Prangerschützen als Kinderschreck?
Große Empörung herrscht im Pucher Ortsteil St. Jakob am Thurn über die Aussage eines Politikers zur "Scheiß Tradition".
PUCH/ST. JAKOB (tres). Es war ein schöner Fronleichnamstag, den die St. Jakober auch heuer wieder traditionell gefeiert haben.
Die Vereine und die Bevölkerung haben nach der Prozession um den See zur letzten Station am Kirchplatz in St. Jakob Aufstellung genommen. Der Fronleichnamstag, auch „Prangertag“ genannt, ist einer der höchsten kirchlichen Feiertage.
"Das ist beschämend"
Was allerdings heuer den feierlichen Rahmen sprengte war ein Radfahrer, der mit nacktem Oberkörper und den Worten „Scheiß Tradition!“ mitten durch die feierliche Festgemeinde brauste.
ÖVP-Vizebürgermeister Thomas Mayrhuber hat die zwei Worte genau gehört und meint: "Man kann ja über Tradition denken, wie man will, aber in St. Jakob wird diese sehr hoch gehalten."
Besonders entrüstet ist Mayrhuber über die Tatsache, dass es sich bei dem schimpfenden Radfahrer um den grünen Salzburger Gemeinderat (Bürgerliste) Bernhard Carl handelte, der pikanterweise Mitglied im Kulturausschuss der Stadt Salzburg ist.
"Ich finde es beschämend wenn man sich als Politiker zu solchen Aussagen hinreißen lässt, bzw. bin ich der Meinung das solche Personen in der Politik falsch am Platz sind", lässt Mayrhuber verlauten.
Gegen das "Lärmbrauchtum"
Carl gibt sogar gleich zu, dass er es war, der so schlimm geschimpft hat. Zu seiner Verteidigung meint er aber: "Schon lange stehe ich dem Thema Prangerschießen, diesem Lärmbrauchtum, kritisch gegenüber. Bei ehemaligen Kriegsteilnehmern, wie meinem Vater, werden Traumata reaktiviert, Kleinkinder schrecken zusammen und Haus- sowie Wildtiere werden unnötigem Stress ausgesetzt."
Ein schreiendes Kind
An besagtem Donnerstag sei seine vier Monate alte Tochter morgens mehrmals von Böllern aus dem Schlaf gerissen worden und "war nur schwer wieder zu beruhigen".
Just zum Zeitpunkt, als er an der Versammlung vorbei geradelt ist, wurden erneut Prangerstutzen zum Schuss angehoben und "da ich die Hände ja am Lenkrad haben musste und mir so nicht einmal die Ohren zuhalten konnte" sei es eben zu dieser Äußerung gekommen, erklärt der Politiker.
Er habe aber nicht die kirchliche Prozession oder die ihr beiwohnenden Personen gemeint: "Ich respektiere selbstverständlich Menschen in ihrem Glauben.
Ich entschuldige mich hiermit aber in aller Form für die aus einer Emotion heraus gefallenen Worte."
Mehr Fotos zum Fronleichnamstag in St. Jakob am Thurn gibt eshier.
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