Wer wird Bürgermeister?
Das Dreier-Interview vor der Wahl in St. Martin im Innkreis

Rainer Höretzeder (FPÖ), Angelika Langmaier (Die Grünen) und Benjamin Salhofer (ÖVP) streben das Bürgermeisteramt in St. Martin im Innkreis an.  | Foto: Doms/BRS
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  • Rainer Höretzeder (FPÖ), Angelika Langmaier (Die Grünen) und Benjamin Salhofer (ÖVP) streben das Bürgermeisteramt in St. Martin im Innkreis an.
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Wegen "unsäglichen Diskussionen, Forderungen, ja auch Unterstellungen" seitens der Bürger, aber auch wegen Androhungen von juristischen Schritten ist St. Martins ehemaliger Bürgermeister Hans Peter Hochhold im Juni dieses Jahres nach acht Jahren im Amt zurückgetreten. Daher wählt St. Martin im Innkreis am Sonntag, 8. Oktober, einen neuen Bürgermeister beziehungsweise eine Bürgermeisterin.

ST. MARTIN IM INNKREIS. Wer folgt Hans Peter Hochhold nach? Damit sich die Bürger ein besseres Bild machen können, stehen die Bürgermeisterkandidaten Benjamin Salhofer (ÖVP, 35), Rainer Höretzeder (FPÖ, 50) und die Kandidatin Angelika Langmaier (Die Grünen, 36) der BezirksRundschau und dem „Radio FRI“ Rede und Antwort. Das vollständige Gespräch finden Sie hier als Podcast.

Wie lange hat es gedauert, bis Sie sich entschieden haben, zu kandidieren?
Angelika Langmaier: Die Zeit zwischen der Gemeinderatssitzung, wo bekannt wurde, dass wir neu wählen müssen, und dem finalen Entschluss zu kandidieren, war sehr intensiv für mich. Anfang Juni habe ich mich nach Absprache mit meinem Team dazu entschieden, mich zur Wahl zu stellen.
Benjamin Salhofer: Als ich erfahren habe, dass Hans Peter sein Amt niederlegt, habe ich mich mit meinem Team abgesprochen und mich schnell entschlossen anzutreten. Mir war dabei wichtig, dass mein Team zu 100 Prozent hinter mir steht. Nach beinahe flächendeckenden Hausbesuchen kann ich auch großen Rückhalt in der Bevölkerung spüren. Und ja, es war für mich schnell klar, dass ich Verantwortung übernehmen will.
Rainer Höretzeder: Auch wir haben das in der Fraktionssitzung besprochen, und da ich bereits vor zwei Jahren angetreten bin und 30 Jahre Erfahrung in der Gemeindepolitik mitbringe, stand schnell fest, dass ich es mache. Es wäre für mich kein Problem gewesen, wenn ein anderer meiner Partei kandidiert hätte, aber am Ende standen alle in der Partei hinter mir und nach Absprache mit meiner Familie war klar: Ich trete erneut an!

Was erwarten Sie von der Arbeit als Ortschef beziehungsweise Chefin, wenn Sie solche Aussagen und Erlebnisse, wie sie Hans Peter Hochhold schilderte, hört? Wie groß ist der Respekt vor dem Amt?
Langmaier: Ich finde es war absehbar, dass Hans Peter nicht bis zur nächsten regulären Wahl zur Verfügung stehen wird. Doch am Ende waren die Umstände schon überraschend und auch schockierend für uns alle.
Salhofer: Ich habe mir natürlich über die Bewegründe von Hans Peter Gedanken gemacht und großen Respekt vor dieser Aufgabe. Aber ich bin davon überzeugt, dass ich mit einem „rauen“ Ton umgehen kann. Ich arbeite im Baugewerbe, da bin ich schon einiges gewöhnt.
Höretzeder: Wir waren überrascht, aber seine Entscheidung ist natürlich zu akzeptieren.

Herr Höretzeder, glaube Sie, dass es ein Vorteil für Sie ist, schon einmal angetreten zu sein?
Die Karten werden neu gemischt. Ich sehe meinen Vorteil eher darin, dass ich seit Jahrzehnten im Ort gut vernetzt bin. Die St. Martiner kennen mich und da ich ja vor eineinhalb Jahren bereits angetreten bin, habe ich im Wahlkampf auch auf die Hausbesuche verzichtet. Grundsätzlich muss ich sagen, dass sich St. Martin glücklich schätzen kann, drei Bürgermeisterkandidaten zu haben.

