Thema Radiologie im Pinzgau: Eine Stellungnahme seitens der SGKK

Andreas Huss, MBA, Obmann Salzburger Gebietskrankenkasse. | Foto: SGKK
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PINZGAU (cn). Wie berichtet, ist in den vergangenen Tagen neben der Salzburger Ärztekammer vor allem auch die Salzburger Gebietskrankenkasse (SGKK) hinsichtlich geplanter Änderungen in der Gesundheitsversorgung in die Kritik geraten.

SGKK-Obman Andreas Huss im BB-Gespräch

Das Hauptthema im Pinzgau: Die Verlagerung der radiologischen Leistungen von Fachärzten in die Krankenhäuser Zell am See und Mittersill (Tauernklinikum) und in das Privatkrankenhaus Ritzensee. Diesbezüglich hat nun Andreas Huss, der Obmann der SGKK, dem Bezirksblatt Pinzgau gegenüber vorerst telefonisch eine Stellungnahme abgegeben.

"Die Oberpinzgauer sind die Gewinner…"

Huss argumentiert damit, dass diese Verlagerung kein Nachteil, sondern sogar ein Vorteil für die Patienten wäre, weil aus den zwei bisherigen Radiologie-Standorten (Dr. Johannes Vogel, Saalfelden und Dr. Siegfried Silli, Zell am See) drei werden: "Auch im Krankenhaus Mittersill sollen in Zukunft ambulant röntgenologische Untersuchungen gemacht werden. Röntgengeräte sind in allen drei Häusern bereits vorhanden, da werden Synergien genutzt. Gewinner der Situation wird daher vor allem die Oberpinzgauer Bevölkerung sein."

Mammographie nur mehr am Standort KH Zell am See

Freilich muss der SGKK-Obmann einschränken, dass es die Mammografie-Untersuchungen nur im KH Zell am See geben wird, womit der Vorteil vor allem für die Oberpinzgauerinnen (die meisten Radiologie-Untersuchungen betreffen die Brustkrebsvorsorge) ziemlich relativiert wird - denn während sich die Facharztordination von Dr. Silli im Zentrum der Bezirkshauptstandt befindet, liegt das Spital bekanntlich in Thumersbach und ist daher mit öffentlichen Verkehrsmitteln viel umständlicher erreichbar.

Ambulante CT-Untersuchungen in Mittersill

"Dafür können in Mittersill in Zukunft auch Computertomographie-Untersuchungen (CT) ambulant durchgeführt werden. Das Gerät ist bereits vorhanden, wurde aber bisher nur spitalsintern verwendet."

Huss: "Dr. Silli hat finanzielle Nachteile"

Dem Radiologen Dr. Siegfried Silli, der in vier Jahren in Pension gehen wird, wirft Andreas Huss vor, dass sich dieser nur aus Eigennutz für die Beibehaltung der jetzigen Situation bzw. für eine Gruppenpraxis einsetze. Huss: "Dr. Silli hätte finanzielle Vorteile, weil er auch noch am Gewinn seines Nachfolgers beteiligt wäre."

Silli: "Das stimmt keineswegs - mir geht es nur um die Patienten"

Das Bezirksblatt hat beim Radiologen, der schon im Bericht der Vorwoche (siehe Link, unten) betont hatte, dass dies nicht der Fall sei, weil ihm seine Geräte vom Tauernklinikum - sprich vom Land - abgekauft werden, nachgefragt. Silli: "Das stimmt keineswegs. Die Übergabe einer Facharztpraxis erfolgt wie eine ,normale' Betriebsübergabe und da nascht man als Vorgänger in keinster Weise am Gewinn des Nachfolgers mit."

"Die Notallambulanz wird auch in Zukunft durchgehend geöffnet sein!"

Zurück zum Krankenhaus Mittersill: Die Gerüchte, nach denen die Notfallambulanz hier nur noch bis 23 Uhr am Abend geöffnet haben soll, weist Huss zurück: "Das wird definitiv nicht der Fall sein. Wir können nicht nachvollziehen, woher diese Befürchtungen kommen."

Runder Tisch am 1. Oktober 2015

Am 1. Oktober 2015 wird es in Mittersill unter dem Motto "Forum Gesundheit Oberpinzgau" geben. An diesem Abend wird neben Ärzten und Lokalpolitikern aus der Region auch Andreas Huss anwesend sein.

Nachfolgend noch die nachgesandte schriftliche Information der SGKK in der Originalfassung:

„Radiologische Versorgung Pinzgau“ - Kurzzusammenfassung


Die Versorgung der Bevölkerung im Pinzgau mit radiologischen Leistungen erfolgt seit geraumer Zeit über zwei niedergelassene Fachärzte in Saalfelden und Zell am See. Im Zuge der in absehbarer Zeit anstehenden Nachbesetzung dieser beiden Vertragsarztstellen ist die SGKK der Ansicht, dass eine Neuordnung der Versorgungssituation medizinisch und ökonomisch sinnvoll ist. Eine entsprechende Einigung mit der Salzburger Ärztekammer wurde im Rahmen eines umfangreichen Verhandlungsprozesses erzielt.

