"Nichts ist perfekt und schon gar nicht eine Ehe"

Vor dem Nationalparkhaus in Großkirchheim spricht Redakteurin Natalie Schönegger mit Nationalparkdirektor Peter Rupitsch
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GROSSKIRCHHEIM (schön). Sie sind seit 1983 Nationalparkbetreuer, seit 1991 Geschäftsführer des Nationalparkfonds - haben Sie vor, in dieser Funktion in Pension zu gehen?
PETER RUPITSCH: Das wird wahrscheinlich so sein, denn, wenn ich was anderes machen wollte, hätte ich es vor zehn Jahren tun müssen. Jedoch ist zu sagen, dass mein Beruf gleich spannend ist wie am ersten Tag, da ich mit unterschiedlichen Aufgabenstellungen und Menschen konfrontiert bin.

Sie stehen mit dem sogenannten "hochalpinen Garten von Kärnten" einer subventionierten Institution vor: Inwiefern tangiert Sie die drohende Pleite des Landes?
Die drohende Pleite des Landes tangiert mich maßgeblich, denn: So, wie es dem Land geht, so geht es auch uns. Da in Kärnten die Nationalparkidee geboren wurde, hat es das Land immer gut mit dem Nationalpark gemeint, was auch heute noch so ist. Das heißt, dass wir als starker Leistungsträger bis dato relativ glimpflich davongekommen sind.

Wie empfinden Sie den Rücktritt des Nationalpark-Geschäftsführers Günter Mussnig? Was wird er künftig machen?
Für mich persönlich ist dies ein einschneidendes Erlebnis, da ich es sehr bedauere, dass Günther Mussnig die laufende Periode nicht fertig gemacht hat. In seiner Zeit als Geschäftsführer hat er sehr vieles sehr gut gemacht, jedoch in einem schwierigen Umfeld, weshalb er an seine Grenzen gestoßen ist. Höchstwahrscheinlich wird er in den Landesdienst zurückkehren.

Stichwort Bios: Was sagen Sie dazu, dass die Nationalpark-Verwaltung von Mallnitz nach Großkirchheim siedeln musste? Wird die Gemeinde Mallnitz, die ohnehin zu den abwanderungsreichsten im Bezirk zählt, dadurch nicht noch mehr ausgehungert?
Dieser Schritt war eine Notwendigkeit, da 80 Prozent unserer Kunden hier sind und 80 Prozent der Programme, die wir anbieten, hier stattfinden - auch ist die Nationalparkidee hier entstanden. Wir wollen das Geld nicht in Doppelstrukturen und nachweislich erhöhte Verwaltungskosten, sondern lieber in Projekte investieren. Deshalb wollen wir Mallnitz auch nicht aushungern, sondern in den Ausbau vom Bios, das in "Nationalparkzentrum" umbenannt werden soll, investieren.

Welche Projekte des Nationalparks sind in naher Zukunft geplant?
- Nationalparkdirektion Großkichheim: Investiert werden 1,2 Millionen Euro, wobei künftig 150.000 Euro pro Jahr eingespart werden
- Bios-Ausbau: Investiert wird eine Million Euro, wobei die Hälfte davon in neue Ausstellungen fließt
- Haus der Steinböcke: In Heiligenblut soll Ausstellung zum Thema Steinwild, das mit einer Tourismusinformations-Station kombiniert werden soll, enstehen
- Zukunft Hoffmannshütte: Die Entscheidung über die Zukunft der Hütte in der Gemeinde Heiligenblut fällt in den nächsten Wochen/Monaten

Die Bürgermeister der Nationalparkgemeinden Heiligenblut, Großkirchheim, Mörtschach, Winklern, Mallnitz, Obervellach und Malta könnten mit Josef Schachner (Liste), Peter Suntinger (FPÖ), Richard Unterreiner (LGM), Johann Thaler (SPÖ), Günther Novak (SPÖ), Wilhelm Pacher (ÖVP) und Klaus Rüscher (LM) nicht bunter und unterschiedlicher sein. Welcher ist Ihnen am liebsten?
Meine Aufgabe ist es, den Nationalpark nach internationalen Standards zu führen, weshalb ich mich bemühe, mit allen Bürgermeistern gut zusammenzuarbeiten. In meiner Funktion hatte ich bereits mit neun Landesräten, elf Ministern und 18 Bürgermeistern zu tun. Zu den jetzigen Bürgermeistern der Nationalparkgemeinden ist zu sagen: Vielfalt ist immer äußerst positiv.