Frau Langmaier, glauben Sie, dass speziell im ländlichen Bereich eine Grüne Bürgermeisterin realistisch ist?
Auf jeden Fall! Beispiel dafür ist Attersee am Attersee, die seit der letzten Wahl einen Grünen Bürgermeister haben. Ich strebe das Amt an und habe gute Voraussetzungen: Meinen hohen Anspruch an Transparenz und das Bestreben, bei allen Entscheidungen die Langfristigkeit im Blick zu haben. Außerdem ist mir ein gutes Zusammenleben der Menschen in der Gemeinde wichtig.

Herr Salhofer, acht Jahre war jetzt ein ÖVP-Bürgermeister im Amt. Verspüren Sie Druck, gewinnen zu müssen?
Ich würde sagen, es ist nicht der Druck gewinnen zu müssen, sondern der Druck gewinnen zu wollen! Außerdem hat es sich bewährt, wenn die stimmenstärkste Partei im Gemeindeart auch den Bürgermeister stellt.

Wie intensiv ist Wahlkampf in der Gemeindepolitik?
Salhofer: Der Wahlkampf ist mit den vielen Hausbesuchen sehr intensiv. Allerdings erfährt man genau hier, was die Anliegen der Bürger sind. So kann ich besser auf aktuelle Themen eingehen.
Höretzeder: Es ist mein siebter Wahlkampf. Ich mache da keine große Show daraus, bleibe authentisch und wachse mit den Aufgaben.
Langmaier: Man stehe in einer Konkurrenzsituation mit Menschen, die ich mag und mit denen man ansonsten gut zusammenarbeitet, das ist schon eine komische Situation. Außerdem wollen wir gemeinsam gestalten und haben eine große Schnittmenge in den Zielen für unsere Gemeinde.

Wie würden Sie Ihr Verhältnis zueinander beschreiben, wie funktioniert die Zusammenarbeit in der Gemeinde?
Salhofer: Wir haben in St. Martin eine sehr gute Zusammenarbeit und das soll auch in jedem Fall so weitergehen. Die Rolle des Bürgermeisters ist es, auch über Parteigrenzen hinweg die beste Entscheidung zum Wohle der Bevölkerung herbeizuführen.
Höretzeder: Das funktioniert in St. Martin seit Jahren super. Ich finde, auf Gemeindeebene sollte kein politisches Kleingeld gemacht werden. Wo gestritten wird, da geht nichts weiter. So wie es oft auf Landes- oder Bundesebene vorgelebt wird, brauchen wir sicher nicht.
Langmaier: Wenn ich das mit anderen Gemeinden vergleiche, arbeiten wir wirklich gut zusammen. Wir haben vier Fraktionen in St. Martin und die meisten Entscheidungen werden von allen gut angenommen.

Herr Höretzeder: In Ihrem Wahlprogramm steht der Punkt „Ausbau des Kindergartens“. Wie weit ist man da tatsächlich?
Es ist Aufgabe des Gemeinderats und des Bürgermeisters, dass der Ausbau in Angriff genommen wird. Eine Aufstockung des alten Kindergartens ist dringend nötig. Der Tennisplatz dahinter benötigt einen neuen Belag, da könnte man die Gelegenheit nutzen und die Plätze „drehen“, so wäre mehr Platz für den Kindergarten zur Verfügung. Allerdings bin ich lange genug im „Geschäft“, um zu wissen, dass die finanzielle Unterstützung des Landes lange auf sich warten lässt, daher ist es schwer zu sagen, wann dieses Projekt umgesetzt werden kann.

Frau Langmaier: Wie grün kann St. Martin noch werden, wo sehen Sie Verbesserungspotenzial?
Das ist eine große Frage! Ich komme jetzt sicher nicht mit Schmetterlingen und Windrädern daher. Mir ist ein gutes Zusammenleben wichtig. Speziell für junge Menschen fehlt der passende Platz – der Sparparkplatz ist es sicher nicht. Mir ist es wichtig, Projekte langfristig zu denken und konsequent umzusetzen. Und wie Rainer schon sagte, auf den Kindergarten und die Kinderbetreuung sollte nun der Fokus gelegt werden.

Herr Salhofer: „Grünflächen erhalten, den Antiesenweg freiräumen und zugänglich machen“ steht in Ihrem Wahlprogramm. Was ist konkret damit gemeint und wie soll das umgesetzt werden?
Der Weg ist leider kaum noch begehbar, vor allem nicht mit einem Kinderwagen. Die Menschen sollen die schöne Natur bei uns genießen können. Gespräche mit den Anrainern gab es hier bereits. Ein weiteres wichtiges Thema ist natürlich der Kindergarten, da sind sich ja alle einig, der gehört erweitert. Ich hatte da auch schon persönlichen Kontakt mit Landeshauptmann Thomas Stelzer und Landeshauptmann-Stellvertreterin Christine Haberlander.

