräften im Ernstfall Grenzen gesetzt.

Zwar ist die FF Bad Ischl via Erdkabel bei der Energie AG angeschlossen. Solange also deren Kraftwerke mit Notstrom versorgt werden, hat auch die Ischler Feuerwehr Strom. Außerdem stehen mehere tausend Liter Treibstoff für den Notfall bereit. Die Feuerwehrautos werden also noch unterwegs sein, wenn im LKH Bad Ischl bereits die Lichter ausgehen. Dort laufen die Notstromaggregate nur 72 Stunden. Im Ernstfall würde auch das Katastrophenschutzgesetz in Kraft gesetzt. Dieses gibt dem Bürgermeister weitgehende Vollmachten – etwa wenn Benzin von Tankstellen beschlagnahmt werden muss. Der Treibstoff müsste allerdings abgepumpt werden. Denn ohne Strom funktioniert keine Zapfsäule.

Eine kurze Halbwertszeit hätte im Falle eines flächendeckenden Blackouts hingegen die mobile Kommunikation: „Die Batterien der Handymasten halten ohne Strom bestenfalls eineinhalb Stunden. Dann geht kein Handy mehr“, sagt der Ischler Feuerwehrkommandant Franz Hochdanninger. Wobei die Kommunikation im Ernstfall noch das geringste Problem wäre. „Wenn wir im Winter ein Blackout haben, kann niemand mehr heizen – außer man hat einen Kachelofen“, so der FF-Kommandant. Noch schlimmer wäre nur ein Zusammenbruch der Lebensmittelversorgung (siehe Zur Sache), die im Falle eines flächendeckenden Blackouts nur eine Frage der Zeit wäre.

Eigenverantwortung ist zentral
In der Kaiserstadt appelliert man deswegen an die Eigenverantwortung jedes Einzelnen. Obwohl: Das funktionierte bisher eher schlecht als recht. Mitbürger, die solange mit dem Auto in abgesperrte Gebiete fah-ren bis sie im Schnee stecken bleiben (2006) oder absaufen (2013): Diese und ähnliche kopflose Aktionen sind im Katastrophenfall keine Seltenheit, bestätigen die Einsatzkräfte. Aber nicht nur im Einsatz, sondern auch in der Vorbereitung darauf stoßen Zivilschutz, Feuerwehr und Co. oft auf taube Ohren. „Die Menschen sind naiv und verwöhnt. Sie für Vorsorge im Katastrophenfall zu sensibilisieren, gelingt fast nur kurz nach einer Katastrophe – langfristig aber kaum“, so Hochdanninger.

Zur Sache

Laut Zivilschutz OÖ sollte es in Krisenzeiten jedem Haushalt möglich sein, einige Tage autark leben zu können. Anbei einige Tipps der Experten für Krisensituationen.
Lebensmittelvorrat:
Konserven eignen sich hervorragend zur Vorratshaltung. Sie sind lage haltbar und benötigen kaum Platz. Im Katastrophenfall kann es auch zu Störungen in der Wasserversorgung kommen. Das macht einen ausreichenden Vorrat zum Trinken, Waschen und Kochen notwendig.
Haushaltsapotheke: Diese sollte regelmäßig auf Haltbarkeit und Aufbewahrung kontrolliert werden und neben Arnzeimitteln und Verbandszeug die wichtigsten Notrufnummern beinhalten.
Technische Hilfsmittel: Ersatzbeleuchtung, Campingkocher, Autoradio oder Kurbelradio können nützlich sein.
Weitere Infos und wichtige Tipps finden Sie online unter www.zivilschutz-oee.at

Die Stadt Bad Ischl erhielt am Montag den Stabskoffer des Zivilschutzverbands – eine Art „Erste Hilfe-Koffer“ für den Katastrophenschutz. Am Bild: Reitsamer, Heide und Amtsleiter Adam Sifkovits. | Foto: BRS
„Die Menschen sind naiv und verwöhnt. Vorsorge für eine Katastrophe ist kaum vermittelbar“, sagt Feuerwehrkommandant Franz Hochdanninger.

1 Kommentar

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

UP TO DATE BLEIBEN

Aktuelle Nachrichten aus dem Salzkammergut auf MeinBezirk.at/Salzkammergut

Neuigkeiten aus dem Salzkammergut als Push-Nachricht direkt aufs Handy

BezirksRundSchau Salzkammergut auf Facebook: MeinBezirk.at/Salzkammergut - BezirksRundSchau

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus dem Salzkammergut und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du willst eigene Beiträge veröffentlichen?

Werde Regionaut!

Jetzt registrieren

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.