Sie sind ein vielbereister Mensch: Was sagen Sie zu der Aussage Eckart Mandlers in einem WOCHE-Interview im Sommer 2014: "Die Drautaler sind ein gelassenes, zufriedenes und was das Organisieren betrifft, selbstständiges 'Volk'. Im Gegensatz zu beispielsweise den Mölltalern sind wir auch offener und haben einen größeren Weitblick. Man könnte sagen: Umso höher die Berge, desto enger das Denken."?
Da ist schon etwas Wahres dran. Jedoch ist zu sagen, dass es dieses "Talschluss-Phänomen" nicht nur im Mölltal, sondern auch in vielen anderen Tälern gibt. Das Mölltal ist geprägt durch Skepsis der Menschen, wobei zu sagen ist, dass - obwohl die Menschen viel streiten - sie, wenn es ernst wird, zusammenhalten, was eine wunderbare Haltung ist.

Immer wieder hört man, dass das Mölltal ein "vom Aussterben bedrohtes Tal ist". Was sagen Sie dazu?
Das Mölltal ist in einer schwierigen Situation. Durch die Tatsache, dass es sich um ein alpines, peripheres Tal handelt, ist der Motor des Tals der Tourismus und das, was damit verbunden ist. Jedoch beschränkt sich auch der Tourismus im Mölltal auf einige wenige Betriebe. Wenn man allerdings - wie ich - das Glück hat, einer interessanten Aufgabe in diesem Tal nachzugehen, ist dies wunderbar. Ich lebe sehr gerne im Mölltal, für mich ist es ein Refugium, in das ich sehr gerne immer wieder eintauche.

Was sagen Sie zum Flüchtlingsthema, das derzeit in aller Munde ist: Ist es für Sie vorstellbar, dass in Ihrer Gemeinde Heiligenblut Flüchtlinge aufgenommen werden?
Meine Meinung ist, dass den Menschen im eigenen Land geholfen werden muss, sodass sie nicht flüchten müssen. Da die Situation nun jetzt so ist, wie sie ist, wird man sich nicht davor drücken können, Flüchtlinge aufzunehmen. Ich persönlich finde jedoch, dass Heiligenblut als Talschluss-Gemeinde kein idealer Standort für Flüchtlinge ist. Ich persönlich habe bis dato nur positive Erfahrungen mit Flüchtlingen gemacht: So kenne ich eine Flüchtlingsfamilie aus dem ehemaligen Jugoslawien, die als Vorzeigefamilie gilt: Die Familie ist voll integriert, die Eltern arbeiten und die Kinder studieren. Zu den Flüchtlingen aus Syrien ist zu sagen: Die Verteilung soll nach sachlichen Kriterien entschieden werden. Es kann zum Beispiel nicht sein, dass so viele nach Traiskirchen kommen und viele Gemeinden gar keine Flüchtlinge aufnehmen.

Sie sind seit knapp 32 Jahren mit Ihrer Frau, um deren Hand Sie nach acht Monaten Beziehung angehalten haben, verheiratet. Was ist Ihr Erfolgsrezept für eine gut funktionierende Ehe?
Eine Ehe ist etwas Wunderschönes, aber eben auch eine Verpflichtung, dessen sich viele wahrscheinlich nicht wirklich bewusst sind. Obwohl meine Frau und ich sehr unterschiedlich sind, passen wir hervorragend zusammen, da wir uns in den wesentlichen Dingen einig sind. Dass ich nicht jeden Tag zu Hause bin und heuer beispielsweise bereits 100 Mal dienstlich auswärts war, belebt die Ehe immer wieder. Wichtig ist, dass man sich nicht auf Kleinigkeiten versteift und bestimmte Dinge nicht überbewertet. Denn: Nichts ist perfekt und schon gar nicht eine Ehe.

Auch Ihr Sohn Julius scheint in die Fußstapfen seines erfolgreichen Vaters treten zu wollen. So hat er heuer den Großglockner Berglauf und die Großglockner Bike Challenge organisiert. Erfüllt Sie diese Tatsache mit Stolz?
Als Vater macht mich das natürlich stolz, da die Veranstaltung erfolgreich war und ich viele Rückmeldungen bekommen habe, dass Julius es sehr gut gemacht hat. Er will etwas Großes daraus machen, wofür ich ihn viel Erfolg und auch das notwendige Glück wünsche. Vor allem deshalb, da ich weiß, dass das Tal bzw. die Heiligenbluter von Skepsis geprägt und grundsätzlich - vor allem Neuen gegenüber - misstrauisch sind. Dies hat sich bei allen großen Neuerungen, so auch bei der Entstehung der Großglockner Hochalpenstraße vor 80 Jahren oder jener der Bergbahnen gezeigt.

