Vom Aussterben bedroht: Innenstadt braucht mehr Grün und Kunden
Neo-Bezirksrätin Conny Schmeller und Geschäftsmann Rainer Trefelik machen sich Gedanken zur Rettung der City.
INNERE STADT. Ein großes Anliegen ist der Politikerin Conny Schmeller (Grüne) die Erhaltung der Bevölkerung in der Innenstadt. "Es wird viel für die Touristen getan, aber an die Bewohner denkt keiner. Wir brauchen mehr Wohnungen statt Büros, sonst stirbt der Bezirk komplett aus", so die gebürtige Hietzingerin, die bis zu ihrer Pensionierung eine Fotografenagentur geleitet hat. "Der 1. Bezirk darf nicht wie Venedig werden, wo man kaum noch Einheimische antrifft", sagt Schmeller.
Fiaker verbannen
Ein Anliegen ist Conny Schmeller die Verbannung der Fiaker-Gespanne aus der City. "Wir sind dafür, dass die Gefährte nur mehr in Schönbrunn und im Prater unterwegs sind", so die Grünen-Politikerin. Weitere Ideen sind Fotovoltaikanlagen auf öffentlichen Gebäuden, Fassadenbegrünungen und die Schaffung von mehr Grünoasen sowie eine Mitrechtsreform. Nach dem Vakuum, das in der Amtszeit von Ursula Stenzel entstanden sei, verspüre Schmeller nun wieder eine politische Aufbruchstimmung im Bezirk. "Wir haben endlich wieder ein gutes Arbeitsklima und es wird nicht mehr blockiert", sagt die Neo-Bezirksrätin im bz-Talk.
Schmeller ist soeben nach dem Rückzug von Ronald Schmutzer für die Grünen ins Bezirksparlament eingezogen. "Ich bin seit einigen Jahren bei den Grünen als Aktivistin tätig. Jetzt bin ich in Pension und möchte meine freie Zeit sinnvoll für meine Mitmenschen nutzen", sagt die 65-Jährige.
Gefahr durch Onlinehandel?
Während viele andere Städte ihre Kunden an den boomenden Onlinehandel verlieren, können die Innenstadt-Geschäfte bei ihren Kunden immer noch mit Qualität und Beratung punkten. Bei einer Untersuchung von "Makam Research" hat sich herausgestellt, dass 76 Prozent der Kunden die Ware gleich mitnehmen wollen und 78 Prozent die persönliche Beratung sehr schätzen. "Das sind natürlich Zahlen, die die Unternehmer freuen. Die große Angst vor dem Onlinehandel halte ich deshalb für übertrieben", sagt Rainer Trefelik, Obmann der Sparte Handel in der Wiener Wirtschaftskammer.
"Menscheln" zählt
Einen weiteren Vorteil gegenüber anderen Städten sieht Trefelik in der Lebendigkeit der Einkaufsstraßen. "Die Wiener und auch die Touristen stehen auf dieses Menschelnde. Solange wir uns dieses tragende Element erhalten können, werden die Geschäfte in der City auch nicht aussterben", sagt Trefelik. Die Wienerinnen geben jährlich durchschnittlich 868 Euro für Mode aus, die Wiener immerhin 764 Euro.
Gute Entwicklung
Rainer Trefelik sieht die Zukunft der Inneren Stadt durchaus positiv. "Es gibt in vielen europä-ischen Innenstädten den Trend, dass in den nächsten Jahren viele Geschäfte zusperren werden. Für Wien sehe ich diese Gefahr nicht", so Trefelik.
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