Jagd in Tirol
Geschichten von damals: Jäger Helmut Rudigier erzählt

Foto: privat

Helmut Rudigier ist im Paznaun bekannt als ein herausragender Fuchsjäger. „So an die 500 werden‘s sicher gewesen sein“, schmunzelt der heute 85-Jährige. Das Fuchspassen war ihm immer die liebste Jagd und so hat auch alles begonnen. Als junger Bursch von etwa elf Jahren hütete er nach der Schule Schafe.
„Es kamen viele Lämmer weg und ich sah einen Fuchs. Das erzählte ich damals meinem Vater und er sagte zu mir: Du kannst dir ja das Kleinkaliber mitnehmen. Mei, so eine Freude hatte ich, das ist was gewesen! Und so nahm ich die Büchse mit, trieb die Schafe nach oben und setzte mich zum Warten hin. Ich hab grad mit der Jause angefangen, da ist er schon den Schafen nach. So hab ich dann meinen ersten Fuchs geschossen und alle haben eine Riesengaudi gehabt, denn 1941 kostete ein Kalb 85 Mark und ein Fuchs war 100 Mark wert, ein Marder sogar 120. Das Raubwild war damals wertvoll, deshalb war auch die Fallenjagd so wichtig“, erzählt Rudigier. Nicht nur als Fuchsjäger ist er bekannt geworden, sondern auch als hervorragender Preisschütze, seine Treffsicherheit war legendär.
1948 machte Rudigier seine Jagdprüfung, von den sechs Leuten, die mit ihm antraten, schaffte nur er sie auf Anhieb. Geschossen hat er damals mit einem italienischen Infanteriegewehr. „Da waren hundert Meter schon ziemlich weit“, schmunzelt er. „Da musste man sich noch richtig anpirschen. Jagdlich musste man da wirklich etwas können. Nicht wie heute, wo man auf 400 Meter schießen kann und manche Jäger gar nicht mehr wissen mit welchem Kaliber sie gerade schießen. Das erhöht einfach die Gefahr eines schlechten Schusses!“
Das Wild war nach dem Krieg nur mehr spärlich vorhanden. „Es herrschte große Not unter den Leuten. Gams gab es so gut wie gar keine mehr. Alles war so gut wie ausgeschossen. Wir Jäger mussten weite Strecken zurücklegen. In der Not taten wir uns zusammen und teilten dann das Wildbret unter uns auf“, erzählt Rudigier. Geißen zu schießen war damals verpönt, wollte man doch den Wildbestand wieder aufbauen. Rudigier selbst sieht sich eher als Heger, denn als Jäger. Tag für Tag ging er füttern, bei Wind und Wetter, Rudigier war es egal wie gefährlich das war. Noch heute tun ihm die Tiere leid, wenn am Berg der erste Schnee fällt, denn dann geht die „schiache Zeit“ für das Wild wieder los.
Mit 57 Jahren wurde er endlich Jagdpächter, 20 Jahre lang. Dann legte Rudigier die Pacht zurück und hörte mit der Jagd auf: „Das war die Zeit als man das Wild nur mehr als Ungeziefer im Wald betrachtet hat. Das hat mich persönlich sehr tief gekränkt und da konnte ich einfach nicht mehr mitspielen. So hab ich meine Leidenschaft nach 60 Jahren von einem auf den anderen Tag an den Nagel gehängt“.

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