Das "barbarische" St. Pölten

Schon in ihrem Debütroman "Blasmusikpop" kreierte Kaiser eine Welt, die an die Umgebung von St. Pölten erinnert. | Foto: Ingo Pertramer

ST. PÖLTEN (jg). Sie schreibt von "dicklichen und oft miserabel gekleideten St. Pöltnern, die aussahen, als wären sie gerade erst aus dem Stalldienst entlassen worden". St. Pölten bekommt im neuen Werk „Makarionissi oder Die Insel der Seligen“ von der aus Kasten stammenden Autorin "sein Fett ab", wie Medien schreiben. Wir haben Vea Kaiser zwischen Lesungen, Zugfahrt und Schülern, die ihre vorwissenschaftliche Arbeit über die Autorin verfassen, zum Interview gebeten.

Sie sind gerade sehr viel unterwegs. Verändert sich durch Ihre Reisen der Bezug zu Ihrer Heimat?
"Was ist Heimat?"
Was ist Ihre Heimat?
"Das kann ich im Moment gar nicht sagen. Ich bin seit vielen vielen Jahren permanent an anderen Orten. Mit 18 bin ich nach Wien gezogen, dann nach Deutschland, dann wieder nach Wien. Dann war ich ein halbes Jahr in Amerika, in Griechenland, Kroatien und Salzburg, was auch mit ein Grund dafür ist, warum mein Buch an so vielen Orten spielt."
Unter anderem auch in St. Pölten. Verarbeiten Sie Erfahrungen, die Sie hier in Ihrer Jugend gesammelt haben?
"Verarbeiten würde ich nicht gerade sagen. Ich denke aber, dass man sehr gut daran tut, über Dinge zu schreiben, mit denen man sich auskennt. Andererseits ist genau das für mich auch schwierig. Im Fall von St. Pölten wollte ich noch so viele kleine Details in die Geschichte packen, zum Beispiel das Glasscherbenviertel, für das dann aber leider kein Platz mehr war."
Kritiker meinen, dass die Landeshauptstadt in Ihrem Buch nicht so gut wegkommt...
"Eine Boulevardjournalistin wollte von mir wissen, warum ich die St. Pöltner so fertig mache. Das ist ein Lesefehler. Es geht ja um die Wahrnehmung aus einer Figur heraus: Jannis, ein junger Grieche, der unfreiwillig nach St. Pölten gekommen ist, steht vor einem Club, wo es sogenannte Ladies Nights mit Strippern und gratis Getränken gibt. Ab 21.30 Uhr stehen die Männer vor diesem Club Schlange, um angetrunkene Frauen aufzureißen. Ich glaube schon, dass diese Männer, die da stehen, nicht gerade Brad Pitt und George Clooney sind. Das hat aber nichts mit den St. Pöltnern zu tun, sondern mit den jungen Männern, die eben solche Partys nutzen, um Frauen aufzureißen, und sicher auch in anderen Städten zu finden sind."
Diese Partys gibt es noch heute. Waren Sie selbst einmal bei einer dieser Partys?
"Ja natürlich."
Was ist Ihnen von St. Pölten über diese Partys hinaus in Erinnerung geblieben?
"Ich bin sicher nicht prädestiniert dafür, St. Pölten zu rühmen, weil ich St. Pölten in der Pubertät erlebt habe. In den 0er-Jahren war die Weggehkultur meinem Empfinden nach Sodom und Gomorrha. Es gab das Café Emmi nicht, das Cinema Paradiso nicht. Dafür gab es Schaumpartys und Kübel mit Alkohol um 10 Euro. Was ich erlebt habe, klingt jetzt im Rückblick sehr barbarisch."
Ihr Eindruck von der Stadt heute?
"Mir erzählen jetzt viele Leute, dass St. Pölten die neue Hipster-Town ist und dass viele nach St. Pölten ziehen. Genau als ich weggegangen bin, ging es offenbar mit dieser positiven Entwicklung los. Ich sollte vielleicht mal drei Tage in St. Pölten Urlaub machen, um zu schauen, was so alles passiert ist."

Lesung im Cinema Paradiso

Vea Kaiser, Shooting-Star der österreichischen Literaturszene, legte nach „Blasmusikpop“ ihren lange erwarteten 2. Roman „Makarionissi oder Die Insel der Seligen“ vor. Am 28.5.15 gibt Vea Kaiser im Cinema Paradiso St. Pölten ihre NÖ-Premierenlesung.

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