1. Juni 1945: Schicksalstag für tausende Kosaken
Im heurigen Jahr jährt sich die Kosaken-Tragödie in Lienz zum 70. Mal.
Kurz vor Ende des 2. Weltkrieges brachte die bevorstehende Niederlage Deutschlands die Kosaken als Kämpfer auf Seiten Deutschlands in arge Bedrängnis. Stalin betrachtete sie als Nazikollaborateure und Verräter und drohte ihnen mit dem Tod. Auf der Flucht vor der Roten Armee kamen Anfang Mai 1945 ca. 25.000 Kosaken, Männer, Frauen und Kinder, über Italien nach Lienz, das bereits in britischer Hand war. Der ganze Bezirk hatte damals rund 35.000 Einwohner, Lienz 8.000. Die Geflüchteten erhofften sich hier Rettung durch die Britische Armee, doch es kam alles anders.
Dramatische Szenen
Am 1. Juni 1945 und in den Tagen danach spielten sich im Hauptlager in der Lienzer Peggetz und in der näheren Umgebung dramatische Szenen ab.
Entgegen anderslautenden Zusagen verluden die Briten die Kosaken gewaltsam auf LKW und Eisenbahnwaggons, um sie nach Judenburg (Steiermark) zu bringen und sie dort an das russische Regime zu übergeben. Die Angst vor der Auslieferung führte bei den Kosaken zu Massenselbstmorden und Erschießungen. Mütter sprangen mit ihren Kindern in die hochwasserführende eiskalte Drau, Männer erschossen oder erhängten sich. Etwa 3.000 Menschen kamen ums Leben.
Gedenkstätte
Noch im selben Jahr wurde im Lienzer Ortsteil Peggetz ein Kosakenfriedhof angelegt. Mehrere Einzelgräber sowie ein Massengrab, in dem etwa 300 Kosaken begraben sind, wurden errichtet. Dieser Platz ist bis heute eine Gedenkstätte. Seit 1953 kommen die ehemaligen Kriegsteilnehmer und Angehörige jährlich nach Lienz, um der Tragödie vom 1. Juni 1945 zu gedenken.
Derzeit wird angrenzend zum Friedhof eine Kosakenkapelle errichtet, die am 1. Juni 2015 im Rahmen einer Gedenkfeier eingeweiht wird.
Im Lienzer Südbahnheizhaus findet von 4. Juni bis 15. September 2015 die Ausstellung "70 Jahre Kosakentragödie in Lienz" statt.
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