Ein Heuriger wird Politikum
Zwischen den StadtpolitikerInnen fliegen die Fetzen – Grund dafür ist ein strittiges Heurigen-Projekt.
KLOSTERNEUBURG (cog). Winzer und ÖVP-Gemeinderat Leopold Kerbl kämpft seit neun Jahren für einen modernen Heurigen am Buchberg. Seine NachbarInnen wollen dies, wie berichtet, aus Angst vor der Lärmentwicklung durch Zufahrt und Besucherschar mit allen Mitteln verhindern. Jetzt haben sie eine Petition gegen das Projekt verfasst.
Politischer Schlagabtausch
Heftig diskutiert wird der kürzliche Schachzug von Kerbl, sein großes Grundstück so zu trennen und in Teilen an seine Frau zu übergeben, dass seine Widerstreiter deren Anrainerrechte – und somit auch Einsicht in die Pläne – verlieren. Nun gibt es eine Neueinreichung, die keiner kennt. Im Wesentlichen habe sich an seinem Vorhaben mit 160 Plätzen nichts geändert, so Kerbl. Gegen den Vorwurf der Überdimensionierung wehrt sich der Winzer und verweist auf ähnlich große Buschenschanken im Stadtzentrum.
Amtsmissbrauch im Raum
Weil Kerbl auch Gemeinderat ist, sorgte seine Umgehung der AnrainerInnen-Rechte für Aufregung in der letzten Sitzung. "Es ist rechtens, aber eine andere Frage ist, ob ein Gemeinderat, der Vorbildwirkung hat, so agieren soll", mokiert sich Stadtrat Sepp Wimmer (Grüne). "Mir stinkt zum Himmel, wie die Anrainer behandelt werden", schlägt PUK-GR Bernd Schweeger einen rauen Ton an. FPÖ-Stadtrat Josef Pitschko spricht von einem "billigen Trick". Bei dieser schiefen Optik müsse der Bürgermeister in Vertretung des Gemeinderats dafür sorgen, dass jedes erforderliche Papier erbracht würde, so der Tenor. Bgm. Stefan Schmuckenschlager (ÖVP) reagiert verschnupft: "Soll ich nachschauen, ob das Bauamt das richtig macht?" Er verweist auf einen einstimmigen Beschluss der Widmung für eine Hofstelle im Jahr 2005. Im nicht-öffentlichen Teil der Sitzung gab es schließlich doch die Zusage der ÖVP, dem Bauamt in diesem Fall ganz genau auf die Finger zu schauen. – GR Leopold Kerbl verteidigt sein Heurigen-Projekt: "In den letzten 25 Jahren hat sich die Zahl der Heurigen mehr als halbiert. Wer soll denn die hochgeschätzte Kulturlandschaft schützen, wenn nicht die Bauern?" Bei dem Widerstand gegen moderne Betriebe, ohne die Qualitätswein heutzutage nicht mehr produzierbar sei, werde sich das vermutlich kaum ein Junger antun.
CHRONOLOGIE
2005: Widmung für Hofstelle
2010: Erster Baubescheid
2010-2013: Anrainer beeinspruchen jedes Gutachten
2013: Winzer teilt Grundstück und reicht ein neues Projekt ein
2014: Petition der Projektgegner
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