Ein Kriegsreporter packt aus

Fritz Orter
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ST. JOHANN (navi). Vorigen Mittwoch las Friedrich (Fritz) Orter, der viele Jahre als Reporter über die Kriegsgebiete dieser Welt bei ORF berichtete, in der Alten Gerberei in St. Johann aus seinem Buch “Ich weiß nicht, warum ich noch lebe“.

Er war in 14 Kriegen, hat viele Tote gesehen, auch tote KollegInnen, mit denen er zuvor zusammengearbeitet hat. Er hasst den Krieg und ist der Meinung: „Kriege brechen nicht aus, Kriege werden geplant und beendet, nach unzähligen Opfern.“

Nach 30 Jahren ORF-Reporterleben in Krisen-, Kriegs-, und Katastrophengebieten wie Kroatien, Bosnien, Serbien, Mazedonien, Kosovo, Tschetschenien, Ossetien, Georgien, Armenien, Pakistan, Afghanistan, Palästina, Gaza, Libanon, Irak, Syrien bringt Orter das von ihm hautnah erlebte und gesehene Kriegselend zu Papier. „Ich habe Sterbende gesehen. Ich war in dreckig verlausten Lazaretten und erbärmlichen, nach Urin und Kot stinkenden Feldspitälern, ich habe schwarz verbrannte Köpfe gesehen, Körper toter Krieger, aus deren Augen Maden krochen, aufgedunsene Leichen, hineingezwängt in Billigsärge“, schreit seine ausgebrannte Seele aus jedem Quadratzentimeter seines Buches.

Er interviewte Menschen, die ein paar Minuten oder Stunden danach in den Tod stiegen, und hat immer noch ein schlechtes Gewissen diesen Menschen gegenüber, dass er ihnen nicht helfen konnte. Ob seine „blutigen“ Berichte einen Sinn für die Allgemeinheit hatten, bezweifelt er heute. Eine dunkle, traurige Stille herrschte an diesem Abend im überfüllten Saal der Gerberei.

Der Literaturverein Lesewelt St. Johann organisierte die Lesung und sorgte für einen des Themas würdigen und reibungslosen Verlauf des Abends.

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