Ein Tag als Helfer der Team Österreich-Tafel in Pressbaum
Redakteurin Tanja Waculik verbrachte einen Abend mit den Helfern der Team Österreich-Tafel in Pressbaum.
PRESSBAUM. Mittendrin statt nur dabei: Bezirksblätter-Redakteure legen Laptop, Block und Schreibstift kurzzeitig nieder und schnuppern für einen Tag in unterschätzte, außergewöhnliche oder besondere Tätigkeiten in der Region. In diesem Teil der Serie "Ein Tag als..." begleitete Redakteurin Tanja Waculik das Team 4 der Team Österreich-Tafel in Pressbaum.
Ab zum Supermarkt
Samstag Nachmittag, 16:45 Uhr. Als die Bezirksblätter-Redakteurin bei der Team Österreich-Tafel im Erdgeschoss des ehemaligen Asfinag-Gebäudes in Pressbaum eintrifft, wird hier bereits ein Auto voll mit Lebensmitteln entladen. Nach einer herzlichen Begrüßung durch Teamleiterin Jutta Stubenvoll, geht's ab zu Fahrer Erwin Frischengruber. Nachdem er bereits zwei Supermärkte in der Region befahren hat um jene Waren abzuholen, die dort aufgrund des bald ablaufenden oder knapp überschrittenen Mindesthaltbarkeitsdatums nicht mehr verkäuflich sind, müssen nun zwei weitere Fillialen in Auhof und Maria Brunn angefahren werden.
Jeden Samstag eine Überraschung
Die Team Österreich-Tafel in Pressbaum hat an jedem Samstag Abend geöffnet und wird von insgesamt vier verschiedenen Teams betreut. Erwin Frischengruber ist einer von fünf Fahrern im Team 4, die ehrenamtlich an einem Samstag im Monat Supermarkt-Fillialen in der Region befahren um jene Waren abzuholen, die die Märkte zur Verfügung stellen."Bis auf Alkohol nehmen wir eigentlich alles dankbar an – je nachdem wo wir was kriegen", erklärt Erwin Frischengruber, weiß jedoch: "Man weiß vorher nie was man kriegt – das sieht man erst vor Ort." Er ist von Beginn an als freiwilliger Helfer bei der Team Österreich-Tafel dabei und ist von der Idee voll und ganz überzeugt: "Einerseits wird Müll vermieden, andererseits kriegen so Menschen etwas, die nicht so toll begütert sind."
Fahrer Erwin Frischengruber mit dem "Jackpot": 13 Kisten voller Lebensmittel, die andernfalls am Müll gelandet wären. (Foto: Waculik)
"Jackpot!"
Jackpot – eine Supermarkt-Filliale in Auhof stellt 13 Kisten an knapp abgelaufenen Toastbrot, Aufback-Gebäck sowie einige Milch- und Süßwaren zur Verfügung. "Das is ja heut wie Weihnachten", lächelt der Fahrer und nimmt die Ware dankend entgegen. "Meistens ist es ein 'gemischter Satz': Ein bisschen hiervon, ein bisschen davon", schildert Frischengruber.
Entladen, sortieren, schlichten
Zurück in Pressbaum wird das Auto entladen. Auch jene Freiwilligen, die sich um die spätere Ausgabe der Waren kümmern, haben sich in der Zwischenzeit vollständig eingefunden und sind bereits fleißig am Sortieren. Kaputte Waren werden aussortiert, alle anderen werden im Ausgabe-Raum ansehnlich geschlichtet. Die Redakteurin stößt beim Kartoffeln-Sortieren dazu: Mehrere 10-Kilo-Säcke werden in einzelne Portionen zu je 15 Kartoffeln sortiert, immerhin sollen möglichst viele Klienten davon profitieren können. Für den Handel sind die Waren nicht mehr verkäuflich, wirklich schlecht sind jedoch nur einige wenige Kartoffeln. Ohne die Tafel wären die Kartoffeln wohl am Müll gelandet.
