Hilfe in harten Zeiten
Nächstenliebe hat viele Gesichter. Dazu gehört, sich für heimatlose Menschen einzusetzen.
SAALFELDEN. "Unser ganzes Leben wurde umgekrempelt, aber wir würden es trotzdem wieder machen", sind sich Peter und Karin Then einig. Das Ehepaar kümmert sich um eine Gruppe jener Asylwerber, die während der Sommerferien im Internat der HIB untergebracht waren.
Private Initiative
Karin Then hatte sich spontan als Deutschlehrerin für die Flüchtlinge zur Verfügung gestellt, die sie gemeinsam mit anderen Freiwilligen täglich unterrichtete. Die ehrenamtlichen Betreuer gingen davon aus, dass die Männer in Saalfelden bleiben würden, aber da die Gemeinde keine langfristigen Quartiere zur Verfügung stellen konnte, mussten die Gäste der HIB im September in unterschiedliche Heime in ganz Salzburg verlegt werden. Viele Helfer waren schockiert, dass ihre Schützlinge nun wieder aus der inzwischen vertrauten Umgebung herausgerissen wurden. Für Karin Then stand fest, dass sie etwas unternehmen musste: "Ich kann nicht die Welt retten, aber ich muss Menschen unterstützen, die ich kenne und die meine Hilfe brauchen", formuliert sie ihre Motivation.
Kampf mit der Bürokratie
Innerhalb von wenigen Tagen gelang es ihr, privat zwei Wohnungen in Saalfelden zu finden. Es folgte ein Spießrutenlauf mit den zuständigen Ämtern um die Bewilligung, die Flüchtlinge hier unterbringen zu können. Angesichts des bürokratischen Aufwands hätten andere wahrscheinlich längst aufgegeben, aber Karin Then bemühte sich mehrmals persönlich zur zuständigen Abteilung bei der Salzburger Landesregierung bis sie alle erforderlichen Genehmigungen eingeholt hatte. 16 Syrer leben nun in den von dem Ehepaar Then angemieteten Wohnungen. Ein großes Netzwerk an freiwilligen Helfern unterstützt sie mit Möbeln, Essen, Kleidung etc. Auch viele heimische Firmen beteiligen sich an der Hilfsaktion. "Ohne diese Welle an Hilfsbereitschaft hätten wir das gar nicht bewältigen können", erklärt Peter Then. Mit der Unterbringung allein sei es aber nicht getan. Familie und Freunde hätten auch wieder den Deutschunterricht übernommen, aber die Flüchtlinge bräuchten vielfältige Betreuung.
Bomben in Syrien
"Die Menschen leiden sehr unter der Situation in Syrien. Seit den russischen Bombardierungen ist die Sorge um dort lebende Angehörige noch gestiegen. Wir sind mit erschütternden Schicksalen konfrontiert", berichtet das Ehepaar. Die Frau und zwei kleine Kinder von einem "ihrer" Syrer befinden sich ebenfalls auf der Flucht. Wenn sie es nach Österreich schaffen, kann die Familie in einem privaten Quartier in Zell am See untergebracht werden.
Zur Plattform Asyl:
Die Stadtgemeinde Saalfelden sucht mit der neu gegründeten Plattform Asyl nach einer geeigneten Lösung zur Unterbringung von Asylwerbern. Damit soll dem seit 1. Oktober geltenden Durchgriffsrecht des Bundes vorgebeugt werden: Wenn eine Gemeinde nicht den derzeit vorgeschriebenen Anteil an Flüchtlingen, je 1,5 Prozent der Bevölkerung, erfüllt, kann der Bund dort selber Quartiere errichten.
So weit will es Saalfelden nicht kommen lassen und von sich aus Unterkünfte vorschlagen bzw. Flüchtlinge aufnehmen. Eine Möglichkeit dazu besteht auf einem Areal im Bereich der Wallnerkaserne. Geplant sind dort Holzbauten für bis zu 170 Personen. Bisher fehlt dafür die Zustimmung des Verteidigungsministeriums.
Mit einer Umsetzung der Pläne rechnet Bürgermeister Erich Rohrmoser (SPÖ) daher kaum vor dem Frühjahr 2016.
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