"Es half nur mehr der Pfefferspray"

Foto: BRS

LINZ (red). Die Polizeipräsenz in der Linzer Altstadt wird nach Massenschlägereien in den vergangenen Wochen verstärkt. Innerhalb von nur wenigen Tagen kam es zu zwei Auseinandersetzungen zwischen Asylwerbern und Fußball-Hooligans. Mehr als 30 Männer gingen mit abgebrochenen Flaschen, Gürteln und Messern aufeinander los. Drei Beteiligte mussten nach dem letzten Vorfall mit Nasenbeinbruch und Schnittverletzungen ins Krankenhaus gebracht werden. Wie sich herausstellte, brachte Eifersucht den Stein ins Rollen. Ein Hooligan hatte seine Exfreundin in einer Bar in der Badgasse mit einem Iraker gesichtet und wollte das Lokal gemeinsam mit seinen Kollegen stürmen. Die beiden Gruppen hatten sich nach dem ersten Zwischenfall wenige Tage später für eine zweite Auseinandersetzung verabredet: "Sie haben vermutlich gezielt den richtigen Zeitpunkt abgewartet, bis unsere Streife weg war", sagt Stadtpolizeikommandant Karl Pogutter.

Nur Pfefferspray wirkt

20 Polizeibeamte wurden später zum Einsatzort gerufen. Gegen 4 Uhr früh wollten großteils betrunkene, halbnackte Fußball-Hooligans in den von zahlreichen Afghanen und Irakern frequentierten "Club VIP". Der Türsteher wies sie ab. Er wurde heftig beschimpft, was zahlreiche Lokalbesucher auf den Plan rief. Die Situation eskalierte. Erst mithilfe von Pfefferspray konnte die Lage entschärft werden. Erste Konsequenz: Die Stärke der Streife in der Altstadt wurde auf bis zu sechs Beamte erhöht, um mehr Sicherheit für die ersteintreffenden Polizisten zu gewährleisten. "Es sind deshalb nicht mehr Streifenbeamte in der Altstadt unterwegs, sondern nur in geballterer Form. Eine Massenschlägerei, wo mit derartiger Brutalität aufeinander losgegangen wird, ist besonders für junge Männer und Frauen der Polizei eine enorme Herausforderung. Die Sicherheit meiner Leute hat oberste Priorität", so Pogutter. Zudem sind künftig strengere Kontrollen, weniger Kulanz und härtere Strafen vorgesehen. Auch die Zusammenarbeit mit Insidern von Fangruppen soll verstärkt werden. Pogutter: "Obwohl viele Beteiligte nach dem Einsatz von Pfefferspray davonliefen, konnten wir alle Straftaten aufklären und zur Anzeige bringen." Besonders Augenzeugen können in derartigen Situationen entscheidende Hinweise liefern.

Den Helden spielen

Abgesehen von Massenschlägereien kommt es im beliebten Linzer Ausgehviertel immer wieder auch zu kleineren Raufereien und Auseinandersetzungen. Nicht selten werden auch Unschuldige attackiert oder in den Konflikt hineingezogen. "Viele verstehen unter Zivilcourage eine gewaltsame Einmischung. Fotos oder Videos von einer Schlägerei zu machen, die Polizei zu rufen, den Täter zu identifizieren oder einfach nur laut zu schreien – das alles sind Formen von Zivilcourage. Das Schlechteste, was man tun kann, ist wegzuschauen", sagt Reinhard Leonhardsberger, Projektkoordinator bei SOS Menschenrechte in Linz. Er leitete Workshops für Schüler zum Thema Zivilcourage. Die Gefahr, in den Konflikt hineingezogen zu werden, ist allerdings groß: "Ich warne jeden davor, Polizei spielen zu wollen. Hilfe von Beamten zu holen ist in solchen Fällen die beste Lösung", so Pogutter.

Zur Sache:

Im Arcobaleno findet am 18. Oktober ein Workshop zum Thema Zivilcourage für Schüler (elf bis 14 Jahre) statt. Reinhard Leonhardsberger von SOS Menschenrechte: "Zivilcourage ist dann gefragt, wenn Menschen in bedrohliche Situationen geraten. Es kann sich um Beschimpfungen, Mobbing, Rempeleien, aber auch Belästigungen im öffentlichen Raum handeln."

Folgende Möglichkeiten gibt es, ohne Gewalt zu helfen:
• Beobachten
• Die Tat mit Handy fotografieren oder filmen
• Bericht erstatten
• Andere Menschen dazu holen
• Polizei informieren
• Dazugehen und das Gespräch suchen
• Aufmerksamkeit erregen
• Ablenkung erzeugen
• Unterstützung organisieren
• Angreifer auslachen
• Hilfe holen

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