Selbsthilfegruppe für Borderline in Villach
In Villach entsteht eine Borderline-Selbsthilfegruppe. Gründerin Melanie Anderwalt im Interview.
VILLACH (schön). WOCHE: Was ist Borderline?
ANDERWALD: Um diese Frage zu beantworten, greife ich auf ein Buch zurück, das mir eine Therapeutin empfohlen hat (Andreas Knuf/Christiane Tilly: Borderline – Das Selbsthilfebuch). Vieles von dem, was Borderline-Betroffene erleben, lässt sich kaum beschreiben. Zwar gibt es Symptome, wie beispielsweise Selbstverletzungen, die für die Umgebung sichtbar sind und einen Hinweis auf Borderline geben können. Es wäre jedoch falsch, Borderline immer mit selbstverletzendem Verhalten gleichzusetzen. Die Betroffenen erleben sich häufig als Grenzgänger – zwischen himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt, zwischen gesund und krank, zwischen Nähe und Distanz zu anderen und immer wieder auch zwischen Leben und Tod. Wer sich über seine Diagnose unsicher ist, sollte sich mit einem Psychologen oder Psychiater beraten, am besten mit jemandem, der ihn gut kennt und der Erfahrung mit der Borderline–Störung hat.
Was sind die häufigsten Ursachen?
Wesentliche Grundsteine für die Entstehung werden schon in der frühen Kindheit gelegt. Ungünstige Umweltbedingungen in der frühen Kindheit wie sexueller Missbrauch, Vernachlässigung und Gewalterfahrungen tragen bei 35 bis 70 Prozent der diagnostizierten Fälle zur Entwicklung des Borderline-Syndroms bei.
Welche Heilungschancen gibt es?
Man lernt, mit der Krankheit zu leben. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass es nicht einfach ist, jemanden zu vertrauen und um Hilfe zu bitten, doch mit der richtigen Therapie und dem richtigen Therapeuten, dem man auch vertraut, kann man ganz gut lernen, mit der Erkrankung umzugehen.
Wie ist man auf die Idee gekommen, in Villach eine Selbsthilfegruppe für Borderline zu gründen?
Da ich selbst betroffen bin und schon sehr viel Therapie-Erfahrung habe, war es mir ein sehr großes Anliegen, etwas auf die Beine zu stellen und anderen auch die Möglichkeit zu geben, dass sie eine Anlaufstelle haben.
Wie sieht der Ablauf in der Selbsthilfegruppe aus?
Ich möchte eine Anlaufstelle zur Verfügung stellen, in der wir uns austauschen können. Zudem will ich zeigen, dass es auch möglich ist, mit dieser Diagnose glücklich sein zu dürfen. Es ist mir ein Bedürfnis, dass auch andere Betroffene einen Platz finden, an dem sie sich wohlfühlen und an dem man sie so nimmt, wie sie sind. Es ist auch möglich, Profis einzuladen, aber solche Entscheidungen möchte ich in der Gruppe besprechen und auch gemeinsam treffen.
Zur Sache
In Villach gibt es ab September/Oktober im LKH Villach eine Borderline-Selbsthilfegruppe, um betroffenen Menschen einen gemeinsamen Informations- und Erfahrungsaustausch zu ermöglichen.
Dabei soll der bestmögliche Umgang mit der Krankheit geschaffen werden.
Für nähere Infos wenden Sie sich an: melanie.anderwald@a1.net oder office@selbsthilfe-kaernten.at.
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