Bevor die Waren ausgegeben werden, wird, hier durch Karin Schrittwieser, Andrea Hajek und Regina Schäfer, alles sortiert, kontrolliert und geschlichtet. (Foto: Waculik)
Vorbereitung auf Hochtouren
Während die Fahrer laufend Waren bringen und diese nach und nach sortiert und geschlichtet werden, beginnt um 18:15 Uhr die Anmeldung. Jene Menschen, die sich am heutigen Abend Waren abholen möchten, geben dazu bis spätestens 19:15 Uhr ihre Berechtigungskarten ab. Dann werden Nummern gezogen. "Damit jeder mal die Chance hat Erster oder Letzter zu sein", erklären Andrea Hajek und Robert Berger. Die Leute nehmen's mit Humor – und für alle Nummern unter 10 gibt's sogar einen kleinen Applaus.
Gute Stimmung im Warteraum
Während im Ausgaberaum die letzten Vorbereitungen getroffen werden und alle Helfer in Position gehen, herrscht im Wartezimmer freundschaftliche Stimmung. Ältere und Jüngere, Österreicher und Flüchtlinge plaudern und scherzen miteinander, wer woher kommt ist hier offensichtlich egal – doch sie alle verbindet ein geringes Einkommen.
"Freiwillig ist niemand hier, da stecken schon oft Schicksale dahinter", hält Gerhard Demel fest. Er behält im Ausgaberaum den Überblick: 24 Berechtigungskarten wurden an diesem Abend insgesamt abgegeben, die vorhandenen Waren sollen möglichst für 34 Erwachsene und 13 Kinder reichen.
Ausgabe: Ein junger Vater holt Lebensmittel für seine vierköpfige Familie. (Foto: Waculik)
Ausgabe mit viel Freundlichkeit und Spaß
Es geht los: Gemäß der gezogenen Reihenfolge werden die Menschen nach und nach aufgerufen. "Zwei Erwachsene, zwei Kinder", gibt Gerhard Demel durch und stellt somit klar wieviele Portionen der eintretende syrische Familienvater nun abholen darf. "Hallo – heute hätten wir Shampoo da, können'S das brauchen?", empfängt Regina Schäfer den Familienvater lächelnd. Je nach Menge und Vielfalt der Produkte kann ausgewählt werden was man gerne mitnehmen möchte. Die Helfer der Tafel führen einen nach dem anderen durch die Runde und achten dabei darauf, dass nicht mehr mitgenommen wird als es die Berechtigungskarte zulässt – immerhin sollen die Waren möglichst für alle reichen.
Sauerkraut auf Arabisch
Die Nächste tritt ein: eine ältere Dame mit Mindestpension. Laith Dolmajian, selbst als Flüchtling nach Pressbaum gekommen und nun Helfer der Team Österreich-Tafel, eilt herbei um ihr beim Tragen zu helfen. Immer wieder hilft er auch beim Übersetzen: "Laith – was heißt denn bitte Sauerkraut auf Arabisch?", fragt Karin Schrittwieser aus einem anderen Eck des Raums.
Einsatzende: ca. 21 Uhr
Nach rund einer Stunde ist die Ausgabe erledigt, alle wurden versorgt. Nun gilt es die übrigen Waren – sofern noch vorhanden und sinnvoll – im Lager zu verstauen und aufzuräumen. Rund 30 Minuten später ist auch das erledigt.
Das Team ist zufrieden. Und für Teamleiterin Jutta Stubenvoll steht fest: "Mir macht's einfach immer Spaß wenn ich hierher komm, irgendwie ist es ein befreiendes Gefühl."
ZUR SACHE: Statistik des Jahres 2016
Hier die Statistik der Team Österreich Tafel Pressbaum des Jahres 2016 im Überblick:
24 822,2 kg bzw. 25 Tonnen Lebensmittel verteilt
für insgesamt 3706 Personen oder 1494 Haushalte
insgesamt 2363,5 Kisten geschleppt
Im Durchschnitt wurden im Monat für 125 Haushalte und 309 Personen Lebensmittel verteilt.
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