Sommerserie "Im Gespräch" – „Tirol braucht Entfilzung“

Sieht die Grünen in guter Position: Landessprecherin Ingrid Felipe
  • Sieht die Grünen in guter Position: Landessprecherin Ingrid Felipe
  • hochgeladen von Sieghard Krabichler

Seit eineinhalb Jahren ist Ingrid Felipe die Landessprecherin der Grünen in Tirol. In unserer Sommerserie baten wir die grüne Politikerin aus Rum zum Interview.

BB: Wie sehen Sie derzeit den Zustand der Grünen in Tirol?
Felipe:
„Ich schaue mit Begeisterung zurück auf die eineinhalb Jahre: Es ist uns gelungen, grüne Politik in Tirol sichtbarer zu machen. Ob das unterschiedliche Kampagnen wie in Lienz ‚Grün statt Rechts‘ sind oder neue GemeinderätInnen in Orten, wo wir bisher nicht vertreten waren. Wir konnten viele Menschen dazu bewegen, für unsere Bewegung zu arbeiten.“

Also ist der Zustand zufriedenstellend?
Felipe:
„Zufriedenstellend bis gut, es gilt hart weiterzuarbeiten, aber die Richtung stimmt.“

Laut Landesregierung sind große politische Vorhaben erledigt. Wie sehen das die Grünen?
Felipe:
„Erledigt ja, aber große Würfe sind da nicht gelungen. Etwa beim Wasserkraft-Kriterienkatalog, mal schauen, ob der umgesetzt wird. Denn wenn Platter zwei Wochen nach Präsentation sagt, Telfs wird gebaut, dann zweifle ich an der Anwendung. Wie auch an den Seilbahngrundsätzen. Ob sich die Landesregierung daran hält, was sie sich selbst auferlegt, bezweifle ich auch hier. Auch bei der Kinderbetreuung fehlt es noch ganz grob und das Rettungsgesetz ist auch danebengegangen.“

Zunächst nach Innsbruck: Glauben Sie, dass Sonja Pitscheider als Spitzenkandidatin der Grünen in Innsbruck in die Fußstapfen von Uschi Schwarzl treten kann?
Felipe:
„Ja, vom Format her und der inhaltlichen Kompetenz sicher, obwohl Sonja Pitscheider andere Schwerpunkte besetzt. Aber ihre sachpolitischen Lösungsansätze sind exzellent.“

Und sie wird auch Bürgermeis-terkandidatin der Grünen?
Felipe:
„Ja, so wie es aussieht schon.“

Welche Lösung streben die Grünen für das laufende Verkehrschaos in Innsbruck an?
Felipe:
„Oberste Priorität hat der Ausbau der Regionalbahn und des öffentlichen Verkehrs. Neue Straßen produzieren nur mehr Verkehr und sind keine Entlastung. Darum könnte so manche Chaosbaustelle vermieden werden.“

Die Abschiebung des Gambiers Lamin Jaiteh hat zu Demonstrationen und zu unterschiedlichsten Reaktionen geführt. Bereuen die Grünen diesen Aufwand?
Felipe:
„Nein, ich als Person habe mich hier sehr engagiert, das würde ich wieder tun.“

Aber blieb für die Grünen hier nicht der Geschmack der Instrumentalisierung haften?
Felipe:
„Warum? Es ist unsere Pflicht, gegen solches Unrecht zu protestieren und auch zu versuchen, es zu verhindern. Was es wirklich gebracht hat, ist, es wurde viel über diese Thematik diskutiert und die Menschen wurden aufgerüttelt.“

Zur Landespolitik: Georg Willi wird sich als Klubobmann der Tiroler Grünen 2012 zurückziehen. Wäre dieser Job etwas für Sie?
Felipe:
„Das entscheiden bei den Grünen die Abgeordneten nach der Landtagswahl in demokratischer Wahl. Fakt ist, ich will mit im Team sein, um in Tirol grüne Politik für die Menschen machen zu können.“

Wie wollen die Tiroler Grünen bei den Landtagswahlen 2013 die verlorenen vier Prozentpunkte wieder dazugewinnen? Sind mögliche Schwerpunkte des Wahlprogramms ausgearbeitet?
Felipe:
„Eben durch den Weggang von Georg Willi werden wir mit einem neuen Team in die Wahl gehen. Wir haben das Gefühl, die Landesregierung agiert sehr abgehoben, weit weg von der Lebensrealität der Menschen. Wir bieten Lösungen für die alltäglichen Probleme der Menschen.“

Im Mittelpunkt der Tiroler Grünen, auch im Landtag, steht zunehmend Gebi Mair, ist er der neue Spitzenkandidat für die Landtagswahlen 2013?
Felipe:
„Das entscheidet bei den Grünen die Basis, es ist eine Möglichkeit, aber ob er gewählt wird, weiß ich nicht.“

Immer wieder gibt es heftige Kritik an der politischen Arbeit von Seiten der anderen Parteien an Gebi Mair. Ist die Art der Politik, die er macht, intern unumstritten?
Felipe:
„Gebi Mair macht tolle Arbeit. Er polarisiert, und auch das braucht eine Partei. Er zeigt den anderen die Fehler und Versäumnisse gnadenlos auf, auch mit dras­tischen Mitteln. Natürlich gibt es darüber bei uns Diskussionen, weil wir intern über unsere Arbeit reden, das ist bei den Grünen ein ganz normales Prozedere.“

Kann dann ein Polarisierer Spitzenkandidat sein?
Felipe:
„Natürlich, aber wie gesagt, das entscheiden die Mitglieder in der Landesversammlung.“

Was würden Sie als Erstes ändern, wenn Sie Landeshauptfrau von Tirol wären?
Felipe:
„Mit Hilfe der MitarbeiterInnen der Finanzverwaltung würde ich die Steuermillionen suchen, die in solchen Dinge wie Bürgermeisterverein, aufwändige Büroumbauten etc. versickern. Im Klartext: einen Kassasturz machen.“

Stichwort „Grüne Wende in Deutschland“: Welche Wende bräuchte Tirol laut den Grünen?
Felipe:
„Tirol braucht einen Entfilzungs- und Demokratisierungsschub.“

„Heimat bist du großer Töchter“ ist wieder ein Thema? Brauchen wir diese Änderung?
Felipe:
„Ja, brauchen wird das? Doch, ich wünsche mir, dass es umgesetzt wird und die Frauen in der Bundeshymne Platz finden.“

Auch wenn dadurch Dichtkunst verändert wird?
Felipe:
„Ja, das wäre legitim, wir leben in einer anderen Zeit und Paula von Preradovic war auch eine große Tochter.“

Wie verbringen Sie Ihren restlichen Sommer?
Felipe:
„Ich werde immer wieder einige Tage mit meinem Sohn genießen, Ende August geht es für zehn Tage nach Spanien, sonst mit Arbeit für die Grünen, der Wahltermin in Innsbruck rückt näher.“

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

1 Kommentar

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.