Kein Sozialplan für’s Puff!

Bevor die Adventszeit mit Engerln, Keksen und besinnlichen Weisen ausbricht, haben Spielleiter Heinz Baumgartner und sein Team noch einmal die Zeit genützt, ein Theaterstück auf die Beine zu stellen, in welcher harte Fakten, ungeschminkte Sager, Leder, Gummi und knappe Kleidungsstücke dominieren.
Die Autoren Markus Scheble & Sebastian Kolb hatten wohl großen Spaß beim Schreiben und nennen ihr Erzeugnis auch ohne Umschweife „Eine Rotlicht-Komödie“.
In einem aufwendig mit roten Glitzertapeten bestückten Etablissement eines Provinzbordells mit bescheidenem Geschäftsgang bewegen sich Puffmutter, zwei Liebesdienerinnen, die milieugeschädigte Tochter, die Putzfrau, der Hausmeister – und Kundschaft, erwünschte und geduldete. Spielschulden, Erpressung, echte & vorgetäuschte Liebe – die ganze Skala möglicher Geschehnisse in besagtem Gewerbe wird ausgeleuchtet.
Uschi Prilmüller als Chefin Berta ist eine hinreißend überzeugende Domina, die ihren Spezialkunden Direktor Sauerberg (Andreas Gänsluckner, witzig unterwürfig) sowie die ganze Belegschaft in Schach hält, begleitet von der hübschen Chantal (Birgit Gänsluckner) und der alternden Hure Desireè (komödiantisch reif Lisi Lechner). Viktoria Klingler gibt facettenreich die Tochter Jackie, Virginia Grimm gefällt als Putzerin Erna, Martin Nock schlüpft geschickt in zwei gänzlich verschiedene Rollen (Muskelmann Dragan & Mime Dinkelstein), Markus Rutter verkörpert den glatten Dr. Kinkel. Hansjörg Schieferer mimt den Mafiaboss Nikolaj alias Klaus), Heinz Lechner vermag dem Hausmeister sehr authentisch Figur und Gesicht zu geben, Martin Dichtl kann mit differenziertem Spiel als sympathischer Willi und garstig-klobiger Bauer Bockleitner gefallen.
Dass eine Komödie dieser Art saftige und nicht ganz jugendfreie Dialoge transportiert, hat offenbar niemanden gestört, das sichtlich gut gelaunte Premierenpublikum sparte nicht mit wiederholtem Szenenapplaus.Wer einen unterhaltsamen Theaterabend erleben will, ist hier in Ampass gut aufgehoben.