Kärnten plagt ein Mangel an Landärzten

KÄRNTEN. Ein bedrohliches Szenario zeichneten im Schloss Krastowitz die Diskutanten über die Entwicklung der Landärzte in Kärnten - aufgrund von anstehenden Pensionierungen wird es in weiten Teilen des Landes an niedergelassenen Medizinern fehlen. Die Nachbesetzungen gestalten sich schwierig. Darüber waren sich - auf Einladung vom Ökosozialen Forum unter Präsident Walfried Wutscher - die Experten einig. Es diskutierten: Landtagsabgeordnete Ines Obex-Mischitz (SPÖ), GKK-Direktor Johann Lintner, Ärztekammerpräsident Josef Huber und die Wahlärztin Helene Domej aus St. Michael ob Bleiburg.

Pensionierungswelle in Kärnten

"In den nächsten drei bis fünf Jahren geht nahezu die Hälfte der Landärzte in Pension", alarmiert Domej. Huber macht die Situation deutlich: "Von den 256 Allgemeinmedizinern werden 112 in den nächsten Jahren 65 Jahre, bei den 201 Fachärzten sind es 103."

Dass Nachbesetzungen immer schwieriger werden, bestätigt Lintner. "Der Prozess dauert länger als früher", sagt er klar. Mehr Kassenstellen würden das Problem aber nicht lösen. Als entscheidend befindet er, dass Landärzte eine Hausapotheke führen können. "Sie ist ein wichtiger Bestandteil des Einkommens", ist er sich bewusst.

Tatsache aber ist, dass sich in Gemeinden mit zwei Kassenstellen Apotheken niederlassen können, also: um eine Konzession ansuchen. Geschieht dies, dürfen niedergelassene Ärzte selbst keine mehr führen. Aktuell ist ein Weitensfeld eine Apotheke genehmigt. "Zwei Allgemeinmediziner können dort nicht mehr bestehen", ist Lintner überzeugt.

"Ohne wohnortnahe medizinische Versorgung stirbt der ländliche Raum", ist für Wutscher klar. Seine Forderung: "Die Zeit der Worte ist vorbei. Politik, Ärztekammer und Krankenkassen müssen jetzt handeln um den drohenden Landärztemangel abzuwenden." Wutscher untermauert den Appell mit einem Forderungskatalog des Ökosozialen Forum.

Die Forderungen:

1. Einführung und Ausbau einer Erschwerniszulage für Landärzte in Kärnten wie in anderen Bundesländern (z.B. Steiermark) bereits üblich.

2. Ausdehnung der Öffnungszeiten und Möglichkeit zur Teilung der Kassenverträge zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

3. Änderung des Ärztegesetzes im Zusammenhang mit Gruppenpraxen: durch eine flexiblere Ausgestaltung soll die Zusammenarbeit von Ärztinnen möglich werden.

4. Stärkung der Lehrpraxis: Ausbildungsreform mit verpflichtender, einjähriger Lehrpraxis und aufkommensneutrale Sicherstellung der Finanzierung derselben.

5. Stärkung der Hausapotheken durch Novellierung des Apothekengesetzes (Erleichterung von Neugründungen, Schutz bei Übergabe von Ordinationen, Regelung geographischer Sonderfälle, etc.)

Ärzte-Situation in Kärnten:

Es gibt 457 Kassenstellen im ganzen Land - 256 davon ist Praktika, 201 Fachärzte.

In Kärnten
gibt es 637 Wahlärzte - 201 davon sind Praktika, 425 Fachärzte.

Gruppenpraxen gibt es nur für Radiologen - die vier Kärnten Gruppenpraxen gibt es in Spittal, Wolfsberg und zwei in Klagenfurt.

In Kärnten gibt es 65 Ärzte, die eine Hausapotheke betreiben. 49 davon sind in Gemeinden mit nur einer Kassenstelle.

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