Internet in der Hosentasche – neue Süchte sind im Kommen

Kurt Sonnleitner, Andreas Gatsch, Hannes Bacher, Stefanie Schenker | Foto: BB
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Alkohol ist nach wie vor die am meisten verbreitete Sucht in unserer Gesellschaft, aber die sogenannte Verhaltenssüchte wie Computer oder Internetsucht sind im Kommen."Wir können noch nicht abschätzen, welche Problematik mit dem Smartphone, mit dem Internet in der Hosentasche auf uns zurollt", sagt Andreas Gatsch von der Suchtkoordination des Landes Salzburg. Internetsucht betreffe vor allem junge User, die Kauf- und die Spielsucht eher die mittlere Altersgruppe, ergänzt Hannes Bacher, Ärztlicher Leiter der Suchthilfe Salzburg. Vor allem Menschen, die seit Jahren in keinem Arbeitsprozess stehen, sieht er als gefährdet, denn sie würden sich in ihrer unfreiwillig vielen Freizeit gerne in Glücksspiellokalen treffen.

In der seit etwa fünf Jahren bestehenden Spielsuchtambulanz an den Salzburger Landeskliniken gebe es einen steten Zuwachs, erklärt auch Kurt Sonnleitner, Ärztlicher Leiter der Akutstation, Therapiestation und Tagesklinik für Abhängigkeitserkrankungen. 90 Prozent der Betroffenen würden ambulant behandelt, weil es über einen langen Weg betreuung brauche und auch weil es offiziell keine Entzugserscheinungen gebe – "auch wenn ich das von einigen Patienten anders geschildert bekomme", so Sonnleitner.

"Wenn ich etwas ändern will, es aber nicht schaffe – dann habe ich ein Problem"

Eine Sucht könne man nicht heilen, sondern in besten Fall "in einen Ruhezustand versetzen. Das ist so ähnlich wie bei den Windpocken, die bleiben auch im Körper", so der Experte weiter. Ab wann man ein Problem habe, bzw. ab wann ein Verhalten zur Sucht werde, beantwortet Suchtkoordinator Gatsch so: "Ich will ein Verhalten, einen Konsum ändern, aber ich merke, es gelingt mir nicht: Dann habe ich ein Problem. Dann zieht sich der Leidensweg oft über Jahre, denn man will sich ja nicht eingestehen, dass ein Suchtverhalten vorliegt." Irgendwann werde es dann aber eng – am Arbeitsplatz, in der Partnerschaft – und erst dann kämen die meisten zur professionellen Beratung.

Wenn Teenager mit Rausch nach Hause kommen: "Ausschlafen lassen"

Um Süchte möglichst erst gar nicht entstehen zu lassen, rät Suchthilfe-Experte Bacher, schon Kindergartenkinder darüber aufzuklären, wie gefährlich Substanzen wie Alkohol oder Drogen seien. "Verhindern, dass Kinder zu Alkohol und Drogen greifen, werden Sie aber nie können. Sie müssen wissen, dass bereits Neunjährige erste Erfahrungen mit NIkotin haben, dass Zehnjährige ihr erstes Trinkerlebnis schon hinter sich haben, dass Zwölfjährige schon einen Rausch erlebt haben." Kindern müsse man Grenzen setzen, auch heute noch, ist der Experte überzeugt. "Eltern sollten mit ihren Kindern offen darüber sprechen statt sofort zu strafen." Und wenn das Kind, der Jugendliche mit einem Rausch nach Hause kommt? "Ausschlafen lassen und am nächsten Tag ansprechen. Eventuelle Missgeschicke aus der Nacht muss das Kind dann selbst aus dem Bett räumen", so der Rat des Experten. Und: Wenn sich bei Eltern das Gefühl von Ohnmacht einstelle, dann sollten sie sich professionelle Hilfe holen und sich beraten lassen, "und zwar mit dem Kind".

"Auf Tuchfühlung bleiben, nicht sofort strafen"

Dass Kinder und Jugendliche zu Alkohol und Drogen greifen, das müssten Eltern heutzutage bis zu einem gewissen Maß aushalten, ergänzt Gatsch. "Wir müssen Jugendlichen zugestehen, dass sie das Leben ausprobieren, dass sie Dinge tun, die gefährlich sein können." Er rät betroffenen Eltern, "auf Tuchfühlung mit den Kindern zu bleiben, zu spüren, wie es dem Sohn, der Tochter gerade geht. Das wichtigste ist, die Beziehung aufrecht zu erhalten in dieser schwierigen Zeit."

Direkt zur Sendung geht es hier.

Links zu Therapie- und Beratungseinrichtungen zum Thema Suchterkrankungen in Salzburg
Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Suchtkoordination des Landes Salzburg
Psychosozialer Dienst des Landes Salzburg
Suchthilfe Salzburg
Kostenloses Selbstkontrolltraining SKOLL – Start April 2016

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