Was haben die Vereine von Ihnen zu erwarten?
Salhofer: Ich bin selbst bei mehreren Vereinen, unter anderem auch beim Gesangsverein. Darum schätze ich besonders die Arbeit, die in Vereinen geleistet wird, insbesondere die Nachwuchsarbeit mit Jugendlichen. Wichtig ist, dass kein Verein bevorzugt wird und nichts kategorisch abgelehnt wird.
Höretzeder: Vereine liegen mir am Herzen. Die Feuerwehr, wo wir dringend ein neues Zeughaus benötigen, aber auch der Fußballverein mit dem Sportplatzgebäude, wo man nicht vergessen sollte, dass Woche für Woche zahlreiche Kinder betreut werden, benötigen Geld. Aber in St. Martin gibt es viele Vereine, keiner soll zu kurz kommen.
Langmaier: Ich bin in keinem Verein und daher definitiv unparteiisch. Das Vereinsleben ist in einem Ort natürlich extrem wichtig. Ich freue mich auf den Austausch und eine gute Zusammenarbeit.

St. Martin ist mittlerweile eine große Gemeinde mit 2187 Einwohnern (Stand Jänner 23)! Sollte Bürgermeister hier kein Vollzeit-Job sein? Wie habe Sie das geplant?
Langmaier: Ich bin selbstständig, aber mein Unternehmen ist noch jung und lastet mich nicht voll aus. Ich kann mir meine Projekte gut einteilen und zur Not habe ich meinen Laptop mit, mehr benötige ich nicht zum Arbeiten. Das sind gute Voraussetzungen für das Amt der Bürgermeisterin.
Höretzeder: Ich bin seit 30 Jahren in meinem Job tätig und kann mir das mittlerweile gut einteilen. Ich bin lange genug dabei, um zu wissen, was zu tun ist. Man wächst mit den Aufgaben und die Menschen dürfen auch nicht immer erwarten, dass jeder Veranstaltungstermin wahrgenommen werden kann.
Salhofer: Wenn ich Bürgermeister bin, steht das Bürgermeisteramt für mich an erster Stelle. Als Selbständiger bin ich flexibel und kann mir die Arbeit gut einteilen.

In einer Gemeinde wie St. Martin sind es oft die kleinen Dinge, die die Bürger beschäftigen. Ein Beispiel: Am Spielplatz oben beim Grünstreifen fehlen Sitzmöglichkeiten in Form von Bänken. Sind solche Projekte nicht leicht umsetzbar?
Höretzeder: Der Grünstreifen ist noch nicht fertig, er soll wirklich Parkcharakter bekommen. Ich finde auch, dass sind Kleinigkeiten, die sollte man als Bürgermeister sehen. Doch da wird bald was passieren.
Langmaier: Der Spielplatz beim Grünstreifen war eines der ersten Themen, die wir als Fraktion aufgenommen haben. Wir wollten bedarfsorientiert und unter Einbezug der Bevölkerung, insbesondere der Kinder, ein Konzept dafür entwickeln. Mit dieser Herangehensweise konnten wir uns im Gemeinderat leider nicht durchsetzen, wodurch der Spielplatz in der heutigen Form bestellt und montiert wurde. Ein Spielplatz ohne Sitzgelegenheiten ist auch aus unserer Sicht unvollständig.
Salhofer: Ich stimme da meinen Kollegen zu. Da muss dringend was passieren, aber das wird es auch. Darüber hinaus gibt es viele kleine Anliegen, die die Bürger bewegen und die berücksichtigt werden müssen.

Eure Prognose für den Wahltag? Stichwahl oder keine Stichwahl?
Alle Kandidaten: Stichwahl…

Was machen Sie am Tag nach der Wahl?

Langmaier: Schlafen! Jetzt beschäftigt mich so einiges, da schlafe ich nicht so gut.
Salhofer: Der Vorschlag von Angelika hört sich ganz gut an, jedoch wäre ein Besuch in der Therme zum Entspannen auch vorstellbar. Sollte ich Bürgermeister werden, wird mich wohl mein erster Weg am Montag ins Gemeindeamt führen.
Höretzeder: Ich trinke ein gemütliches Bier mit allen Helfern.

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