Grüne Bürgermeisterkandidatinnen: "Wollen Paroli bieten"

Zwei Grüne-Bürgermeisterkandidatinnen fürs Innviertel: Eleonora Ries aus Mattighofen und Martina Schröckelsberger aus Tumeltsham.
  • Zwei Grüne-Bürgermeisterkandidatinnen fürs Innviertel: Eleonora Ries aus Mattighofen und Martina Schröckelsberger aus Tumeltsham.
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INNVIERTEL (lenz). Oberösterreichweit erhofft sich Landessprecherin Maria Buchmayr, die Marke von 100.000 Stimmen zu knacken – je nach Wahlbeteiligung wären das rund zwölf Prozent. Stimmen holen wolle man vor allem bei den Frauen. "Frauen haben am männlich dominierten Arbeitsmarkt nach wie vor das Nachsehen. Das sehen wir nicht mehr ein", betont Buchmayr. Vor allem in der Gemeindepolitik werde vieles entschieden, was Frauen besonders betrifft: Kinderbetreuung, Pflege, Nahversorgung oder sichere Verkehrswege. "Deshalb ist es wichtig, sozusagen von Frau zu Frau wählen zu können. Es kandidieren immer mehr Frauen auf den Grünen Listen, im Innviertel sogar zwei für die Bürgermeisterwahl." So stellen sich in Tumeltsham Martina Schröckelsberger und in Mattighofen Eleonora Ries der Wahl. Grüne-Landesgeschäftsführerin Michaela Heinisch ist überzeugt: "Frauen profilieren sich in dieser Männerdomäne, indem sie mit Sachlichkeit, Konsequenz und Ausdauer punkten. Immerhin schaffen viele den Balanceakt zwischen Job, Familie und Haushalt hervorragend."

Schröckelsberger: "Tumeltsham droht wegzuschlafen"

Über ihren Antritt zur Bürgermeisterwahl zeigten sich viele überrascht – durchaus positiv, wie Schröckelsberger betont. "Viele waren erstaunt, dass ich mich als Frau traue, Paroli zu bieten." Sie will Tumeltsham aus seinem "Dornröschenschlaf" erwecken. "Es wird Politik hinter verschlossenen Türen betrieben und nur so viel nach außen weitergegeben, wie unbedingt notwendig ist um sich ja nur nicht selbst zu schaden", kritisiert Schröckelsberger. Das Problem sei die absolute Mehrheit der ÖVP. "Es muss wieder Platz gemacht werden für eine Politik der Transparenz und Offenheit. Die Bürger sollen informiert werden, wofür ihr Steuergeld ausgegeben wird."

Mehr Spielplätze und weniger Lärm in Tumeltsham

Grundsätzlich plädiert Schröckelsberger für eine Entlastung des Gemeindebudgets und fordert eine gemeindeübergreifende Zusammenarbeit – etwa bei Fahrzeugen. Wichtig sei ihr aber auch ein Mitspracherecht der Bürger bei wichtigen Bauvorhaben, die Verlängerung des Rieder Citybusses bis nach Tumeltsham sowie Maßnahmen zur Lärmreduktion. Zudem soll Tumeltsham noch familienfreundlicher und grüner werden – aktuell gebe es nur einen Biobauern in der Gemeinde. "Ich glaube es gibt genug Arbeit. Ich bin bereit, die Aufgaben anzugehen."

"Tumeltsham hätte genug Kapazitäten, um Flüchtlinge unterzubringen"

Unzufrieden zeigt sich Schröckelsberger auch mit der derzeitigen Flüchtlingspolitik – im Großen wie im Kleinen. "In der Gemeinde stünde das ein oder andere Gebäude bereit. Wir hätten die Kapazitäten, um Flüchtlinge menschenwürdig unterzubringen", ist sie überzeugt. Aktuell sind in der Gemeinde jedoch keine Asylwerber untergebracht. "Da heißt es lieber: Das sitzen wir aus, das schweigen wir tot. Als Mensch mit Herz ist für mich da eine Grenze erreicht. Als Bürgermeisterin würde ich sofort Maßnahmen in die Wege leiten."

Ries: "Frauen gehören in die Politik!"

Bereits seit 1991 ist Eleonora Ries im Mattighofner Gemeinderat. Ihrem Engagement für die Umwelt ist die zweifache Mutter treu geblieben. Sie will sich weiterhin für den Ausbau erneuerbarer Energien, Urban Gardening sowie mehr Geh- und Radwege einsetzen. Aber auch ein Citybus für Mattighofen, Tempo 30 vor Schulen und Kindergärten, leistbares Wohnen für junge Familien oder eine barrierefreie Stadt stehen auf ihrer Agenda. "Ich bin der Meinung, Frauen gehören in die Politik. Ihre Sicht ist oft eine andere als die der Männer – wie etwa bei der Volksschul-Baustelle. Während diese saniert wird, sind die Schulkinder jetzt drei Jahre lang neben Lärm, Staub und Gefahr in Containern neben der Baustelle untergebracht. Es hätte auch andere Lösungen gegeben", kritisiert Ries. Seit sie im Gemeinderat tätig ist, kandidiert sie auch für das Bürgermeisteramt – trotz relativ wenig Siegchancen. "Es geht darum, ein Signal zu setzen an alle Frauen – traut euch! Denn um etwas bewirken zu können, muss man damit beginnen."

"Den Hetzern aus dem blauen Lager muss Paroli geboten werden!"

Klare Worte findet Ries auch in Sachen Flüchtlingspolitik. Sie plädiert für eine "Humanitäts-Agenda", das Problem müsse auf EU-Ebene gelöst werden. "Wenn es die Menschen bis hierher geschafft haben, brauchen sie Essen und ein Dach über dem Kopf. Österreich zählt zu den reichen Ländern, wie können einen Teil der Flüchtlingswelle aufnehmen und gut versorgen. Die Empathie braucht neuen Auftrieb und den Hetzern aus dem blauen Lager muss Paroli geboten werden." Die Politik des Stillschweigens, um keine potentiellen Wählerstimmen zu vergraulen, ist ihr ein Dorn im Auge. "Mann muss auch Verantwortung für das übernehmen, was man nicht tut. Entscheidungen sind so zu fällen, dass man sich am nächsten Tag noch in den Spiegel schauen kann, ohne sich schämen zu müssen. Den Mund aufmachen zur richtigen Zeit am richtigen Ort und dann dazu stehen – das nenne ich Rückgrat haben", so Ries.

ZUR SACHE: 19 Grüne Gemeindegruppen im Innviertel
• Bezirk Braunau: Braunau am Inn, Lengau (Bürgermeisterkandidat Hans Winkelmeier), Mattighofen (Bürgermeisterkandidatin Eleonora Ries), St. Peter am Hart
• Bezirk Ried: Eberschwang, Hohenzell (Bürgermeisterkandidat Hubert Standhartinger), Mörschwang, Neuhofen, Obernberg, Ort im Innkreis, Ried (Bürgermeisterkandidat Max Gramberger), Taiskirchen, Tumeltsham (Bürgermeisterkandidatin Martina Schröckelsberger)
• Bezirk Schärding: Andorf, Diersbach, Esternberg, Raab, Riedau, St. Willibald

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Foto: Cityfoto
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