In Drogensucht „geköpfelt“
BEZIRK TULLN (ip). Weil er sich bei einem Köpfler in den Neusiedler See schwere Kopf- und Wirbelsäulenverletzungen zugezogen hatte, versuchte ein 28-jähriger aus dem Bezirk Tulln seinen Schmerzen zunächst mit Cannabis, dann auch mit Kokain zu Leibe zu rücken. Am Landesgericht aSt. Pölten wurde er nun gemeinsam mit seinem kroatischen Freund und dessen 47-jährigen Kokainlieferanten zur Verantwortung gezogen.
700 Gramm Kokain
„Am Anfang hat mein Mandant ein bisserl geschummelt und nur zwei Lieferungen zugegeben“, erklärte Verteidiger Werner Tomanek. Nun gestehe er alles, was ihm Staatsanwältin Michaela Schnell zur Last lege. Insgesamt hat der 47-jährige Kroate mit einem BMW Cabrio zwischen September 2015 und Mai 2016 von Bosnien über Kroatien 700 Gramm Kokain nach Österreich eingeführt und sie dem 27-jährigen Kroaten übergeben. Dieser konsumierte nach eigenen Angaben zuletzt täglich etwa ein Gramm, das er um 46 Euro kaufte. Einen Teil des Suchtgiftes verkaufte er um 70 Euro pro Gramm weiter und bediente sich des 28-Jährigen, der seinerseits teilweise an Arbeitskollegen weiterverkaufte und das Geld seinem Freund gab, großteils verwendete auch er das Kokain für den Eigenkonsum.
War nur "Gift-Überbringer"
Während der Hauptabnehmer behauptete, er habe dem Lieferanten einmal 4.600 Euro, danach 3.000 Euro in bar übergeben und sei ihm noch 10.800 Euro schuldig gewesen, bestritt der 47-Jährige, Geld bekommen zu haben. „Ich hatte nur die Aufgabe, das Gift zu überbringen“, lautete die Erklärung des Lieferanten, was weder Tomanek, noch Schnell, vor allem aber auch Richter Slawomir Wiaderek nicht nachvollziehen konnten, zumal der 27-Jährige nicht nur äußerst glaubhaft sei, vor allem aber wesentlich zur Festnahme des 47-Jährigen beigetragen habe.
Am 3. Mai klickten bei dem Cabrio-Fahrer die Handschellen, als er beim Treffen mit seinem Abnehmer 200 Gramm Kokain dabei hatte, wozu er sich auch von Anfang an geständig zeigte. „Da kann man natürlich schlecht leugnen, wenn man mit der vollen Hose erwischt wird“, kommentierte Wiaderek die Bekenntnisse des Angeklagten.
Cabrio wird konfisziert
Dass es auch um Geld ging, belegte die Staatsanwaltschaft mit aufgezeichneten Telefonaten, in denen die Aussagen des 27-Jährigen zusätzlich bestätigt wurden.
Absolut bereit zur Absolvierung einer Drogentherapie, wobei die Drogenabstinenz jeweils nach drei Monaten dem Gericht nachzuweisen ist, kamen die beiden Giftler mit bedingten Freiheitsstrafen im Ausmaß von zehn beziehungsweise acht Monaten davon. Als Verfall an den Staat muss der Hauptabnehmer 6.000 Euro bezahlen, sein Freund hat 700 Euro abzuliefern.
Obwohl Ersttäter fasste der Lieferant 16 Monate unbedingt aus und muss, dem vermutlichen Gewinn entsprechend 7.600 Euro zahlen. Kokain sei eine gefährliche Droge, meinte Wiaderek und immerhin handle es sich bei den Lieferungen um die zehnfache Überschreitung der Genzmenge. Bitter für den Cabrio-Fahrer: Sein BMW wird konfisziert. Die Urteile sind rechtskräftig.
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