Mehr Frauenpower braucht der Wald
"Wo Tauben sind, da fliegen Tauben zu": Die Jägerschaft des Bezirks freut sich über steten weiblichen Zuwachs.
EGGERDING, BEZIRK (kpr). Schon als sie noch ein kleines Mädchen war, hat sie den Geschichten der Jäger gelauscht. Heute ist sie selbst mit Gewehr und Fernglas im Wald unterwegs. Julia Schönbauer ist eine von 39 Jägerinnen des Bezirkes Schärding – und mit 24 Jahren eine der jüngsten noch dazu. Erst kürzlich hat die Jagdgesellschaft Eggerding sie offiziell mit dem sogenannten "Jägerschlag" in ihre Reihen aufgenommen.
Bezirksjägermeister Franz Stadler erklärt den für ihn erfreulichen weiblichen Zuwachs mit dem Sprichwort "Wo Tauben sind, da fliegen Tauben zu". "Bei uns ist jeder willkommen, der sich entscheidet, die Jagd nach den jagdgesetzlichen Bestimmungen auszuüben." Wie er mitteilt, besuchen derzeit drei Frauen den Jungjägerkurs in Otterbach. Die Jägerinnen seien gleichmäßig auf die Reviere der 29 Jagdgesellschaften des Bezirks verteilt.
Julia Schönbauer hat bereits die Jagdprüfung und die dreijährige Lehrzeit, in der sie regelmäßig an Herbsttreibjagden teilnahm, absolviert. Mit der Jägerei ist die 24-Jährige praktisch aufgewachsen, wie sie sagt. Das elterliche Gasthaus war Anlaufstelle für viele Jäger. Und: Der Vater ist Jagdleiter in Eggerding. "Am besten gefällt mir die Ruhe im Wald und das Beobachten der Tiere", erzählt die junge Jägerin. Die Hege und Pflege des Waldes und seiner Bewohner, sieht sie als ihre Aufgaben. "Ein guter Jäger kennt seine Tiere, da sie ihn oft über Jahre begleiten." Aber: Schönbauer ist sich bewusst, dass sie Rehe, Füchse und Co. auch töten muss. "Kranke oder Schwache müssen erlöst und einer Überpopulation soll entgegen gewirkt werden."
Ganz ohne männliche Jagdkollegen kommen die Frauen im Wald nicht aus, ist sich Stadler sicher. Denn: "Beim Jagdbetrieb gibt es viele körperlich anstrengende Arbeiten." So sei beispielsweise beim Aufstellen des Hochsitzes oder beim Bauen der Reviereinrichtungen Hilfe von den Männern gefragt. "Beim Umgang mit der Waffe oder mit dem Wild besteht sicherlich kein Unterschied zu den Jägern", fügt Stadler hinzu. Das sieht auch Schönbauer so. Dass ihr Hobby noch immer als Männerdomäne gesehen wird, ist für sie kein Problem. Vielmehr ist es für die Eggerdingerin eine Ergänzung zur Arbeit als Land- und Gastwirtin. "Denn so kommt auch von mir selbst erlegtes Wild auf den Speiseplan."
Zur Sache:
Der Jägerschlag geht auf die Anfänge des Berufsjägertums um 1100 zurück. Der Jungjäger bekommt mit einem "Hirschfänger" drei Schläge auf die Schulter. Er wird ersucht, die Grundsätze der Weidgerechtigkeit und die Gebote des Naturschutzes zu befolgen und das Brauchtum in Ehren zu halten.
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