Die Hälfte Ihres Arbeitsalltags verbringen Sie im Auto: Inwiefern setzt Ihnen das zu?
Bis dato bin ich dienstlich bestimmt bereits 800 Mal nach Klagenfurt gefahren. Mit zunehmendem Alter wird das natürlich immer mühsamer. Heiligenblut ist nun mal 160 Kilometer von Klagenfurt entfernt ist, deshalb bleibt mir nichts anderes übrig. Da ich aber leidenschaftlicher Ö1-Hörer bin und abends zu wenig Zeit zum Lesen habe, nutze ich die Zeit im Auto, um mich fortzubilden.

Sie sind dafür bekannt, den Großglockner jedes Jahr zu bezwingen. War dies heuer schon der Fall?
Ich werde den Großglockner in den nächsten Tagen bezwingen. Obwohl ich schon etwa 30 Mal auf diesem wunderschönen Berg war und auch unterschiedliche Anstiege gewählt habe, ist es immer wieder ein besonderes Erlebnis für mich.

In Ihrer Jugend waren Sie als Skirennläufer im Kader: Warum wurde nichts aus Ihrer Karriere?
Ich war vier Jahre im ÖSV-Schülerkader, vier Jahre im ÖSV-Jugendkader und anschließend im C-Kader, wo ich auch Europarennen gefahren bin. Zudem war ich im Alter von zehn Jahren in Amerika beim Interski-Congress. Somit habe ich das System erleben dürfen, jedoch hat der letzte Sprung gefehlt. Eine Zeitung hat mich damals mit folgenden Worten beschrieben: "Das verschlampte Talent aus Heiligenblut" (lacht). Diese Zeit war für mich als Bub aus Heiligenblut nichtsdestotrotz toll. Jahre später habe ich die Skitrainer-Ausbildung absolviert und wäre beinahe wieder im Skizirkus gelandet, da man mich als Trainer engagieren wollte, doch mein Bauchgefühl sagte mir damals: Tu es nicht!

Zur Person:

Name: Peter Rupitsch
Geboren: 4. April 1957
Wohnort: Heiligenblut
Familienstand: Verheiratet, drei Kinder
Beruf: Direktor des Nationalparks Hohe Tauern
Hobbies: Sport (Joggen, Skitouren), bildende Kunst
Lieblingsurlaubsort: Die Berge von Mallorca (Tramuntana)
Lieblingsessen: Italienische Küche
Lieblingsgetränk: Wasser
Lieblingsfilm: Casablanca
Lebensmotto: Die Dinge haben nur den Wert, den man ihnen verleiht (Jean Baptiste Moliere)

Der Nationalpark Hohe Tauern ist: der größte Nationalpark der Alpen mit einer großartigen Vielfalt an Pflanzen, Tieren und Lebensräumen
Sport bedeutet für mich: Ausgleich und Naturerlebnis
Dieses Buch zählt zu meiner absoluten Lieblingslektüre: „Die Einmaligkeit des Ameisenhaufens“ von Robert Schloeth
Luxus bedeutet für mich: nach einer Skitour/Laufrunde im Wintergarten oder in der Gartenlaube zu sitzen und Musik zu hören oder zu lesen
Glücksgefühle hatte ich zuletzt: am vergangenen Freitag, als ich mit Freunden bei den Salzburger Festspielen war
Zuletzt geweint habe ich: Ich kann mich beim besten Willen nicht mehr daran erinnern
Mein einschneidendstes Erlebnis war: als ich meinen elften Geburtstag beim Interski-Congress in Aspen/Colorado gefeiert habe, dieses Erlebnis hat mich insofern gesprägt, als dass ich dadurch immer ein Reisender geblieben bin.
Der Sinn des Lebens ist: das Streben nach Glück, Zufriedenheit, Familie und Selbstbestimmtheit. Wichtig ist außerdem, Freunde zu haben und im Frieden zu leben sowie einen Beitrag für die Allgemeinheit zu leisten, ohne sich dabei selbst zu vergessen
Meine letzten Worte sollen sein: Schön wars!

Vor dem Nationalparkhaus in Großkirchheim spricht Redakteurin Natalie Schönegger mit Nationalparkdirektor Peter Rupitsch
Peter Rupitsch
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