Halleiner Bühnenbildner Alois Ellmauer wird Gulliver zum Leben erwecken
Salzburg 2016: Theatermacher Reinhold Tritscher schickt den Riesen aus Jonathan Swifts Literaturklassiker auf eine Reise durch das Land Salzburg
Noch geistert der Riese als bloße Idee durch den Raum, er muss erst langsam Form annehmen und sein Innenleben – eine ausgeklügelte Mechanik, die ihm erlauben wird, zu gehen, den Arm zu heben, zu winken, vielleicht zu lächeln – entwickeln. Bühnenbildner Alois Ellmauer wird "Gulliver" erschaffen, ihm Charakter und Beweglichkeit verleihen. Wie er aussehen wird, steht noch nicht fest, denn Bühnenbildnerei ist immer auch ein Prozess. Fix ist nur, dass der "Gulliver" sechs Meter hoch sein wird – und zum Transport zusammengelegt werden kann, verrät Alois Ellmauer.
Gulliver wird unterschiedliche Menschen zusammenbringen
Später, Anfang Juli wird "Gulliver" auf Reisen gehen, durch das Bundesland Salzburg. "Die Idee ist, dass er Salzburg aus neuen, ungewohnten Blickwinkeln betrachten wird – und dass er die Menschen zusammenbringt", erklärt Theatermacher Reinhold Tritscher. Mit seiner "VOLXtheaterwerkstatt", einer integrativen Theatergruppe, hat er gemeinsam mit dem Theater Ecce in der ARGEkultur zuletzt mit dem Stück "Hafen der gestrandeten Sehnsüchte" das Publikum begeistert. Dieser integrative Ansatz setzt sich bei Gulliver fort: Er wird an seinen Stationen in Salzburg jeweils rund zehn Menschen benötigen, die ihn gemeinsam bewegen.
Für Gullivers Reise durch Salzburg sucht Reinhold Tritscher noch Orte, Begegnungsmöglichkeiten und Menschen, die den Riesen in Bewegung setzen. Infos dazu gibt es unter Theater Ecce.
Zusammenarbeit mit Ilya Kabakov
Gullivers Reise durch Salzburg ist ebenso Work in Progress wie oftmals die Bühnenbildner von Alois Ellmauer. Er und Reinhold Tritscher haben schon öfters erfolgreich zusammengearbeitet. Ellmauer arbeitet aber auch für andere Freie Bühnen in Salzburg. Alois Ellmauer hat Bühnen- und Kostümbild an der Universität Mozarteum studiert, für die Festspiele gearbeitet – unter anderem für Julian Crouchs "Jedermann"-Inszenierung 2012/13 und für Peter Steins "Libussa" auf der Pernerinsel 1997. Über die Achse Festspiele kam Alois Ellmauer – als Assistent bei der Ruhrtriennale unter der Intendanz von Gérard Mortier – vor 15 Jahren erstmals mit dem in den USA lebenden Bühnenbildner und Künstler Ilya Kabakov zusammen.
Dort hinschauen, wo viele lieber wegschauen
Seither arbeitet Alois Ellmauer regelmäßig für Kabakov, reist ein bis zwei Mal jährlich zu ihm in die USA. "Ich baue Sulpturen nach seinen Skizzen und Zeichnungen, das ist eine sehr spannende Arbeit." So wie er bei der Arbeit für Kabakov versucht, den Ideen des Künstlers gerecht zu werden, so versucht er auch als Bühnenbildner stets, den Kern eines Stückes zu erfassen. "Mir geht es nicht um eine historisch korrekte Dekoration für ein Theaterstück, sondern darum, mehr als nur die vordergründigen Aspekte hervorzuarbeiten." Er sieht in "Gullivers Reisen" nicht nur einen Riesen, der als Fremder in andere Länder kommt, sondern auch einen, der von den Menschen enttäuscht wird. "Er wird bei seienr Reise durch das Land auch dort hinschauen, wo man normalerweise vielleicht nicht so gerne hinschaut", sagt Alois Ellmauer.
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