Sind wir als Menschen Opfer unserer Kindheitsgeschichte?

Steht doch immer wieder die Sonne am Ende des Horizonts
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  • hochgeladen von Patrick Eder

Jeder von uns hat sie und jeder von uns steht ganz unterschiedlich zu ihr. Die Rede ist von der eigenen Kindheitsgeschichte. Ob wir nun auf eine angenehme Kinder. – und Jugendzeit zurückblicken können oder ob sich beim Gedanken an diese mitunter schon längst vergangenen Tage in uns der Magen umdreht, liegt letztlich daran, wie jeder einzelne von uns sein individuelles Heranwachsen erlebt hat. Fällt uns bei diesem Thema auf, dass sich in uns erbauende und freudvolle Bilder zeigen oder sind es eher Bilder denen wir mit Schmerz, Abwehr und Verdrängung begegnen? Vielleicht sogar von beiden etwas?

Dr. Elisabeth Lukas, Psychologin und Psychotherapeutin (Logotherapie und Existenzanalyse) und überdies Viktor Frankls wohl bekannteste Schülerin, spricht sehr bildlich davon, dass jeder Mensch „Baumaterial“ von unterschiedlicher Qualität vorfindet, wenn er in diese Welt hinein geboren wird.

Nun kann dieses Baumaterial von eher minderwertiger Qualität sein, wie zum Beispiel der Sandstein. Dieser Stein zeichnet sich dadurch aus, dass er als sehr weicher, brüchiger Stein bekannt ist und zur stabilen Verarbeitung nur durch sehr viel Geschick eines gefinkelten Baumeisters gebracht werden kann. Verglichen mit einer Kindheitsgeschichte die eher Sandstein als Baumaterial aufzuweisen hat könnte man sagen dass dies jene Biographien sind, die geprägt waren von Gewalterfahrungen in der Familie, einem unsicheren Bindungsangebot im primären Bezugssystem (vielleicht durch einen alkoholkranken Vater oder einer an chronischer Depression leidenden Mutter) aber auch jene Biographien die mit Flüchtlingserfahrungen aus dem im Krieg versinkenden Heimatland mit einem folgeschweren Trauma konfrontiert wurden.

Als Gegengewicht zu einer „Sandstein-Kindheitsgeschichte“ gesellt sich eine, wie sie Frau Dr. Lukas nennt, „Marmorstein-Kindheitsgeschichte“. Marmorstein ist als sehr hochwertiges, stabiles und festes Baumaterial bekannt. Auf diesen Gedankengang bezogen sind jene Aspekte gemeint, die einem Menschen sehr gute Bedingungen zum aufwachsen schenken. Eine liebevolle Familie, ein solides Fundament, ein sicherer und geborgener Ort, ein stabiles primäres Bezugssystem, sowie ein entwicklungsförderndes Bindungsangebot. Diese Aspekte sollten prinzipiell eine gute Ausgangsbedingung für den Start ins Leben ermöglichen.

Aus dem praktischen und alltäglichen Lebensvollzug heraus wird uns wahrscheinlich eine Mischform an Baumaterialen bekannt sein die uns „mitgegeben“ wurden und aus denen wir unser einzigartiges und einmaliges „Lebensgebäude“ errichtet haben. Zusammengefasst könnte man sagen, dass es immer in der Hand des Baumeisters liegt, also an uns selbst, wie wir dieses vorfindliche Material letztlich zu verarbeiten im Stande sind.

Als Menschen haben wir die einmalige Möglichkeit Stellung zu beziehen dazu, ob wir buchstäblich die Flinte ins Korn werfen wollen und sagen „Wie soll ich denn bei dieser miserablen Kindheit und bei allem was ich erlebt habe ein gelingendes Leben führen können?“ Im selben Zuge könnten wir auch sagen „Gerade deshalb weil meine Kindheit nicht unbedingt ein Blumenmeer war will ich es heute anders anpacken und jene Bedingungen für mich und meine Kinder konstruieren die uns ein gelingendes Leben ermöglichen sollen“.

Als Menschen stehen wir ständig in einem Spannungsfeld zwischen dem wohin wir sollen und dem, was wir im Moment lebensumständlich vorfinden. Das Leben will uns wo haben. Wir können jeden Morgen aufwachen und damit beginnen unser Leben an der Hand zu nehmen und in die Hand zu nehmen.

Wir sind zu jeder Zeit aufgefordert, uns mit unseren bisherigen Biographien auszusöhnen und uns als gestaltende Wesen - als die wir vom Leben auch gedacht und gemeint sind - wahrzunehmen und einzubringen.

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