Ist-Situation:
2 niedergelassene Radiologen in Zell am See und Saalfelden (Röntgen)
KH Zell am See (MR; in Zusammenarbeit mit Radiologenpraxis - CT)
KH Mittersill (CT – nur für interne Verwendung im KH)
PKA Ritzensee (Röntgen)

Abbau Doppelgleisigkeiten - Umsetzung der Gesundheitsreform
Zentrales Ziel der Gesundheitsreform ist der Abbau von Doppelgleisigkeiten. Im Pinzgau fanden PatientInnen bisher eine niedergelassene Versorgung mit Röntgen vor. CT und MR werden in den Spitälern bzw. in Kooperation mit den Spitälern erbracht. Die Ist-Situation bewirkt, dass eine Geräteausstattung zur Verfügung gestellt wird, die doppelte Betriebskosten nach sich zieht. Ziel ist es, diese Doppelstrukturen abzubauen. Da das KH Zell am See mit seiner unfallchirurgischen Abteilung eine Radiologie zweifellos braucht, ist die technische Infrastruktur für die radiologische Versorgung der pinzgauer Bevölkerung bereits gegeben.
Eine Studie der GÖG (Gesundheit Österreich GmbH) verglich zwei Szenarien – eine extramurale Strategie (Weiterführung der niedergelassenen Versorgung in Form einer Gruppenpraxis) und eine intramurale Strategie. Das intramurale Szenario – also die Erbringung der radiologischen Leistungen in den Spitälern – erzielt im Vergleich mehr Verbesserungen für PatientInnen und erhöht die Gesamt-Wirtschaftlichkeit.

Zukunftsszenario:
KH Zell am See: MR, CT, Röntgen
KH Mittersill: CT, Röntgen
PKA Ritzensee: Röntgen (verbunden mit teleradiologischer Anbindung KH Zell am See)
Streichung der beiden niedergelassenen Radiologiestellen
In allen anderen Facharztbereichen ist an keine Verlagerung in Spitäler gedacht. Im Gegenteil: Es wurden gerade erst zusätzliche Facharztstellen im Konsens mit der Salzburger Ärztekammer für die Versorgung der Salzburger Bevölkerung geschaffen

Verbesserung für PatientInnen
Derzeit gibt es im Oberpinzgau keine radiologische Versorgung. Mit einem Radiologiezentrum im KH Mittersill stünde auch ein Untersuchungszentrum für den Oberpinzgau zur Verfügung. Mit dem PKA Ritzensee, das im Eigentum des KH Mittersill steht, bleibt die Versorgung in Saalfelden ebenfalls aufrecht. Das Krankenhaus Zell am See übernimmt die Versorgung für den Zentralraum im Pinzgau sowie wie bisher die MR Untersuchungen. Das Brustkrebs-Früherkennungsprogramm kann am KH Zell am See anstandslos durchgeführt werden.

Schlussfolgerungen
Salzburger Gebietskrankenkasse und die Salzburger Ärztekammer sind im Rahmen eines umfangreichen Verhandlungsprozesses zu einer konsensualen Lösung gelangt.
Wirtschaftliche Vorteile durch Abbau von Doppelstrukturen (aus gesamtwirtschaftlicher Sicht) – eines der Leitsätze der Gesundheitsreform – Zielsteuerung Gesundheit (Art. 15a Vereinbarung – vom Salzburger Landtag beschlossen und umgesetzt).
Drei statt zwei Standorte (im Gruppenpraxis-Vorschlag sogar nur eine Stelle in Zell am See vorgesehen)
Die Anfahrtswege werden für BewohnerInnen des Oberpinzgaus wesentlich kürzer.
Durch die Konzentration auf drei Zentren ist die Qualitätssicherung leichter umzusetzen.
Zum Radiologen besteht keine persönliche Patientenbindung, da die meisten PatientInnen den befundenden Radiologen nicht kennenlernen, sondern das Assistenzpersonal. Die Einrichtung von Untersuchungszentren an Spitälern schwächt damit keine Arzt-Patienten-Beziehung.
Eine IGF-Umfrage bestätigt (Anm. d. Red: ist vorliegend), dass die Bevölkerung im Pinzgau in Sachen Radiologie keine besonderen Tendenzen in Bezug auf den niedergelassenen Bereich vorweist. Sie tendiert sogar laut Umfrageergebnis eher hin zum Spitalsbereich.
Moderne technische Ausstattung durch hohe Qualitätserfordernisse im Spitalsbereich ständig gewährleistet.

Beispiel Lungau: Die radiologische Versorgung am KH Tamsweg - und ohne niedergelassenen Radiologen - funktioniert seit 1.10.2010 hervorragend - dies wird von den regionalen niedergelassenen Ärzten bestätigt.

Der Beschluss des Salzburger Landtages, der selbst die gesetzliche Grundlage für die Gesundheitsreform (Art. 15a Vereinbarung) beschlossen und sich sohin zu deren Umsetzung verpflichtet hat, beruht auf einer emotionalen und inhaltlich nicht gut vorbereiteten Ausschusssitzung. Das Thema ist durch dringlichen Antrag der FPÖ auf die Tagesordnung gelangt. In der anfänglichen Verhandlungsphase lagen den Entscheidungsträgern zu diesem Zeitpunkt noch nicht alle wesentlichen Entscheidungsgrundlagen vor, um ein fundierte abschließende Meinung zu bilden.
Abschließend darf darauf hingewiesen werden, dass das Thema „radiologische Versorgung im Pinzgau“ aus gesundheitspolitischer Sicht über die Salzburger Landesgrenzen hinweg einen hohen Grad an Aufmerksamkeit und Relevanz genießt. Der Grund dafür ist nicht zuletzt, dass es sich dabei um eine Bewährungsprobe für die Partner der Zielsteuerung Gesundheit und die Gesundheitsreform selbst handelt.

Der folgende Link führt zur diesbezüglichen Berichterstattung im Bezirksblatt Pinzgau:

http://www.meinbezirk.at/pinzgau/politik/in-sachen-gesundheit-wir-pinzgauer-als-bauernopfer-d1473550.html

Andreas Huss, MBA, Obmann Salzburger Gebietskrankenkasse. | Foto: SGKK
Ein Symbolfoto: Ärzte am Computer. | Foto: BB
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