Schmetterlingsparadies Schiltenbergwald als Geheimtipp für Naturgenießer

Kaisermantel (Argynnis paphia). Ein prächtiges Männchen sitzt hier auf einer Brombeerblüte am Waldrand der Schiltenbergstraße.
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  • Kaisermantel (Argynnis paphia). Ein prächtiges Männchen sitzt hier auf einer Brombeerblüte am Waldrand der Schiltenbergstraße.
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Derzeit halten sich in diesem stadtnahen Waldbiotop, welches an den Linzer Stadtteil Ebelsberg grenzt, eine Vielzahl an verschiedenen geschützten sowie gefährdeten Schmetterlingsarten auf. Seltene Falter wie der Kaisermantel (Argynnis paphia), der Schwalbenschwanz (Papilio machaon) sowie der wunderschöne kleine Eisvogel (Limenitis camilla) und noch viele andere mitunter stark gefährdete Arten können derzeit dort bewundert werden.
Experten sind imstande bereits im Vorfeld die Entwicklung von Populationen anhand vorkommender Raupengespinste oder Raupennester festzustellen, die einen gesetzlichen Schutzstatus aufweisen und nicht beschädigt oder zerstört werden dürfen.

Jeder Haus- und Schrebergartenbesitzer kann die Insektenwelt fördern

Die Raupen von etwa 50 Schmetterlingsarten benötigen die Brennnessel als deren Futterpflanze. Darum sollten in jeden Garten neben einem Schmetterlingsflieder auch Brennnesseln vorkommen, damit unsere fliegenden Edelsteine wieder öfters gesehen werden können. Ein kurzgehaltener Rasen im Garten wirkt zwar sehr gepflegt, hilft aber der Insektenwelt nicht wirklich. Werden monotone Grünflächen in Wildblumenwiesen umgestaltet, fördert dieses alleine durch die aufkommende Pflanzenvielfalt die stetig abnehmenden Insektenwelt hingegen sehr.

Da gerade auf Brennnesseln im Schiltenbergwald sehr viele Raupennester zu finden waren, konnte mit Populationszuwächsen verschiedener Arten gerechnet werden. Die Population des Wanderfalters Admiral (Vanessa atalanta) explodierte danach förmlich, was für mich als Lepidopterologe (Schmetterlingsforscher) doch gewisse Vorteile verschafft, da dadurch mein Studium ihrer Lebensweise etwas erleichtert wird, ich nebenher noch ein besseres Verständnis ihrer äußerst vielfältigen Gestensprache erhalte und dieser Umstand dazu beiträgt, mich die kognitiven Fähigkeiten von Schmetterlingen besser verstehen zu lassen.

Die alljährlich stattfindende starke Fluktuation der in diesem naturnahen Mischwald befindlichen Schmetterlingsfauna lässt sofort erkennen, dass nur zweijährig andauernde Zählungen von dort vorkommenden Arten sowie von Einzelindividuen erst den wahren Wert dieses hochsensiblen Ökosystems erkennen lassen, welches gleichsam für den Schutzstatus dieses Mischwaldbiotops von großer Wichtigkeit sei.
Als vermutlicher Grund für die starken Populationsschwankungen könnten hier landwirtschaftlich genutzte Spritzmittel verantwortlich zeichnen, die im direkten Zusammenhang mit dem alljährlich wechselnden Anbau von Feldfrüchten stehen und dessen negative Auswirkung meinerseits auch auf einer angrenzenden waldnahen Extensivwiese zu beobachten war. Das könnte auch zum Aussterben von mindestens einer stark gefährdeten Art geführt haben, die zuvor auf dieser extensiv bewirtschafteten Biotopfläche vorkam.

Schiltenbergwald gilt als Geheimtipp für Naturliebhaber

Gerade jetzt im Hochsommer empfiehlt sich, an sonnigen Tagen, ein Spaziergang im stadtnahen Naherholungsgebiet Schiltenbergwald, dessen traumhafte naturbelassene Location alleine bereits ein Augenschmaus für sich darstellt.
Das Knarren der Eschen im Wind, sowie das beruhigende surren der Flügel von Großlibellen, wie auch die beeindruckende Schmetterlingsfauna selbst, findet in der musikalischen Hintergrundbegleitung unzähliger Vogelstimmen ihre Krönung.
Die kühlende Wirkung des Waldes erfrischt den Besucher und der Waldspaziergang in dieser pulsierenden Sauerstoffpumpe fördert gleichsam unser aller Wohlbefinden.

Unsere Linznahen- und Linzer Naherholungsgebiete bieten, neben den Genuss für die Sinne, ein wahrhaft beeindruckendes Natur pur- Erlebnis und sollten daher für jegliche Bauvorhaben tabu sein!

Meine Empfehlung:

Reduktion der Geschwindigkeitsbeschränkung auf der Schiltenbergstraße, ab dem Ortsgebiet Linz - für den gesamten Wald geltend - von 40 km/h auf 20 km/h, was vorrangig dem Schutz der dortigen Tierwelt zugutekommt. Schlangen, Echsen und andere Tiere welche diese Straße überqueren werden häufig von zu schnell fahrenden Fahrzeugen überrollt. Schmetterlinge sitzen dort auf der warmen Asphaltdecke um sich aufzuwärmen und werden immer öfter ein Opfer des Straßenverkehrs. Ebenso erging es viele Vogelarten die sich dort aufhielten.
Die Errichtung eines Naturschutzgebiets wäre gerade für den hochsensiblen und artenreichen Schiltenbergwald sehr empfehlenswert.

Ihr Schmetterlingsforscher
Franz Huebauer

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Foto: Cityfoto
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