Biber: "Abschießen ist keine Lösung"

Seit Mitte der 1970er Jahre ist der Biber in Österreich wieder heimisch | Foto: panthermedia/kwiktor
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  • Seit Mitte der 1970er Jahre ist der Biber in Österreich wieder heimisch
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BEZIRK (up). Vom Naturschutzbund wurde er zum „Tier des Jahres 2016“ gewählt, doch im Bezirk Perg hat er sich er in jüngster Zeit nicht viele Freunde gemacht: Die Rede ist vom Biber. Beinahe ausgerottet, wurde er Mitte der 1970er Jahre in den Donauauen um Wien sowie im Bereich Bayern/Salzburg/Oberösterreich wieder eingebürgert. Entlang der Hauptachse Donau verbreitete sich der Biber und kam Ende der 1990er Jahre im Machland an, wo laut Abteilung Naturschutz des Landes derzeit 140 bis 160 Biber leben. Einige Exemplare lösten vor knapp drei Wochen einen Einsatz von Feuerwehr, Bezirkshauptmann und Polizei aus – die BezirksRundschau berichtete. In Sebern, Naarn, drohten angenagte Bäume auf die Straße zu fallen: Gefahr im Verzug.

Gefahrenplan wird erstellt

Nur in Ausnahmefällen ist es derzeit erlaubt, den geschützten Biber zu „entnehmen“, also zu töten. Im Bezirk war dies 2014 der Fall, um den Machland-Damm zu schützen. An der betreffenden Stelle in Naarn wurden dann zirka 300 Laufmeter Spundwände eingeschlagen. Kostenpunkt laut Machland-Damm-Gesellschaft: Rund 400.000 Euro. „Im Vorjahr wurde im Machland ein Monitoring durchgeführt, um die Anzahl der Biber festzustellen und wo genau sie vorkommen. Daraus wird jetzt im Rahmen einer Arbeitsgruppe ein Gefahrenplan mit den neuralgischen Punkten erstellt“, erklärt Thomas Huber, seit August 2015 technischer Geschäftsführer der Machlanddamm-GmbH. „Der Biber gräbt Höhlen und Gänge, mit bis zu einem halben Meter Durchmesser. Macht er das Richtung Damm, haben wir ein Problem. Die Eingänge sind unter Wasser und deshalb für uns sehr schwer zu finden. In Mettensdorf haben wir welche entdeckt, als der Wasserspiegel gesunken ist. Die Höhlen werden dann mithilfe von Baggern aufgemacht und ausbetoniert“, erklärt Huber.
Er sieht zwei Möglichkeiten: „Entweder technische Lösungen wie Spundwände, was teuer ist. Oder der Biber wird in gewissen Risikobereichen regelmäßig entnommen. Bei Gefahr muss der Naturschutz hintenan stehen. Es ist Aufgabe der Politik zu entscheiden, was umgesetzt wird.“

Maximale Biberzahl erreicht

„Gibt es ein Problem mit Bibern und man will es durch Abschießen lösen, muss man wissen: Biber leben in Revieren. Sind alle Reviere besetzt, wovon man im Machland ausgehen kann, ist das Maximum an Tieren erreicht. Sie bekommen dann weniger Junge. Entnimmt man Biber, können sich die anderen ausbreiten und es werden insgesamt mehr Biber, als wenn man nichts macht“, erklärt Bernhard Schön, Abteilung Naturschutz des Landes. Er meint: „Wenn es keine andere Möglichkeit gibt, weil Gefahr im Verzug ist, dann ja. Aber längerfristig ist Abschießen keine Lösung.“

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Die Biberkartierung

„Im Machland zwischen den Gemeinden Naarn und St. Nikola an der Donau wurde im Winter 2014/2015 die erste detaillierte Biberkartierung in Oberösterreich durchgeführt. In einem Gebiet von rund 105 Quadratkilometern und entlang einer Fließgewässerstrecke von mehr als 300 Kilometern wurden alle Spuren koordinatengenau erfasst. Fünf Kartierer der Regionalgruppe Machland des Naturschutzbundes waren dafür im Einsatz. Diese Daten wurden anschließend in Tabellen eingetragen und danach in Karten dargestellt“, berichten Bernhard Schön und Gundi Habenicht über die Biberkartierung.
Und: „Wir gehen von 39 Revieren aus. Der überwiegende Teil dürften Familienreviere sein, deren Größe mit fünf Tieren angenommen wird. Somit gehen wir von 140 bis 160 Tieren aus. Mehr werden es hier nicht mehr werden, die besten Plätze sind fix verteilt.“

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Haimbuchner: „Brauchen nur Antrag bei BH stellen“

BEZIRK (up). Zunehmend als Ärgernis sehen die Bauern im Bezirk den Biber. „Uns geht es nicht darum, den Biber auszurotten. Es gibt Gebiete im Bezirk, wo es keine Probleme gibt. Wo es gefährlich ist, muss aber eine Entnahme der Tiere möglich sein“, sagt Bezirksbauernkammer-Obfrau Rosi Ferstl.
Sie berichtet von mehreren Unfällen mit Personenschaden durch Traktoren, die in Biberlöcher einbrachen. „Ein großes Problem ist auch die Haftung für Grundbesitzer, wenn Personen von umfallenden Bäumen getroffen werden, die der Biber angenagt hat. Nicht auszudenken, was los ist, wenn etwa ein Radfahrer getötet wird oder gelähmt ist. Es gibt kein Versicherungsmodell. Und davon sind alle Grundeigentümer betroffen, nicht nur Landwirte“, so Ferstl. In Niederösterreich gebe es viele Entnahmen. „Zuständig ist der Naturschutz-Landesrat. Er hat das in der Hand“, meint Ferstl.

Landesrat Manfred Haimbuchner dazu: „Es gibt klare Maßnahmen und Zuständigkeiten, die greifen, wenn Probleme durch Biber auftreten. Es braucht nur ein Antrag bei der zuständigen Bezirksverwaltungsbehörde, der BH Perg, eingebracht werden. Wer keinen Antrag stellt, dem kann auch nicht geholfen werden.“ Genau diese Möglichkeit wollen die Landwirte im Bezirk nun verstärkt nutzen: „Wir bleiben dran und werden Anträge stellen“, so Ferstl.

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