Tösens: Gemeinderat hat sich aufgelöst

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TÖSENS (otko). Die Stimmung bei der letzten Gemeinderatssitzung in Tösens war ziemlich frostig uns es wurde nur das Nötigste gesprochen. Bgm. Helmut Kofler verlas die Tagesordnung, die nur aus einem Punkt bestand, nämlich der Selbstauflösung des Gemeinderats. "Für den Antrag auf Selbstauflösung ist eine Zwei-Drittel-Mehrheit erforderlich. Alle Mandate erloschen sofort. Bürgermeister und Bürgermeister-Stellvertreter sowie die Gemeindevorstände verlieren umgehend ihr Amt", so Kofler.
Für das vorzeitige Aus des Dorfparlaments votierten schließlich neun Mandatare, zwei stimmten dagegen. Auf eine Debatte wurde im Anschluss gänzlich verzichtet. Lediglich formale Dinge, wie die Unterzeichnung des Protokolls durch die Mandatare, das sofort Gültigkeit erlangte, wurden durchgeführt. "Für die restliche Periode wird ein Verwalter eingesetzt und ihm wird ein Beirat zur Seite gestellt, der wie der bisherige Gemeindevorstand besetzt wird", erklärte Kofler. Von der "Einheitsliste" wurden Hans Monz und Bernhard Achenrainer und von der "Zukunftsliste" Patric Peer für den Beirat vorgeschlagen. Als letzten Formalakt übergab der bisherige Bgm. Helmut Kofler seine Schlüssel an den Amtsleiter Reinhard Waldhart. Nach nur zehn Minuten wurde die Sitzung geschlossen. "Es war kurz und schmerzlos", meinte Kofler im Anschluss.
Von den rund zehn anwesenden Gemeindebürgern meinte einer im Anschluss an die Sitzung, dass es eine bodenlose Frechheit sei und vom ersten Tag an im Gemeinderat nur gestritten worden sei. "Wenn gewisse Funktionäre einen Charakter und Anstand hätten, dann sollten sie zurücktreten und den Jungen bei der nächsten Wahl Platz machen", regte der Zuhörer an.

Amtsverwalter eingesetzt

Bis zur Wahl am 28. Februar 2016 wird ein Amtsverwalter die Gemeinde leiten. Dieser wird von der Landesregierung auf Vorschlag der Gemeindeabteilung bestellt. Ob dies Andreas Walser, Leiter der Gemeindeabteilung an der BH Landeck sein wird, stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest. Walser war bereits in Ischgl als Amtsverwalter eingesetzt worden. Dort hatte sich der Gemeinderat 2010 unter ähnlichen Voraussetzungen aufgelöst.
Auslöser für die vorzeitige Auflösung des Tösner Gemeinderates waren unter anderem Streitigkeiten und Auffassungsunterschiede zwischen dem Bürgermeister und dem Gemeinderat bei den Themen Agrargemeinschaft, Gemeinschaftskraftwerk Inn (GKI) und zuletzt über die Abhaltung einer Gemeindeversammlung – die BEZIRKSBLÄTTER berichteten.
Die acht Mandatare mit Sprecherin Ingeborg Tschappeller, welche den Antrag für die Auflösung des Gemeinderats gestellt hatten, hatten bereits im Vorfeld per Flugblatt angekündigt bei den Gemeinderatswahlen "mit einem neuen starken Team durchzustarten und selbstverständlich auch mit einem Bürgermeisterkandidaten ins Rennen zu gehen."

Keine Zermürbungstaktik

Patric Peer, ehemaliger Gemeindevorstand von Tösens, betonte, dass er sich ganz klar von einer Kampagne oder einer Zermürbungstaktik gegen Bgm. Helmut Kofler distanziert. "Dass der Bürgermeister mit seinem 'geraden Weg' natürlich auch seitens der Gemeindebevölkerung immer wieder auf Gegenwind gestoßen ist, ist allseits bekannt. Dass dieser 'gerade Weg' zermürbend und kräfteraubend sein kann, steht außer Frage. Vor allem, wenn man die mehrheitliche Meinung des Gemeinderates ausblendet und wiederholt auf eigene Faust handelt", kritisiert Peer.
Auch die entsprechende Gesprächskultur bei den Sitzungen habe gefehlt. Zum Thema Gemeindeversammlung meint Peer: "Wie hätte man eventuelle Vorschläge von den Bürgern denn jetzt noch umsetzen sollen, wenn schon Neuwahlen vor der Tür stehen? Eine solche Sitzung wäre bei Amtsantritt sinnvoll gewesen oder bei zukunftsweisenden Themen wie dem Bau des GKI."

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