Schrei-Duelle im Gemeinderat
Mögliche Schlumberger-Ansiedlung führt zu großem Streit und "Taferl-Krieg" im Stadtparlament.
BAD VÖSLAU. Gemeinderatssitzung, 15. Dezember 2016. Baustadtrat Harald Oissner (Liste Flammer) verliest einen Antrag auf Umwidmung von (laut Gutachten schützenswertem) Grünland auf Bauland-Betriebsgebiet hinter Druckzentrum und Vöslauer. Die 10 Hektar große Fläche soll dem Sektproduzenten Schlumberger (Teil des Schweizer Konzerns Sastre) geboten werden. Dieser ist derzeit auf der Suche nach einer neuen Fläche für seine Produktion.
Aufgeheizt im Vorfeld
Im Vorfeld hatten alle Vöslauer Parteien - außer den Grünen - einen Brief an Schlumberger unterschrieben, in dem sich Bad Vöslau als Standort anpreist. "Unterwerfungsbrief" hatte es Grünen-Stadträtin Eva Mückstein genannt. Denn es sei überhaupt kein Konzept bekannt - weder, wie viele Arbeitsplätze kommen würden, noch wie viel Fläche versiegelt würde, noch ob es im Gegenzug am bestehenden Standort am Goldeck Erleichterungen für die Anrainer geben werde. Dort fahren bis zu 34 Lkw pro Tag an den Wohnzimmerfenstern vorbei. "Nicht um jeden Preis" wolle man Schlumberger in Bad Vöslau haben, steht auf den Taferln, die die Grünen-Mandatare zur Debatten-Eröffnung um 20:38 Uhr hochhalten.
Eine gute Stunde Streit
Und schon gehen die Wogen hoch. Stadtrat Oissner hält Eva Mückstein eine Aussendung der Grünen vor: "11 Falschmeldungen auf einer Dreiviertelseite!" Sie wiederum berichtet, dass Oissner im Bauausschuss gemeint habe, am Goldeck werde der Verkehr mehr werden. "Man darf eine eigene Meinung haben, aber keine Lügen erzählen! Ich habe nur gesagt: Es wird nicht weniger", kontert Oissner wutentbrannt. Vizebürgermeister Gerhard Sevcik liest Mückstein ebenso die Leviten. "Sie stehen mit ihrer Meinung alleine da! Wenn Schlumberger, dieser Traditionsbetrieb, nicht kommt, sind die Grünen schuld." Von den Grünen kontert Marta Glockner: "Das ist kein Traditionsbetrieb mehr, sondern ein Konzern, ein Pharmakonzern." "Ein Pharmakonzern? Ihr habt keine Ahnung!" Gelächter im Saal ...
Goldeck wird Chefsache
Um 21:45 Uhr wird die Umwidmung als "erster von 12 Schritten bis zur Ansiedlung" mit den fünf grünen Gegenstimmen beschlossen. "Manchmal braucht man ein dickes Fell", resümiert am Tag danach Eva Mückstein. „Ich freue mich aber, dass Bürgermeister Prinz doch eingeräumt hat, dass er sich um die Verkehrsprobleme am Goldeck kümmern wird."
In einer Aussendung nach der Gemeinderatssitzung sagt die Liste Flammer: "Die Grünen haben die Bedeutung der Standortentscheidung nicht erkannt und stellen sich klar gegen eine positive Entwicklung der Stadt."
Presseaussendung der Grünen
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