Telfer Physiotherapeuten fühlen sich benachteiligt

Stefan Ebenbichler (Physiotherapie "handcraft"): "Wo bleiben die Zugeständnisse für die ortsansässigen Therapeuten?"
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TELFS. An die heimischen Unternehmen hat die Gemeinde dabei nicht gedacht, meint etwa der Telfer Physiotherapeut Stefan Ebenbichler: "Wo bleiben die Zugeständnisse für die ortsansässigen Therapeuten, die sich über Jahre alles selbst aufgebaut haben? Sie wurden in keinster Weise unterstützt, und trugen sämtliche Risiken der Selbstständigkeit sowie die Investitionen alleine. Diesen fleißigen Therapeuten wird nun nicht nur ein großer Konkurrent vor die Nase gesetzt, dieser wird zu allem Überfluss noch kräftigst mit öffentlichen Steuergeldern unterstützt."
Vize-Bgm.in Cornelia Hagele (WFT) sieht hier keine Bevorzugung eines Unternehmens: "Wir investieren ins Gemeindeeigentum. Den Rohbau müssen wir wirtschaftlich gesehen auf jeden Fall ausbauen, egal ob und an wen wir vermieten. Wenn jemand eine Wohnung mietet, sagt ja auch niemand, es sei eine Unterstützung des Mieters, dass Fenster, ein Bad und Lichtschalter drinnen sind. Wir investieren nicht in den Mieter, sondern in das Objekt. Die Räumlichkeiten wurden ordnungsgemäß öffentlich angeboten. Ing. Oswald Jenewein war für die Gemeinde der attraktivste Mieter."
Hagele sieht es als erfreulich für die Gemeinde, wenn sich hier ein Betrieb einmietet, der 50 neue Arbeitsplätze schafft und Kommunalsteuer zahlt. Außerdem habe sich kein Therapeut aus Telfs für die Fläche interessiert.

Für GR Sepp Köll (Telfs Neu) geht die Rechnung für die Gemeinde nicht auf: "Bei einer Investition von € 980.000, die durch einen Bankkredit finanziert wird, und einer monatlichen Nettomiete von € 5.775,- dauert es 15 Jahre und 5 Monate, bis diese Investition einen Gewinn abwirft, etwaige Zinsen, Reparatur- oder Instandhaltungskosten noch nicht einmal mitgerechnet." Köll wirft der Gemeinderatsmehrheit zudem Kurzsichtigkeit vor: "Hier fährt der „Bürgermeisterzug“ samt seiner Partei „Wir für Telfs“ drüber – ohne dabei die Auswirkungen bedacht zu haben." Vize-Bgm. Hagele dazu: "Köll Sepp sucht bei allen Entscheidungen, die mit großer Mehrheit getroffen werden, einen Makel. Fakt ist, dass die Vermietung des Untergeschosses einen Wert für die Marktgemeinde darstellt und nach spätestens 15 Jahren Gewinne abwirft."
"Die Anzahl der Therapeuten wird von heute auf morgen in Telfs/Umgebung mindestens verdoppelt", meint der Telfer Therapeut Ebenbichler: "Aus moralisch – emotionalen Gründen hätte ich mir vorab mehr Informationen und Miteinbeziehen seitens der Gemeinde gewünscht."
Vize-Bgm. Hagele: „Wir verstehen die Bedenken der ansässigen Therapeuten. Gleichzeitig sind wir aber davon überzeugt, dass die Privattherapeuten gute Arbeit leisten und dies von ihren Patienten auch weiterhin geschätzt wird. Als politische Vertreter haben wir auch die Pflicht auf die Gesundheitsversorgung der Telferinnen und Telfer acht zu geben.“
Die Telfer Therapiezentren denken bereits an eine „Therapeutengemeinschaft“, die als Wahltherapeuten die Vorteile und die Qualität der Wahltherapie vermitteln wollen, um dem großen Konkurrenten Paroli bieten zu können.

Meinungen von Telfer Physiotherapeuten:

Walter Meisel: „In den letzten 10 Jahren ist das Angebot an therapeutischen Einrichtungen in Telfs in einem Maß angestiegen, dass die Versorgung der Telfer Bürgerinnen und Bürger sowie der Patienten der angrenzenden Gemeinden mehr als gewährleistet werden kann, was sich auch in einer relativ kurzen Wartezeit auf einen Termin zeigt. Die Eröffnung einer PKA in Telfs wird für einige Therapieeinrichtungen mit einem Rückgang der Patientenfrequenz einhergehen, aber persönliche Betreuung und Qualität der Behandlung, die in den niedergelassenen Praxen gegeben ist, wird sich am Ende durchsetzen.“

Elisa Mur: "Es ist sehr bedauerlich, dass die Gemeinde Telfs so wenig Wertschätzung für die bereits im Ort arbeitenden Therapeuten an den Tag legt und einen ortsfremden Anbieter bevorzugt! Die Versorung der Gemeinde Telfs durch die ansässigen Therapeuten ist sehr gut gewährleistet und durch die PKA wird uns aber die Existenzgrundlage geraubt, da man nicht in der Lage ist, mit der PKA zu konkurrieren! Insbesondere da die Gemeinde der PKA Mietkonditionen anbietet, die weit unter dem ortsüblichen Niveau für eine Neuvermietung liegen. Dies zeigt sich besonders darin, dass durch die Mieteinnahmen der nächste 15 Jahre nicht einmal die Ausbaukosten, geschweige denn die Baukosten gedeckt werden können."

Christian Jäger: „Ich selbst habe - wie viele Physiotherapeuten - in einer vergleichbaren Einrichtung meine ersten Behandlungserfahrungen gesammelt. Die Qualität der Betreuung kann mit derjenigen, die kompetente und erfahrene Wahltherapeuten bieten, nicht verglichen werden. Die generelle Entwicklung im Gesundheitssystem bietet wohl einigen Grund zur Diskussion. So ist für mich beispielsweise nicht nachvollziehbar, weshalb die TGKK für Behandlungen in der PKA mehr ausschüttet als für Leistungen von uns Wahltherapeuten. Dabei sollte man aber nicht auf dem Rücken der Gemeinde Themen ausfechten, die primär die Sozialversicherungsträger und das Gesundheitssystem im Allgemeinen betreffen."

Daniel Amico: "In einem Ort, an dem die Therapeutendichte dermaßen hoch  ist wie in Telfs, finde ich es politisch vollkommen abwegig, mehrere dutzend Therapeuten zusätzlich in Erwägung zu ziehen. Geschweige denn, dies auch noch mit erheblichem finanziellen Einsatz zu unterstützen! Sinnvoller wäre, bei finanziell bedürftigen Patienten eine direkte Zuzahlung zu Therapien bei bestehenden hochwertigen Therapeuten zu arrangieren. JA zu Qualität, NEIN zu Massenabfertigung!"

Heiko Maldoner und Daniel Junker: "Der Bedarf einer Kassenpraxis (PKA) ist in der Region Telfs sicherlich gegeben! Über die Dimension des Projektes (550qm) und den dafür anfallenden Kosten von EUR 980.000,- (die die Gemeinde trägt) lässt sich jedoch streiten. Aus unserer Sicht, wäre es sinnvoller gewesen, eine bessere Parkmöglichkeit (Tiefgaragenplätze) um das Schwimmbadareal von der Gemeinde zu schaffen – man hätte somit auch hier eine zusätzliche „Einnahmequelle“ gehabt.
Wir, als ansässige Therapeuten, hätten uns von Seite der Gemeinde gewünscht, dass ein solches Projekt öffentlich ausgeschrieben wird!!!"

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