Neues Stadtviertel für Bad Vöslau:
Startschuss mit Grün-Kritik
BAD VÖSLAU. Das "Stadtquartier Nord", ein neues Stadtviertel im Bereich hinter der Trafik beim Badplatz über Ex-Abfüllanlage bis zu den Koizar-Hallen am Kammgarnareal, soll im Endausbau rund 450 neue Wohnungen und 1200 zusätzliche Einwohner nach Bad Vöslau bringen. Der dafür notwendige Raumordnungsvertrag wurde im Gemeinderat am 21. März 2024 mehrheitlich beschlossen. Sieben ergänzende Anträge der Grünen fanden keine Mehrheit.
Baustadtrat Harald Oissner erläuterte, dass die Entwicklung in vier Etappen vor sich gehen soll, in einem Zeitraum über 20 Jahre. Als erster Schritt wird schon bald im Bereich der alten Kammgarn-Fabrikshallen an der Falkstraße ein gemeinnütziger Wohnbau (EGW) mit ca 200 Wohnungen entstehen. Die Schritte 2 und 3 sollen der Entwicklung Richtung Badplatz dienen. Und im Schritt 4 seien die Koizar-Hallen im Fokus.
Der für die Entwicklung dieses Stadtquartiers wichtige Raumordnungsvertrag ist unter Dach und Fach. Er wurde vom Gemeindeanwalt Dr. Hecht erstellt, sei - so Oissner - Ergebnis der Verhandlungen mit den verschiedenen Grundeigentümern und "nicht mehr nachverhandelbar", somit unterschriftsreif.
Als Detail enthält er einen interessanten Liegenschaftstausch. Die Gemeinde erhält von der Firma Ottakringer das Café Thermalbad (= die denkmalgeschützte Villa Pereira). Die Ottakringer erhält dafür im Tausch (und gegen Zuzahlung) das Areal hinter der Kurapotheke, das sich noch im Gemeindebesitz befindet (derzeit Parkplatznutzung). Der Bürgermeister berichtet von der Idee, die Gastro im Café Thermalbad wiederzubeleben und im Obergeschoß ein Ärztezentrum zu installieren.
7 Anträge der Grünen
Grünen-Stadträtin Dr. Eva Mückstein bedankte sich bei Baustadtrat Oissner für sein "außergewöhnliches Engagement" in dem Projekt, das Bad Vöslau an seiner nördlichen Stadteinfahrt deutlich verändern wird. Sie äußerte aber mehrere Kritikpunkte am Vertrag und forderte Bürgerbeteiligung und Information ein. Konkret will sie ein öffentlich beauftragtes Verkehrskonzept. Denn immerhin müssen mindestens 500 Stellplätze geschaffen werden. Mückstein: "Wie kann der Verkehr zum naheliegenden Bahnhof geführt werden und wie ist das Konzept mit der Verkehrsberuhigung im Zentrum vereinbar?" Das vorliegende Mobilitätskonzept, das die EGW erbrachte, sei "ungenügend". Immerhin entstünden bereits im ersten Schritt 200 Wohnungen an der Falkstraße, zum Teil in Hochhäusern (6-7 Stockwerke)
Weiters sei der Kostenbeitrag der Firma Ottakringer für Abtretung, Tausch von Grundstücken und Kindergarten etc. mit 900.000 Euro "viel zu gering" für ein so profitables zentrales Gebiet. Freiraum und Grünflächen seien zu gering bemessen und sollten nachverhandelt werden. Mückstein weist außerdem darauf hin, dass die Stellplätze pro Wohnung von derzeit 1,5 auf 1 oder gar 0,8 reduziert werden sollen - "zugunsten des Bauträgers, der dann günstiger bauen kann", wie sie betont.
Mückstein formulierte ihre Kritik in sieben verschiedenen Anträgen, denen sich teilweise auch andere Oppositionsparteien anschlossen, die aber insgesamt keine Mehrheit fanden.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.