Ausgrabungen zeigen: Gföllbichl bei Telfs-Mösern war so etwas wie ein „Tiroler Troja“

Einige der eisernen Pfeilspitzen, mit denen die Siedlung auf dem Gföllbichl beschossen wurde. | Foto: MG Telfs/Dietrich
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  • Einige der eisernen Pfeilspitzen, mit denen die Siedlung auf dem Gföllbichl beschossen wurde.
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TELFS. Vergangene Woche konnte sich Bgm. Christian Härting auf dem Gföllbichl von den spannenden neuen Ergebnissen der nun zu Ende gegangenen Grabungskampagne überzeugen. Bereits im Vorjahr haben die Archäologen unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Gerhard Tomedi eine bedeutende Siedlung identifiziert und eine Ansammlung von Pfeilspitzen gefunden, die – ebenso wie Brandspuren – auf eine kriegerische Auseinandersetzung hindeuten. Bei der heurigen Grabung stieg die Anzahl der Pfeilspitzen, mit denen der Hügel anscheinend beschossen wurde, auf rund 20 an.

Skelettreste eines Jugendlichen: Opfer eines Brandes?

Außerdem stieß man in einem Gebäude auf der Hügelkuppe auf menschliche Skelettreste. Offenbar war es ein männlicher Jugendlicher, der hier um das Jahr 500 v. Chr. in den Trümmern des zerstörten Hauses starb und unbestattet liegen blieb. Gefunden wurden u. a. ein Teil des Unterkiefers, des Beckens, das Steißbeins sowie Finger- und Fußknochen und mehrere Rückenwirbel.
Wie der technische Grabungsleiter Universitätsassistent Mag. Christoph Baur erläutert, deutet alles darauf hin, dass der etwa 14-Jährige im brennenden Haus starb, als das Dorf von den äußerst brutal vorgehenden Angreifern erobert wurde. Archäologe Baur: „Das Gebäude ist abgebrannt und eingestürzt, wir haben verkohlte Balken gefunden. Die Trümmer wurden dann offenbar systematisch nach Wertgegenständen durchsucht. Und danach hat man alles planiert. Anscheinend sollten das Dorf und die Erinnerung daran komplett ausgelöscht werden. Wie total die Zerstörung war, zeigt auch die Tatsache, dass die Skelettteile im Haus verstreut gefunden wurden: Den Bewohnern war es nicht möglich gewesen, den Toten ordnungsgemäß zu bestatten, was den damaligen Menschen sehr wichtig war. Vielleicht wurden sie alle vertrieben, versklavt oder getötet – das wissen wir nicht. Nach der Zerstörung wurde hier auch nie wieder gesiedelt.“

Vermutlich kannten sich Opfer und Täter

Dass versucht wurde, die Spuren des vorgeschichtlichen Gewaltexzesses zu beseitigen, deutet darauf hin, dass Opfer und Täter sich kannten. Der Überfall dürfte nicht von durchziehenden Horden verübt worden sein, sondern möglicherweise von Nachbarn. Es sieht so aus, als hätte hier eine Gruppe die andere vernichtet.
Interessante Ergebnisse lieferte auch der zweite Grabungsbereich am Gföllbichl, unterhalb der Hügelspitze, wo ein Grab vermutet wird. Unter einer großflächigen Steinschicht stieß man auf Mauern und Pflasterungen, die vielleicht eine Grabkammer bildeten. Menschliche Überreste – etwa verbrannte Knochenteile und Asche vom Scheiterhaufen – sind hier allerdings noch nicht aufgetaucht.

Kleine aussagekräftige Fundstücke

Dafür kamen neben den bereits erwähnten eisernen Pfeilspitzen in beiden Grabungsabschnitten auch heuer zahlreiche kleinere, aber aussagekräftige Fundstücke zutage: Metallbruchstücke, eine Fibel (Gewandnadel), Wagenteile, ein Spinnwirtel, ein bearbeitetes Hirschgeweih und vor allem Keramikscherben. Alle Objekte stammen aus derselben Epoche, nämlich vom Übergang der älteren zur jüngeren Eisenzeit um ca. 500 vor Christus.

Es bleibt spannend

Man darf auf die Laboruntersuchungen der Funde gespannt sein, die - vor allem auch bei den Skelettteilen - sicher noch weitere interessante Aufschlüsse bringen werden.

(Textquelle: Dietrich, www.telfs.at)

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